Diese Woche treffen sich beim Weltwirtschaftsforum in den Schweizer Bergen wieder Entscheidende aus aller Welt. Sie blicken gespannt auf die nächste Trump-Amtszeit.
Kein anderer Name schwebt in diesem Jahr so sehr über Davos wie dieser: Donald Trump. Ausgerechnet am ersten Tag des Weltwirtschaftsforums findet die Amtseinführung des künftigen US-Präsidenten statt. Bei einem Pressbriefing vergangene Woche sagte der Präsident des Forums Børge Brende: „Das Treffen findet vor dem kompliziertesten geopolitischen Hintergrund seit Generationen statt.“ Viele der rund 3000 Anwesenden in Davos haben große Erwartungen an Trumps Präsidentschaft – gute und schlechte.
Wird er für klarere Verhältnisse sorgen, weil er als Dealmaker gilt und auch vor Zusammenarbeit mit Schurken nicht zurückschreckt, wenn es seinen Interessen dient? Das wird die Hoffnung mancher sein. Wird er durch Zölle und Protektionismus die Zusammenarbeit behindern, aus internationalen Abkommen austreten und wirklich nur auf die USA schauen? Das ist die Befürchtung der anderen.
Bei dem Treffen der Elite in den Schweizer Bergen geht es um Zusammenarbeit. Theoretisch soll sie dazu dienen, die Welt besser zu machen, in der Praxis geht es aber auch viel ums Business. In Davos treffen CEOs auf andere CEOs – und auf Regierungschefs. Laut den Organisatoren werden in diesem Jahr 60 von ihnen anwesend sein.
Trump nicht in Davos beim Weltwirtschaftsforum
Doch mit der Zusammenarbeit ist es schwerer geworden. WEF-Präsident Brende hofft trotzdem auf Dialog vor Ort, wie er vor dem Treffen in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ sagte: „Der Dialog findet heute nur auf der Grundlage anderer Prognosen statt als vor vielleicht zehn Jahren. Die Länder treten jetzt wieder viel stärker auf der Grundlage ihrer nationalen Interessen in den Dialog.“
Liveblog Trumps Amtseinführung
Donald Trump selbst wird nicht vor Ort sein, er wird am Donnerstag aber digital zugeschaltet. Der neue amerikanische Präsident gilt als großer Fan des Forums, in seiner vergangenen Präsidentschaft war er gleich zweimal dabei.
Aus Deutschland reist Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) an, er war im vergangenen Jahr nicht da gewesen. Dieses Mal könnte es sogar etwas deutschen Wahlkampf in der Schweiz geben, denn seine Konkurrenten Friedrich Merz (CDU) und Robert Habeck (Grüne) kommen auch.
Krieg in Ukraine und Israel geraten in den Hintergrund
Nachdem der Ukraine-Krieg in den Vorjahren noch stark im Fokus gestanden war, wird Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj in diesem Jahr wohl um die Aufmerksamkeit kämpfen müssen. Genauso wie Israels Staatspräsident Jitzchak Herzog und der palästinensische Ministerpräsident Mohammed Mustafa, die beide anreisen.
Nach seinem kuriosen Auftritt 2024 kann sich Argentiniens Präsident Javier Milei hingegen der Aufmerksamkeit sicher sein. Damals hatte er die Anwesenden als Sozialisten beschimpft – und dafür ordentlich Applaus bekommen. Er dürfte mit der Wahl Trumps weiteren Aufwind verspüren.
Überhaupt muss man sich fragen, wie lange die Agenda aus Davos noch Unterstützung erhalten wird. Viele der Programmpunkte beschäftigen sich nach wie vor mit der Klimakrise, mit Geschlechtergerechtigkeit und Inklusion. Allesamt Themen, die über einige Jahre (zumindest in der Außenkommunikation) hohe Priorität in vielen Unternehmen und Regierungen hatte.
Inzwischen distanzieren sich immer mehr Unternehmen genau davon, seit Trumps Wahlsieg auch öffentlich. Vielleicht ist es also mehr als Zufall, dass viele CEOs am Montag lieber der Amtseinführung Trumps in Washington beiwohnen, als in die Schweiz zu fliegen.