Eine verkorkste Vierschanzentournee und auch in Polen chancenlos: Die deutschen Skispringer stecken im Tief. Viele Mutmacher gibt es vor den Heim-Weltcups nicht.

Der einstige Seriengewinner Pius Paschke ist völlig außer Form, auch Andreas Wellinger hat derzeit nichts mit dem Podium zu tun. Die deutschen Skispringer setzen ihre Negativserie nach der Vierschanzentournee fort und sind seit über einem Monat ohne einen Podestplatz. Einen Tag nach Rang vier im Teamspringen war Karl Geiger als Achter (134 und 134 Meter) am Sonntag im polnischen Zakopane bester Deutscher im Einzel.

„Ich bin definitiv nicht zufrieden. Wir haben momentan eine Phase, die nicht ganz einfach ist. Wir müssen uns mit einzelnen kleinen Erfolgen zufriedengeben“, beschrieb Wellinger die derzeit knifflige Situation der Skispringer. Wirkliche Mutmacher mit Blick auf die Heimspiele in Oberstdorf und Willingen an den kommenden beiden Wochenenden gibt es nicht. „Wir haben ein bisschen Rückstand aktuell“, sagte Bundestrainer Stefan Horngacher.

Hannawald: Zu wenig für „die große Posaune“

Die Saison, die so glorreich und mit insgesamt fünf Einzelsiegen von Routinier Paschke begann, wird immer schwieriger – die Springer befinden sich seit Mitte Dezember in einem einzigen Abwärtstrend. „Man sucht immer irgendwelche Gründe. Sie springen einfach schlecht. Das müssen sie wieder ändern, damit sie die große Posaune spielen können“, sagte ARD-Experte Sven Hannawald – und das sogar vor der nächsten schweren sportlichen Niederlage.

Die große Posaune, wie der frühere Skisprung-Star Hannawald es nennt, spielen weiter hauptsächlich die Österreicher. Im Teamspringen siegten Tournee-Sieger Daniel Tschofenig und Co. ohne Probleme und mit einem Vorsprung von mehr als 40 Punkten.

Im Einzel an dem traditionellen Skisprung-Standort legte Tschofenig noch einen drauf und holte sich einen weiteren Erfolg. Das Podium komplettierten Johann André Forfang aus Norwegen sowie Österreichs Jan Hörl. „Es wäre jetzt mal schön, wenn wir mal wieder ein anderes Lied hören als das eine“, sagte Geiger mit Bezug auf Österreichs Hymne.

Beim deutschen Team macht sich derweil etwas Ratlosigkeit breit. Schon auf den Tournee-Schanzen in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen wirkte das Horngacher-Team in fast allen Durchgängen chancenlos. Danach hat vor allem Paschke nochmal deutlich nachgelassen.

Nicht mehr viel Zeit bis zur WM

„Wir haben echt gut trainiert. Alles war wie gehabt. Hier war es vom ersten Sprung an schwer. Es fehlt extrem das freie Fliegen. Es ist schade, weil ich dem Team wenig geholfen habe“, sagte Paschke. Rang 37 in der Quali und Platz 32 im Einzel passten ins Bild. Das Gelbe Trikot hat der Bayer beim Neujahrsspringen verloren. Seither wächst der Rückstand sukzessive.

Bundestrainer Horngacher ordnete manche Leistung anders ein. Platz vier im Team hinter Österreich, Slowenien und Norwegen nannte der Chefcoach „sehr positiv“ und begründete dies mit den schlechten Trainingsleistungen. „Es ist noch nicht so, wie es gehört. Es hätte noch viel schlimmer kommen können. Es war eine gute Teamleistung“, sagte Horngacher. Schon bei der Tournee hatte der 55-Jährige teilweise seltsam unambitioniert gewirkt.

Bis zur Nordischen Ski-WM hat Horngacher rund fünf Wochen Zeit. Den Weg bis dorthin prägen erst zwei stimmungsvolle Heimspiele und anschließend Reisen in die USA und nach Japan. Viel Zeit zum Training bleibt nicht. Und die Erwartungen bleiben hoch. „Es ist viel Trubel, die Jungs haben uns alle verwöhnt“, sagte Hannawald. Davon kann aktuell keine Rede mehr sein.