Er saß fast ein halbes Jahrhundert unschuldig im Gefängnis – nun erhält der Japaner Iwao Hakamada eine Millionenentschädigung. Die Jahre im Gefängnis haben ihm schwer zugesetzt.

Ein epischer Justizskandal hat in Japan zu einer Rekordentschädigung geführt. Fünf Jahrzehnte nach seiner fälschlichen Verurteilung wegen Mordes erhält der Japaner Iwao Hakamada eine Entschädigung in Millionenhöhe. 

Der japanische Staat zahlt Hakamada 217 Millionen Yen, umgerechnet 1,35 Millionen Euro, wie die BBC und andere internationale Medien berichten. Es ist laut Hakamadas Anwälten die höchste Summe, die in Japan je in einem solchen Kriminalfall gezahlt wurde.

Der heute 89-jährige Hakamada gilt als der Mann, der weltweit am längsten in einer Todeszelle saß. Im Jahr 1968 wurde er wegen der Ermordung seines damaligen Chefs sowie dessen Frau und deren zwei Kindern zum Tode verurteilt. Er verbrachte 47 Jahre im Todestrakt, vollstreckt wurde die Hinrichtung wegen Zweifeln an seiner Schuld aber nie. 

Im vergangenen Jahr wurde Hakamada schließlich in einem neuerlichen Verfahren freigesprochen.

Iwao Hakamada gesundheitlich schwer gezeichnet

Bereits 2014 hatten Hakamadas Anwälte erreicht, dass das Verfahren wieder aufgenommen wird. Der ehemalige Boxer durfte das Gefängnis verlassen und in den Hausarrest wechseln. Er lebte seitdem bei seiner Schwester, die über Jahrzehnte für einen Freispruch ihres Bruders kämpfte. Bis zum Freispruch am 26. September 2024 dauerte es aber noch einmal zehn Jahre.

Zu den Anhörungen im Wiederaufnahmeverfahren konnte Hakamada wegen seines schlechten Gesundheitszustandes nicht persönlich erscheinen. Die Jahre im Gefängnis hätten bei Hakamada schwere psychische und physische Schäden hinterlassen, erklärten Hakamadas Anwälte. Damit begründeten sie auch die hohe Entschädigungsforderung, der das Gericht am Montag zustimmte.

Hakamadas Fall beschäftigt die japanische Öffentlichkeit seit Jahren. Hakamada hatte angegeben, dass sein Geständnis von den Ermittlern durch massive Gewaltausübung erzwungen worden war. 

Seine Anwälte hatten zudem ins Feld geführt, dass vermeintliche Beweise fingiert wurden. Japan ist neben den USA das einzige große demokratische Industrieland, in dem Todesurteile vollstreckt werden.