Die Neuverfilmung des Weltklassikers hat in Frankreich bereits Millionen Zuschauer ins Kino gelockt. Zu sehen ist ein packender Rachefeldzug, der nicht nur visuell überzeugt.

„Der Graf von Monte Christo“ wurde schon oft fürs Kino oder als TV-Mehrteiler adaptiert. Diesmal hat sich das französische Regie-Duo Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière an eine Neuverfilmung des gleichnamigen Weltklassikers von Alexandre Dumas gewagt. Das Ergebnis: Ein Blockbuster, der allein in Frankreich über neun Millionen Zuschauer in die Kinos gelockt hat.

Die Regisseure haben mit einem Budget von über 40 Millionen Euro – Frankreichs teuerster Film 2024 – den über 1.000 Seiten langen Roman in ein knapp dreistündiges packendes Kinoerlebnis verwandelt. Dazu haben neben spektakulären Szenenbilder auch die Leistung der Schauspieler beigetragen, allen voran der Franzose Pierre Niney, einer der bedeutendsten Darsteller seiner Generation („Yves Saint Laurent“). 

Entstaubte Version 

Der „Graf von Monte Christo“ zählt neben dem Abenteuerklassiker „Die drei Musketiere“ zu Dumas’ Meisterwerken. Es ist 1845/46 entstanden und handelt von Liebe, Verrat und Rache: Der junge Seemann Edmond Dantès wird am Tag seiner Hochzeit aufgrund einer Intrige verhaftet und kommt in den Kerker von Château d’If, einer Festung auf einer Felseninsel vor Marseille in Südfrankreich. 

Die Filmemacher, die 2022 bereits erfolgreich „Die drei Musketiere“ als Zweiteiler auf die Leinwand brachten, haben in ihrer komprimierten Version so manches gestrichen und neu erfunden, um sich auf die psychologische Dimension der Figur von Dantès zu konzentrieren, dem nach 14 Jahren die Flucht gelingt. Unter der Identität des Grafen von Monte Christo kehrt er nach Paris zurück, um sich an den Verrätern zu rächen.

Düsterer und mysteriöser Superheld

Delaporte und La Patellière verwandeln den tapferen, aber etwas naiven Dantès in wenigen Sequenzen in einen mysteriösen und furchterregenden Rächer. Hin- und hergerissen zwischen Schmerz und Rache durchläuft er verschiedene Phasen, die von Verzweiflung bis zu angehendem Wahnsinn reichen. Eine vielschichtige Persönlichkeit, die der 35-jährige Niney meisterhaft verkörpert. 

Die ersten Monte-Christo-Verfilmungen stammen bereits aus der Stummfilmzeit. Richard Chamberlain und Gérard Depardieu waren berühmte Vorgänger von Niney. Doch im Gegensatz zu ihnen verkörpert Niney einen finsteren und rätselhaften Protagonisten. Dass sein Aufenthalt im Kerker und der politische Hintergrund dabei etwas zu kurz kommen, ist bei ihrer Interpretation allerdings etwas bedauerlich.

Packendes Kinoerlebnis

Niney selbst vergleicht seine Rolle mit Batman, dem Comic- und Action-Superhelden im schwarzen Fledermauskostüm: Auch er sei jemand, der die Gerechtigkeit in die eigenen Hände nähme, dabei aber in dunkle Abgründe gerät, erklärte der Schauspieler in seinen Interviews. Er habe versucht, den literarischen Ballast abzulegen.

Die Geschichte spielt in der Zeit nach der Französischen Revolution zwischen 1815 und 1838. Der Film bettet das Geschehen visuell meisterhaft in die Orte des Romans ein. Die Rekonstruktion von Paris mit einigen hochwertigen digitalen Spezialeffekten ist beeindruckend, die Landschaftsbilder atemberaubend, die Fechtszenen und die historischen Kostüme großartig. Ein Film, bei dem die Länge von knapp drei Stunden im Nu verfliegt.