Eine Frau soll ihre Stieftochter wochenlang in eine Dusche gesperrt und auch geschlagen haben. Wegen einer geplatzten Absprache sollte der Prozess neu beginnen. Doch die Anklagebank blieb leer.

Auch im zweiten Anlauf ist ein Prozess gegen eine Frau wegen des Vorwurfes der massiven Misshandlung ihrer Stieftochter holprig gestartet. Die 39-jährige Hauptangeklagte und ihr ebenfalls angeklagter Ehemann erschienen beide nicht zum Prozessauftakt am Landgericht Neubrandenburg. Der Mann habe angerufen und gesagt, dass seine Frau erkrankt sei und 41 Grad Fieber habe, teilte einer der beiden Verteidiger mit. 

Ein Attest ging aber laut Gericht am Montag nicht ein, so dass die Kammer entschied, die Frau noch im Laufe des Tages polizeilich vorführen zu lassen. Ob dies gelingt, ist laut Richterin fraglich. Die Polizei in Pasewalk habe ihr mitgeteilt, dass es derzeit nur ein Fahrzeug gebe, das aber im Einsatz sei. Die Vorführung der Angeklagten würde also im Zweifel nicht am Gericht, sondern an der mangelnden Ausstattung der Polizei scheitern, betonte die Richterin. Der Prozess wurde zunächst bis 11.00 Uhr unterbrochen. 

Ein erstes Verfahren war im November vorigen Jahres wegen einer geplatzten Verfahrensabsprache zwischen den Prozessbeteiligten abgebrochen worden. Im November hatte das Gericht die Öffentlichkeit kurz nach der Prozesseröffnung ausgeschlossen, was auch diesmal geschehen soll. 

Laut Anklage sperrte die Stiefmutter das Mädchen zwischen 2020 und Sommer 2021 mehrfach in der Dusche ein, wo es essen, schlafen und auch seine Notdurft verrichten musste – zum Schluss wochenlang. Als die vorgeworfenen Straftaten begannen, war das Opfer 14 Jahre alt. 

Neben dem Ehepaar aus dem Landkreis Vorpommern-Greifswald ist auch die 17-jährige Tochter der Frau angeklagt. Sie war im November wegen Krankheit nicht erschienen, woraufhin ihr Verfahren damals abgetrennt wurde. Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten gefährliche Körperverletzung, Misshandlung von Schutzbefohlenen und Freiheitsberaubung vor.