Landwirtschaftliche Betriebe brauchen aus Sicht des Bauernverbandes eine Perspektive – auch für nachfolgende Generationen. Die Bürokratie gehe oft zu weit.

Der Schleswig-Holsteinische Bauernverband fordert mehr Eigenverantwortung für Bäuerinnen und Bauern. „Es geht darum, Rahmenbedingungen zu schaffen, die uns wirklich voranbringen“, sagte Verbandspräsident Klaus-Peter Lucht der Deutschen Presse-Agentur. 

Dadurch komme mehr Geld auf die Höfe und in die Region, da dann auch Landwirte wieder investierten. Nachfolgende Generationen wollten Höfe nicht übernehmen, weil viel Arbeit im Büro anfalle. Die Bürokratie gehe oft zu weit. „Wir wollen uns um unsere Felder und unsere Betriebe kümmern“, sagte Lucht.

Mit Blick auf die Bundestagswahl am 23. Februar forderte er die Parteien auf, nicht nur auf Klima-, Sozial- oder Wirtschaftspolitik zu setzen.

Verband: Bauernproteste veränderten Wahrnehmung

Die Demonstrationen der Landwirte vor mehr als einem Jahr haben aus Sicht von Lucht einiges erreicht: „Wir haben eine ganz andere gesellschaftliche Wahrnehmung über Landwirtschaft und unsere Bäuerinnen und Bauern“, sagte er. „Wir sind wieder in die Mitte der Gesellschaft gerutscht.“ 

Die Demonstrationen hätten sich nicht nur auf den Agrardiesel beschränkt. Der gesamte Bürokratieabbau habe im Fokus gestanden. „Wir hätten diese großen Demonstrationen schon viel früher machen müssen“, sagte Lucht. 

EU-Binnenmarkt ein großer Gewinn

Für Lucht ist es zudem wichtig, dass die Politik die extremen Ränder in der Parteienlandschaft wieder „abschneidet“. „Es bringt uns überhaupt nicht weiter, wenn eine AfD oder auch eine Frau Wagenknecht sagt, wir wollen aus Europa raus“, sagte er. Der europäische Binnenmarkt sei der größte Gewinn für die deutsche Landwirtschaft. 

Lucht sprach sich für eine vernünftige Einwanderungspolitik aus, die formuliere, was das Land brauche und was die Menschen von Deutschland erwarten könnten. Zudem seien die Menschen auch verpflichtet, anderen Menschen zu helfen. „Diese ganze Diskussion über Migration geht mir – gelinde gesagt – auf den Keks“, sagte der Bauernpräsident.