Junge Menschen sind zunehmend mit Alltagsaufgaben überfordert, das zeigt eine Studie. Vor allem die Gen Z traut sich das Handwerk nicht zu – und lässt lieber andere arbeiten.
Wie viele Mitglieder der Gen Z braucht es, um eine Glühbirne zu wechseln? Gar keinen, sie fragt lieber jemand anderen. Dieser Witz hat mehr Basis in der Realität, als man vielleicht denken würde. Eine aktuelle Umfrage aus England zeigt: Junge Menschen trauen sich immer weniger zu, Dinge selbst zu erledigen. Dafür geben sie ein Vielfaches mehr für Profis aus.
Das zeigt eine Befragung der auf Auto– und Fahrradteile spezialisierten Handelskette Halfords. 2000 Briten zwischen 18 und 27 wurden gefragt, welche Handwerks- und Alltagsaufgaben sie selbst erledigen. Und erstaunlich viele scheiterten schon an den leichtesten Aufgaben.
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Gen Z: Überfordert beim Wechseln der Glühbirne
Ganze 22 Prozent der Befragten gaben etwa an, die Glühbirne einer Deckenlampe im eigenen Zuhause nicht selbst wechseln zu können – und lieber einen Profi heranzulassen. Weitere 22 Prozent würden die Eltern darum bitten. Die Begründung: Es sei zu gefährlich. Ein knappes Viertel hatte den Verdacht, die Glühlampe könnte zu heiß sein und wollte sie lieber nicht wechseln. Weitere 20 Prozent erklärten, auf Leitern zu steigen sei einfach zu gefährlich.
Millennials sollten an dieser Stelle aber nicht zu arrogant sein: In einer weiteren Umfrage kamen die 28- bis 43-Jährigen nämlich mit 22 Prozent Handwerkereinsatz und 19 Prozent Anrufen bei den Eltern nämlich auf ganz ähnliche Werte. Die Angst ist aber grundlegender: Man wolle allgemein lieber nicht mit Elektronik herumwerken, sagten ganze zwei Drittel dieser Altersgruppe.
Die Gen Z hat aber noch weitere Schwächen beim Heimwerken. Elf Prozent würden sich nicht mal zutrauen, ein Bild aufzuhängen, 21 Prozent konnten keinen Schraubenschlüssel identifizieren. Und ganze 30 Prozent wussten nicht, was ein Schlitz-Schraubendreher ist.
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Wo ist die Batterie?
Beim Auto ist die Lage nicht besser. Die Hälfte der Gen-Z-Befragten wusste nicht mal, wie man einen Autoreifen aufpumpt – und lässt sich an der Tankstelle jedes Mal helfen. Selbst das Reinigen des Wagens ist ein Problem: Ein Fünftel gibt zu, nicht zu wissen, wie man ein Auto sauber macht – und bezahlt lieber dafür. Weitere zehn Prozent betteln die Eltern an, die Aufgabe zu übernehmen.
Da wundert es nicht, dass leichte Autoreparaturen gleich ganz ausfallen. Zwei Drittel der Befragten gaben an, die Scheibenwischer nicht wechseln zu können. Die Autobatterie konnten auf einem Bild nur 34 Prozent der Teilnehmer korrekt identifizieren.
Andere machen lassen, ist teuer
Und so zahlt die junge Generation deutlich mehr für Handwerker: Knapp 1300 Pfund (etwa 1500 Euro) gab Gen Z im letzten Jahr laut der Umfrage im Schnitt für Handwerker aus. Unter Mitgliedern der Gen X, also 44- bis 59-Jährigen, waren es nur 386 Pfund. Noch mehr sparten sich die Babyboomer über 60: Sie zahlten im Schnitt gerade mal 253 Pfund im Jahr für externe Handwerkshilfe – also weniger als ein Fünftel der Gen Z.
Dafür, dass sich die Gen Z mit dem Handwerken schwerer tut, hat die selbst zu dieser Generation gehörende Journalistin Ellie Muir eine durchaus einleuchtende Erklärung: „Von der Dramatik mal abgesehen, hat die Abhängigkeit vom Mietmarkt für meine Generation durchaus einen spürbaren Effekt darauf, wann wir zu vollausgewachsenen, Leiter-besitzenden Erwachsenen werden“, erklärt sie.
Weil moderne Mietverträge in England das Handwerken oft explizit verbieten, bestünde ihre Reaktion auf ein Problem in der Wohnung meist daraus, „gemeinsam mit meinen Mitbewohnern an einer höflichen, aber bestimmten Nachrichten an unseren Vermieter“ zu arbeiten, bis dann „einige Tage später magisch ein Handwerker erscheint.“ Eines sei aber sicher: „Ich weiß verdammt noch mal, wie ein Schraubenschlüssel aussieht. Und ich würde ständig einen benutzen. Wenn ich dürfte“, so Muir.
Quellen: Halfords, Independent, Sunday Times