Unter den Nominierungen zum 61. Grimme-Preis haben Serien die Nase vorn. Deutliche Kritik gibt es am Zustand des deutschen Films.

Das Grimme-Institut hat am 16. Januar die Nominierungen zum 61. Grimme-Preis verkündet, der Produktionen aus den zurückliegenden zwölf Monate ehrt. Die Bekanntgabe wurde mit einer deutlichen Kritik am deutschen Film verbunden. „In diesem Jahr hat die Kommission Fiktion erneut weniger Nominierungen ausgesprochen als möglich gewesen wären, die Zahl der in dieser Kategorie nominierten Fernsehfilme hat damit einen historischen Tiefstand erreicht“, erklärt Lucia Eskes, die Leiterin des Grimme-Preises, in einer Mitteilung. Den Filmschaffenden sei es nicht gelungen, „Geschichten anders und neu zu erzählen, abseits vom Krimi“. Auch „visuelle Experimentierfreude“ sowie nicht vorhersehbares Casting werden vermisst.

Deutsche Serien dominieren im Bereich Fiktion

Als Gegenbeispiel sieht die Kommission Fiktion hier Serien. So finden sich unter den dennoch Nominierten im Bereich Fiktion die Show „Angemessen Angry“ des Streamingdienstes RTL+, in der „Die Discounter“-Star Marie Bloching (29) Jagd auf Vergewaltiger macht. Auch die bereits vielfach ausgezeichnete ARD-Serie „Die Zweiflers“ sowie „Kafka“ sind hier nominiert, ebenso wie die ZDFneo-Produktion „Push“ und die ARD-Serie „Schwarze Früchte“ über queere schwarze Deutsche. Insgesamt haben es zehn Serien unter die 16 nominierten Produktionen geschafft.

Öffentlich-rechtliche Kanäle machen Information & Kultur unter sich aus

Wie schon in den Vorjahren dominieren die öffentlich-rechtlichen Sender mit 58 Nominierungen. Streamingdienste und Privatsender erhielten sechs Nominierungen. Im Bereich Information & Kultur sind sogar alle nominierten Produktionen aus dem öffentlich-rechtlichen Sektor.

Hier gehen etwa „Gefangen im Zorn – Aufwachsen im Westjordanland“ vom ZDF und ARTE sowie „Ausgesetzt in der Wüste: Europas tödliche Flüchtlingspolitik“, produziert vom BR, der Deutschen Welle und dem NDR, ins Rennen. Auf einen Spezial-Preis können etwa Isabell Beer (31) und Isabel Ströh für Recherchen zu sexueller Gewalt für die Filme „Strg_F Epic – Pädokriminelle im Stream: So sicher fühlen sich Täter“ und „Strg_F – Das Vergewaltiger-Netzwerk auf Telegram“ hoffen.

„Hochaktuelle gesellschaftspolitische Themen“ im Wettbewerb

Çiğdem Uzunoğlu, die neue Geschäftsführerin des Grimme-Instituts, freut besonders, dass sich „die hochaktuellen gesellschaftspolitischen Themen Flucht und Migration, das Erstarken des Rechtsextremismus, Klassismus und gesellschaftliche Ungleichheit, Klimawandel und sexualisierte Gewalt im Wettbewerb wiederfinden“, heißt es in einer Mitteilung auf der Webseite des Grimme-Institus.

Internationale Streamingdienste bei Kinder & Jugend und Unterhaltung im Rennen

Im Bereich Unterhaltung gehören die Prime-Video-Comedyserien „Viktor Bringt’s“ mit Moritz Bleibtreu (53) sowie die ebenfalls bei Prime Video verfügbare Show „Die Teddy Teclebrhan Show“ von und mit Komiker Tedros Teclebrhan (41) zu den Nominierten. Im ebenfalls nominierten Format „Kroymann – Ist die noch gut?“ beschäftigt sich Kabarettistin Maren Kroymann (75) indes mit Altersdiskriminierung und Schönheitswahn.

Zu den Nominierten im Bereich Kinder & Jugend zählen „Checker Tobi – Der Krebs-Check“, „Schau in meine Welt – Loreley wird Fußballschiedsrichterin“ sowie die auf Disney+ erschienene Fantasy-Serie „Pauline“ – neben anderen.

Am 6. März sollen die Preisträger bekannt gegeben werden. Bis zu 16 Grimme-Preise sowie zwei Zusatzpreise werden dann vergeben. Berücksichtigt werden Produktionen, die zwischen dem 1. Januar und 31. Dezember vergangenen Jahres in Deutschland veröffentlicht wurden.