Mit einer neuen Technik ist es China gelungen, eine Mikrowellenwaffe mit bisher unerreichter Energie zu testen. Sie könnte gegen die Starlink-Satelliten eingesetzt werden.
Auf der ganzen Welt werden Hochleistungsmikrowellenwaffen (HPM) entwickelt. Sie zerstören ihr Ziel nicht mit Splittern wie Luftabwehrraketen, sondern mit einem gebündelten elektrischen Impuls. Sie schlagen mit Lichtgeschwindigkeit zu und gelten daher als „Wunderwaffe“ gegen Flugzeuge, Hyperschallraketen oder auch Drohnen. Ein großer Vorteil dabei: Der einzelne Schuss benötigt nur Energie und ist daher sehr viel billiger als eine Abwehrrakete.
Entscheidend ist, wie bei Lasern auch, welche Energie ins Ziel gebracht werden kann. Nach einem Bericht der „South China Morning Post“ haben chinesische Forscher eine HPM entwickelt, deren Leistung der elektromagnetischen Energie entspricht, die bei einer Atombombenexplosion freigesetzt wird. Dabei ist die Anlage so kompakt, dass sie auch mobil eingesetzt werden kann. Noch handelt es sich allerdings um Laborversuche, es gibt keinen einsatzbereiten Prototypen. Allerdings soll die Anlage mehr als 5000-mal bei voller Leistung getestet worden sein.Impulswaffe 13.40
China nutzt Phased-Array-Technik
Eine Waffe, die eine derartige Energie entfesseln kann, könnte Raketen am Rande der Atmosphäre abfangen und wäre auch in der Lage, erdnahe Satelliten abzuschießen. Technisch gehen die Chinesen einen eigenen Weg. Sie benutzen keine schwenkbare „Schüssel“, um ein Ziel anzuvisieren, sondern eine phasengesteuerte Gruppenantenne (Phased-Array-Technik). Hier wird die Richtungsänderung des Strahls nur durch die Ansteuerung der Einzelantennen erreicht, die Antenne selbst muss sich nicht bewegen. Auch in Größe und Produktion bietet eine Phased-Array-Anlage Vorteile, da eine große Zahl von einzelnen Modulen für die Gesamtanlage geclustert werden können. Die Bauweise soll eine „präzise Fokussierung der Energie“ ermöglichen, wodurch „ihre effektive Reichweite erhöht und die Schadenswirkung verstärkt wird, sodass gleichzeitige Angriffe auf mehrere Ziele möglich sind“, zitiert die „SCMP“ die Forscher.Putin Anti Satellit12:07
Energie genügt für erdnahe Satelliten
Die Anlage soll Mikrowellen mit einer Leistung von fast 1 Gigawatt (GW) erzeugen, so das Team der National University of Defense Technology in Changsha und des Northwest Institute of Nuclear Technology in Xian. Der Leistungsverteiler soll nur so groß wie ein Standventilator sein. Er erzeugt ein elektrisches Feld von 80.000 Volt pro Meter (V/M). Das entspricht in etwa dem elektromagnetischen Impuls, der bei Explosionen von Atomwaffen freigesetzt wird. Die in den Versuchen benutzte Übertragungsfrequenz deutet darauf hin, dass die Waffe zum Einsatz gegen Kommunikationssatelliten wie Starlink geeignet ist. Waffen mit einer Energie im Gigawatt-Bereich hätten die Fähigkeit, derartige Satelliten in niedrigen Erdumlaufbahnen anzugreifen.Type 055 2019 21.00
Energiehunger der HPM-Waffen
Auf der Zhuhai Airshow im November 2024 wurden weitere HPM-Systeme vorgestellt. The War Zone berichtete, dass auch diese Waffen ein großes Planar-Array nutzen, das auf schweren Fahrgestellen montiert wurde. Die ganze Technik hat aber auch Nachteile. Sie benötigt zwar keine „Munition“, ist aber auf große Mengen an Energie angewiesen. Der Energiehunger und der Platzbedarf sind so groß, dass derartige Anlagen zwar an Land eingesetzt werden können, sie lassen sich aber kaum nachträglich in bestehende Schiffe integrieren. Laut „Asia Times“ könnte die US-Navy solche Systeme nicht auf den alten Kreuzern der Ticonderoga-Klasse und auf ihre voll ausgelasteten Zerstörer der Arleigh-Burke-Klasse unterbringen. Auf den chinesischen, übergroßen Zerstörern des Typs 055 wäre das aber denkbar.
Quellen: SCMP, Asia Times, TWZ