„Bescheiden“ nennt der Landesverband Erneuerbare Energien den Windkraftausbau 2024 in Niedersachsen. Für die nächsten Jahre sind Verband und Politik optimistischer – das liegt an Genehmigungszahlen.

Der Ausbau der Windenergie an Land ist im vergangenen Jahr in Niedersachsens nur schleppend voran gekommen – das Ausbauziel der Landesregierung wurde deutlich verfehlt. Das geht aus Zahlen des Bundesverbands Windenergie hervor. „Es fällt sofort ins Auge, dass die Netto-Zubauzahlen mit 418 Megawatt noch einmal unter den Zubauzahlen von 2023 liegen“, sagte Silke Weyberg, Geschäftsführerin des Landesverbandes Erneuerbare Energien (LEE), in einer Mitteilung. Damit sei nur etwa ein Drittel des landeseigenen Ausbauziels von 1.500 Megawatt erreicht worden. 

In Niedersachsen stehen heute weniger Windkraftanlagen als vor einem Jahr. Dass es dennoch eine Leistungssteigerung gibt, liegt daran, dass die Windräder, die heute installiert werden, effektiver sind als ältere, die außer Betrieb gehen. 

Mehr Windenergie durch Repowering

Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 127 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 673 Megawatt zugebaut – im Ländervergleich liegt Niedersachsen damit auf dem zweiten Platz hinter Nordrhein-Westfalen. Etwa die Hälfte der neuen Leistung entfiel auf das sogenannte Repowering, bei dem ältere Anlagen durch leistungsfähigere Anlagen ersetzt werden.

Zeitgleich wurden auch 171 Anlagen mit einer Leistung von 255 Megawatt stillgelegt. Unter dem Strich blieb ein Nettozubau von 418 Megawatt – 2023 waren es noch 638 Megawatt. 

Laut dem Landesverband Erneuerbare Energien gibt es mehrere Gründe für den langsamen Ausbau. „Zum einen vergehen von der Genehmigung bis zur Inbetriebnahme in aller Regel rund drei Jahre. Von 2017 bis 2020 hatten wir es mit deutlich geringeren Genehmigungszahlen zu tun“, sagte Weyberg. Zudem seien infolge langer Genehmigungsverfahren zunächst geplante Anlagentypen häufig nicht mehr lieferbar gewesen. Außerdem fehlten oft Netzanschlüsse.

Energieminister: Genehmigungszahlen verdoppelt

Niedersachsens Energieminister Christian Meyer (Grüne) sieht dagegen einen „Niedersachsen-Turbo“ bei der Energiewende laufen. Er verweist darauf, dass im vergangenen Jahr die Genehmigungszahlen im Vergleich zu 2023 verdoppelt wurden. Genehmigt wurden demnach 349 neue Windkraftanlagen mit einer Leistung von rund 2.200 Megawatt. Auch der Landesverband Erneuerbare Energien sprach von einem „erfreulich hohen Wert“.

„Wir haben erstmals nicht nur in der Menge der Genehmigungen unser Ziel erreicht, jährlich 1,5 Gigawatt Leistung zu genehmigen, sondern auch das Genehmigungstempo macht uns zum Spitzenreiter“, sagte Meyer in einer Mitteilung. Niedersachsen sei damit auf dem besten Wege, seine Klimaschutzziele zu erfüllen. 

Bremen hat Soll bereits erfüllt

Im bundesweiten Vergleich steht Niedersachsen beim Ausbau der Windenergie an der Spitze: Insgesamt waren zum Jahreswechsel 6.156 Anlagen mit einer Leistung von rund 12.950 Megawatt am Netz. Bis 2035 will das Land laut Klimagesetz auf insgesamt 30.000 Megawatt aus der Windenergie kommen. 

In Bremen wurden 2024 nach Angaben des Branchenverbandes LEE keine Windenergieanlagen errichtet oder rückgebaut. Dort stehen 85 Anlagen mit einer Leistung von 202 Megawatt. „Das Bundesland hat sein Flächenziel für die Ausweisung von Windenergieflächen bereits erreicht“, teilte der Verband mit.