Die Wohneigentumsquote sinkt in Niedersachsen und Bremen stärker als im Bundestrend. Wissenschaftler warnen davor, dass dieser Trend zum Armutsfaktor werden könnte, vor allem für eine Gruppe.
Der Anteil der Wohneigentümer ist in Niedersachsen und Bremen einer Studie zufolge gesunken. In Niedersachsen lag die Eigentümerquote im Jahr 2022 nur noch bei 50,4, wie das Pestel-Institut unter Berufung auf im vergangenen Jahr veröffentlichten Mikrozensus-Zahlen. Im Jahr 2011 hatte Wert noch bei 53,2 Prozent gelegen.
Einen ähnlichen starken Rückgang verzeichnete das kleinste Bundesland Bremen. Nach 38,2 Prozent im Jahr 2011 ging der Wert auf 35,1 Prozent im Jahr 2022 zurück. Bundesweit ging der ohnehin im europäischen Vergleich sehr niedrige Anteil der Wohneigentümer nach den jüngsten Daten weiter nach unten. Der langsame, nahezu kontinuierliche Anstieg der Quote in den vorangegangenen Jahrzehnten ist demnach gestoppt.
Verband sieht fast keine Chance für Durchschnittsverdiener
„Für Durchschnittsverdiener ist die Chance auf Wohneigentum heute gleich null“, sagte der Chef-Ökonom des Instituts, Matthias Günther. Auftraggeber der auf der Münchner Messe „Bau“ veröffentlichten Studie war der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB). Im Ergebnis gibt es laut Pestel-Institut innerhalb Deutschlands immense regionale Unterschiede.
Unter den Bundesländern liegt das Saarland mit 58,6 Prozent vor Rheinland-Pfalz (53,5 Prozent) an der Spitze, auch Baden-Württemberg und Niedersachsen liegen mit jeweils gut 50 Prozent deutlich über dem deutschlandweiten Schnitt. Am Ende der Tabelle belegt Berlin mit 15,8 Prozent den letzten Platz noch hinter Hamburg (21,2).
Studienleiter: Steigende Mieten tragen zur Altersarmut bei
Die Autoren kritisieren die Entwicklung scharf; nicht zuletzt, weil die stetig steigenden Mieten in den Städten zur Altersarmut beitragen. „Für viele Seniorenhaushalte wird die Miete zur K.O.-Miete“, sagte Studienleiter Matthias Günther mit Blick auf ältere Mieter, die sich ihre Wohnungen nicht mehr leisten können und deswegen umziehen müssen.
In einer Modellrechnung vergleicht das Institut zwei Haushalte mit identischem Durchschnittseinkommen aus je einer Vollzeit- und einer Halbtagsstelle und identischer 100-Quadratmeter-Wohnung. Beim Erreichen des Rentenalters würden demnach einem Eigentümerhaushalt nach Abzug aller Kosten 2200 Euro netto zum Leben verbleiben, einem Mieterhaushalt nur 1450 Euro. „Die Miete zwingt die Menschen dazu, im Alter den Gürtel erheblich enger zu schnallen“, sagte Günther dazu.