China erhebt Ansprüche auf Taiwan, doch eine Invasion auf der Insel wäre nur an wenigen Stränden möglich. Spezialschiffe dagegen könnten fast überall Panzer an Land bringen.

China baut derzeit offenbar an Spezialschiffen, deren einziger Zweck eine amphibische Landung ist. Dabei handele es sich um Schiffe, die eine gewaltige Brücke transportieren, berichtet das Fachportal „Naval News“. Vor dem Ufer werde diese Rampe ausgefahren und überbrücke so die Uferzone und den Strand.

Gebaut würden diese Schiffe in der Guangzhou-Werft in Südchina, schreibt „Naval News“. Es soll sich um mindestens drei, wahrscheinlich aber fünf oder gar mehr Exemplare handeln.

Hinter den Spezialschiffen steckt offenbar eine ähnliche Idee, wie sie die Römer auf ihren Galeeren verwirklicht hatten. Die Militärs des antiken Staates installierten allerdings deutlich kleinere Fallbrücken, die sich auf dem gegnerischen Schiff festhakten. So konnten die Legionäre das andere Schiff in der gewohnten Formation entern.Brückenmonster

Unabhängig vom natürlichen Ufer

Diese Form von brückenlegenden Landungsschiffen erleichtert einen amphibischen Angriff enorm. Denn weiche Böden, Morast, Felsen oder Böschungen können eine Landung unmöglich machen. Doch mit Spezialschiffen, wie China sie jetzt offenbar baut, machen Invasoren sich unabhängig von den natürlichen Bedingungen der Uferzone. 

Der Inselstaat Taiwan zum Beispiel, den China als Teil des eigenen Territoriums beansprucht, böte Invasionstruppen nur wenige Möglichkeiten zum Anlanden. Im Falle eines Angriffs könnten die Verteidiger sich auf die wenigen dort geeigneten Abschnitte konzentrieren. Mithilfe der Spezialschiffe könnte China jedoch eine Art Straße über den Uferbereich legen, sodass auch schweres Gerät an Stellen, die von Natur aus ungeeignet sind, an Land kommen könnte.

Die Fahrbahn soll 120 Meter überbrücken können, berichtet „Naval News“. Damit könnte an vielen Stellen eine Küstenstraße oder der harte Boden hinter einem Strand erreicht werden. Es wäre auch denkbar, dass diese Brücken über das reine „Ausfahren“ hinaus verlängert werden können. An den Seiten sollen die Schiffe ausfahrbare Stützen besitzen. Aufgebockt würden sie auf dem Boden aufsetzen und die Schiffe nicht länger im Wellengang schwimmen.tweet

Neu ist die Idee nicht. Für die Invasion in der Normandie hatten die Alliierten die Mulberry-Häfen entwickelt. Mit ihnen wurden große Mengen von Gütern an Invasionsstränden an Land gebracht. Denn die eigentliche Landungszone verfügte über keinen nennenswerten Hafen.

China nutzt zivile Schiffe 

Die chinesischen Spezialschiffe können dem Bericht zufolge Soldaten und Kriegsmaterial transportieren. Sind die Schiffe an Land, fungieren sie als schwimmender Landungssteg. Von ihrem Bug aus führt die Brücke ans Ufer und an einer Plattform am Heck können herkömmliche Roll-on/Roll-off-Fähren andocken. Deren Fracht würde dann über das Brückenschiff an Land rollen. Die Möglichkeit, zivile Fähren einzusetzen, erhöht das Transportvolumen enorm.Drohnen Träger China 11.12

Typisch für Chinas Rüstung sind Entwicklungen, die sowohl für zivile als auch militärische Zwecke genutzt werden können. Zivile Roll-on/Roll-off-Fähren sind so ausgelegt, dass sie auch schwere Militärgüter wie Kampfpanzer transportieren könnten. Brückenlegende Landungsschiffe eignen sich für eine Invasion, künstliche Häfen lassen sich aber auch zivil nutzen, etwa, um im Katastrophenfall Hilfsgüter an Land zu bringen oder um bei Großprojekten zeitweise die Hafenkapazität zu erhöhen.

Quelle: „Naval News“