Fehlendes Löschwasser, falsche Alarme und zu wenig Feuerwehrleute: In Los Angeles sind bei der Bekämpfung der Brände schwere Fehler passiert. Die Feuerwehrchefin klagt an.

Die Bilder der Brände von Los Angeles erschüttern die Welt, ganze Stadtteile sind nur noch rauchende Trümmer. Jetzt macht auch die Chefin der Feuerwehr der Stadtverwaltung schwere Vorwürfe, nachdem zuletzt etliche Fälle von Missmanagement im Zusammenhang mit der Brandbekämpfung in der kalifornischen Metropole bekannt geworden waren.

Feuerwehrchefin Kristin Crowley sagte dem TV-Sender CNN, die Kürzung der Haushaltsmittel für die Feuerwehr um 17 Millionen Dollar wirke sich jetzt negativ auf die Fähigkeit ihrer Behörde aus, die Brände zu bekämpfen. „Wir können den jetzigen Zustand nicht länger aufrechterhalten. Wir haben nicht genug Feuerwehrleute“, sagte sie. 

Starke Winde fachten die Brände in Los Angeles an

Seit Dienstag sind rund um die Millionenstadt mehrere große Feuer ausgebrochen, die durch starken Wind angefacht wurden und sich explosionsartig ausbreiteten. Bis Freitag zerstörten die Flammen nach Angaben der Feuerwehr eine Fläche von insgesamt 15.000 Hektar. In dem Inferno kamen bisher nach jüngsten Behördenangaben elf Menschen ums Leben, tausende Gebäude brannten nieder.

Crowley sagte jetzt, sie habe immer wieder bei Budgetanforderungen darauf hingewiesen, dass ihre Behörde unterbesetzt und unterfinanziert sei. Es würden 62 zusätzliche Feuerwachen benötigt. Die Zahl der Einsätze sei seit 2010 um 55 Prozent gestiegen, die Zahl der Feuerwehrleute aber gesunken, rechnete sie vor. „Zusätzliche Ressourcen werden uns bei der aktuellen Katastrophe helfen“, so Crowley. „Aber in Zukunft kann das überall in der Stadt Los Angeles passieren, und wir müssen vollständig finanziert und unterstützt werden“, forderte sie.

In den vergangenen Tagen war eine ganze Reihe von Fehlern bei der Brandbekämpfung zu Tage getreten, darunter eine Reihe falscher Evakuierungsalarme und versiegende Hydranten. Anwohner reagierten wütend – zumal Feuer in dieser Jahreszeit in der Region aufgrund bestimmter Wetterlagen nichts Ungewöhnliches sind. Die aktuellen Brände sind jedoch außergewöhnlich verheerend.

Fehlalarme lösten Panik bei Anwohnern aus

Notfallmanager entschuldigten sich am Freitag, nachdem Evakuierungsalarme fälschlicherweise an Millionen Mobiltelefone geschickt worden waren und Panik bei den Empfängern ausgelöst hatten. „Ich kann nicht ausdrücken, wie leid es mir tut“, sagte Kevin McGowan, der Direktor des Notfallmanagement-Büros im Bezirk LosAngeles.

Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom ordnete am Freitag eine „vollständige unabhängige Überprüfung“ der städtischen Versorger an. Er bezeichnete die mangelnde Wasserversorgung während der ersten Brände als „zutiefst beunruhigend“. „Wir brauchen Antworten auf die Frage, wie das passieren konnte“, schrieb der Gouverneur in einem offenen Brief.

Nicole Perri, deren Haus in Pacific Palisades verbrannte, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Behörden „haben uns völlig im Stich gelassen“. Auf der anderen Seite der Stadt, in Altadena, sagte Nicholas Norman: „Sie haben uns, die einfachen Leute, brennen lassen.“ 

Bei der Bekämpfung der Brände keimte am Freitag etwas Hoffnung auf, da es nicht mehr so windig war wie in den Tagen zuvor. „Die Winde haben sich heute abgeschwächt“, würden aber „in den kommenden Tagen wieder zunehmen“, sagte Deanne Criswell von der US-Katastrophenschutzbehörde Fema. 

Ausgangssperre wegen Plünderungen

Ein weiteres Problem in der Katastrophenregion sind Plünderungen: Die Polizei verhängte inzwischen in den von den Flammen heimgesuchten Gebieten eine nächtliche Ausgangssperre. 

Auch tausende Nationalgardisten waren zum Schutz der Häuser in den evakuierten Gebieten im Einsatz. „Wir setzen alles uns zur Verfügung Stehende ein, inklusive unserer Nationalgardisten, um die Orte in den kommenden Tagen zu schützen“, erklärte Gouverneur Gavin Newsom. Mindestens 20 mutmaßliche Plünderer wurden mittlerweile festgenommen.

Mehr als 180.000 Menschen mussten in den vergangenen Tagen ihre Häuser verlassen, unter ihnen zahlreiche Hollywood-Größen und andere Prominente. Das größte Feuer fraß sich durch Pacific Palisades und brannte dort bereits rund 8000 Hektar nieder.