Der Autohandel steckt in der Krise, doch das Geschäft mit Ersatzteilen floriert. Woran die Preissteigerungen liegen – und bei welchen Teilen sie besonders gravierend sind.

Wer sein Auto repariert, muss immer tiefer in die Tasche greifen. Zwischen August 2023 und August 2024 sind die Preise im Schnitt um 6,2 Prozent gestiegen, wie eine Auswertung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ergeben hat. „Während die Inflationsrate in Deutschland zuletzt rückläufig war, erhöhen die Autohersteller weiterhin die Preise“, so der Branchenverband.

#10 Hintertür

Auf Platz zehn der Ersatzteile, die sich binnen eines Jahres am stärksten verteuert haben, lagen Hintertüren mit einem Plus von 6,0 Prozent. Ihr Preis erhöhte sich laut der Analyse im Schnitt von 861 auf 913 Euro. Hintertüren waren das drittteuerste Ersatzteil der Top 10. 

#9 Kondensator

Für einen Kondensator zahlten Autobesitzer laut GDV im August 2023 durchschnittlich etwa 415 Euro. Ein Jahr später seien es bereits 441 Euro gewesen, ein Plus von 6,3 Prozent. Der starke Preisanstieg bei Kfz-Ersatzteilen machte auch Unfälle kostspieliger. „Im vergangenen Jahr betrug der durchschnittliche Sachschaden in der Kfz-Haftpflichtversicherung eines Pkw rund 4000 Euro – 2013 waren es noch 2500 Euro“, sagte Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV. 

#8 Kofferraumklappe

Die Preise für Kofferraumklappen sind auf lange Sicht am stärksten gestiegen. Sie kosten heute laut GDV 982 Euro (Preis 2023: 919 Euro) und damit doppelt so viel wie vor zehn Jahren. Verglichen mit 2023 lag das Plus bei Kofferraumklappen bei 6,8 Prozent. Das könne die Kosten für die Kfz-Versicherung in die Höhe treiben, warnte der Verband. Die Mehrkosten für die Versicherer lägen 2024 bei rund 2 Mrd. Euro, nach drei Milliarden im Vorjahr.

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#7 Parksensor

Wer einen hinteren Parksensor austauschen muss, wird ebenfalls zur Kasse gebeten. Statt 123 Euro werden nun 131 Euro verlangt, wie der GDV berechnet hat. Das Plus von 6,9 Prozent bedeutete im Ranking der am teuersten gewordenen Ersatzteile Platz sieben. Die Versicherer machten für den starken Preisanstieg ein Quasi-Monopol bei sichtbaren Ersatzteilen verantwortlich. „Einen freien Wettbewerb gibt es auf diesem Markt nicht“, monierte der Verband. 

#6 Crashbox

Die sogenannte Crashbox soll in der Knautschzone moderner Autos die Energie einer Kollision absorbieren. Dieses Ersatzteil war mit Abstand das billigste in den Top 20 des GDV. Gemessen am Preiseinstieg binnen eines Jahres aber kam die Crashbox mit einem Plus von 7,3 Prozent auf den sechsten Platz. Die durchschnittlichen Kosten stiegen laut GDV von 83 auf 89 Euro. Für die Analyse wurden 20 häufig nach Unfällen ausgetauschte Ersatzteile berücksichtigt.

#5 Seitenwand

Das teuerste Ersatzteil der Top 10 war die hintere Seitenwand. Kostete sie laut GDV-Berechnungen im August 2023 noch im Schnitt 924 Euro, wurden ein Jahr später 1.000 Euro fällig (plus 8,1 Prozent). Im Gesamtvergleich von 20 Pkw-Ersatzteilen war die hintere Seitenwand der drittteuerste Posten, hinter dem vorderen ACC-Radar zur automatischen Distanzregelung (1.439 Euro) und Scheinwerfern (1.132 Euro). Bei der Preissteigerung im vergangenen Jahrzehnt lag das Ersatzteil mit einem Aufschlag von 100 Prozent neben der Kofferraumklappe auf dem ersten Platz. 

#4 Vordertür

Vordertüren waren zwar mit zuletzt 884 Euro etwas günstiger als Hintertüren (913 Euro). Doch sie holten rasch auf. Die Preissteigerung in den vergangenen zwölf Monaten belief sich laut den Versicherern auf 8,4 Prozent.

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#3 Stoßfängerquerträger hinten

Drei Autoersatzteile sind laut der Analyse 2024 um mehr als zehn Prozent teurer geworden. Auf Platz drei lagen hintere Stoßfängerquerträger mit einem Plus von 11,9 Prozent. Kunden zahlten demnach anstatt 245 Euro zuletzt 274 Euro. „Der sogenannte Designschutz schützt nicht nur das Design von Fahrzeugen, sondern auch das aller sichtbaren Karosserie-Ersatzteile wie Kotflügel, Motorhauben, Außenspiegel oder Türen“, erklärte der GDV das von ihm angeprangerte „Quasi-Monopol“ der Autohersteller. Obwohl eine Gesetzesänderung den Designschutz reformieren solle, blieben die bestehenden Rechte der Autohersteller bis 2045 erhalten.

#2 Kühlergrill und #1 Stoßfängerquerträger vorn

Den stärksten Preisanstieg bei Kfz-Ersatzteilen bezifferte der GDV auf jeweils 12,3 Prozent. Er betraf den Angaben zufolge Kühlergrills (von 171 auf 192 Euro) und vordere Stoßfängerquerträger (252 auf 285 Euro). Während der Handel mit Kraftwagen von Januar bis September 2024 rund 1,3 Prozent weniger Umsatz verzeichnete als im Vorjahreszeitraum, erzielten Kfz-Werkstätten ein Plus von preisbereinigt 2,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) berichtete.  

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