Ein weiterer modern scheinender Mann entpuppte sich als emotionaler Grobian. Unsere Kolumnistin wünscht sich ein Ende des Kumpelkults.

 

Die Idee, dass ein Jahr endet, ist doch nur dazu da, nicht ein Leben lang denselben Mist zu machen, sondern kleine Neuanfänge setzen zu können. Nicht alles auf null, aber manches. Gute Vorsätze fassen, so heißt das gemeinhin. Ich meine hier nur nicht die üblichen Vorsätze wie, weniger Pommes in sich hineinzustopfen oder dreimal die Woche ins Fitnessstudio zu gehen und dabei so zu tun, als mache man Sport.

2024 war das Jahr, in dem eine Frau einen Sieg für alle Frauen errungen hat: Die Französin Gisèle Pelicot aus Avignon hat den Prozess gegen ihren Mann gewonnen, der sie betäubt und Nachbarn zum Sex angeboten hatte. „Die Scham muss die Seite wechseln“ ist ein Satz für einen Neuanfang, den wir ernst nehmen müssen.

Männer brauchen Frauen nur zur Selbstbestätigung

Wir leben im 21. Jahrhundert, aber noch immer scheinen nicht genug Männer verstanden zu haben: Frauen sind nicht auf dieser Welt, damit Männer sich noch stärker fühlen. Frauen sind keine Objekte, über die Männer sich ihren Status bestätigen, durch die sie eine Selbstsicherheit vortäuschen, die sie gar nicht besitzen. Noch immer hätten viele Männer das gern so. Ende des Jahres etwa wurde bekannt, dass die US-Schauspielerin Blake Lively einer bezahlten Schmutzkampagne ausgesetzt war, nachdem sie ihren Co-Star aus „Noch ein einziges Mal“, Justin Baldoni, der sexuellen Belästigung beschuldigt hatte. Dieser heuerte prompt die PR-Agentur an, die schon Johnny Depp zur Seite gestanden hatte. Nach nur einem Tag war das Ziel erreicht, und in den sozialen Medien tobte das #TeamJustin gegen Lively. Selbst die PR-Agentin von Baldoni, eine Dienerin des Patriarchats, schrieb Berichten der „New York Times“ zufolge danach eine Textnachricht: „Es ist eigentlich traurig, weil es zeigt, wie sehr Leute ihren Hass an Frauen auslassen wollen.“

In Deutschland legte El Hotzo, der als Sebastian Hotz eine Zeit lang auch Gags für Jan Böhmermanns „ZDF Magazin Royale“ schrieb, eine weitverbreitete Form der Frauenverachtung an den Tag. Nachdem Frauen aus seinem Umfeld ihn kritisiert hatten, postete er wie aus dem Nichts eine Erklärung auf X und gestand, in seinen Beziehungen habe er gelogen und betrogen, Lovebombing und Gaslighting betrieben, sein Image als „reflektierter Medienmann ausgenutzt und viele Menschen damit sehr verletzt“.

Lively und Baldoni: die Klagewelle rollt weiter 13:17

Medientypen wie El Hotzo sind weder anders noch besonders

Die eine Bombe ist, dass in Deutschland Männer wie El Hotzo ernsthaft als reflektierte Medienmänner durchgehen, dabei ist der Kult um ihn wie auch um zig andere linke und liberale Medienmänner nur schwer von einer selbstverliebten Machosphäre zu unterscheiden. Es wirkte wie ein Ohrfeige, als ich las, wie bewusst so ein El Hotzo, der sich links und feministisch gibt, Begriffe wie Lovebombing verwendet – also das Zuschütten mit inszenierter Bewunderung, bis man einen Menschen erobert hat. Oder Gaslighting – eine Strategie, jemandem das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung zu nehmen.

Wir reden oft über die neuen Rechten und über Typen wie Elon Musk und Andrew Tate. Über solche erheben sich Männer wie El Hotzo, Böhmermann, dessen Podcast-Partner Olli Schulz und viele andere gern. Sie bekommen Applaus dafür, doch die Art, wie sie sich medial in ihrem Buddytum inszenieren, zeigt, dass sie in ihrer Sphäre keine Frauen auf Augenhöhe brauchen.

Ich wünsche mir, dass wir im neuen Jahr die Männer in den Medien, gerade die ach so liberalen, etwas ehrlicher bewerten und sie an ihren eigenen Ansprüchen messen. Oder vielleicht setzen wir einfach mehr Frauen dorthin, wo diese Herren sich bislang für ihre Spiele verherrlichen lassen. Auf ein schönes Neues!