Robbie Williams wird im Biopic „Better Man“ von einem CGI-Schimpansen porträtiert. Ein seltsames Gimmick oder wichtiges Stilmittel?

Der Affe diente Robbie Williams (50) bereits 2002 im Song „Me and My Monkey“ als Metapher für seine Dämonen. Jetzt macht sich der Popstar im Biopic „Better Man“ (ab 2. Januar 2025 in den Kinos) erneut zum Affen. Genauer gesagt: Regisseur Michael Gracey erzählt Williams‘ Lebensgeschichte in einem Musicalfilm nach – nur dass der Popstar darin von einem Schimpansen verkörpert wird.

„Better Man“ erzählt den Aufstieg des britischen Popsängers Robbie Williams im Laufe von drei Jahrzehnten im Stile eines satirischen Musicals – von seinen schwierigen Anfängen in Stoke-on-Trent über den Aufstieg mit der Boygroup Take That bis zum Start der Solokarriere. Jonno Davis (32) schlüpft dabei in die Rolle des jungen Robbie, mittels Motion Capture als Schimpanse dargestellt; Williams selbst sorgt für das Voiceover.

Der Film porträtiert Williams als liebenswerten Trottel, dessen Fröhlichkeit oft ausgenutzt wird, was ihn in eine Abwärtsspirale aus Drogenmissbrauch und Selbstzweifeln führt. Die emotionale Tiefe wird durch die Beziehung zu seiner Großmutter Betty (Alison Steadman) und die komplizierte Verbindung zu seinem egozentrischen Vater Peter (Steve Pemberton) verstärkt.

Robbie Williams als Schimpanse: Komisches Gimmick oder wichtiges Stilmittel?

Die Entscheidung, Robbie Williams als CGI-Schimpanse darzustellen, ist zweifellos gewagt und unkonventionell. Aus der Ferne betrachtet, klingt das Ganze nach einem äußerst seltsamen Gimmick à la „Rocketman“ trifft „Planet der Affen“. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Schimpansen-Darstellung spiegelt als zentrales Stilmittel Williams‘ eigene Wahrnehmung wider, sich oft wie ein „performing monkey“ zu fühlen, was dem Film eine zusätzliche Ebene der Selbstreflexion verleiht. Überraschenderweise funktioniert dieses Konzept erstaunlich gut: Die Verwendung eines Affen als Hauptfigur ermöglicht es dem Publikum auf – wenn auch zunächst etwas befremdliche – Weise, mit Williams‘ inneren Kämpfen zu sympathisieren, die bei einer menschlichen Darstellung möglicherweise nicht oder nur oberflächlich gelungen wäre.

Auch musikalisch kommen Robbie-Fans auf ihre Kosten: „Better Man“ integriert als Musical viele von Williams‘ größten Solo-Hits. Regisseur Gracey verleiht den musikalischen Sequenzen eine theatralische Qualität, die an sein früheres Werk „The Greatest Showman“ erinnern – ohne dabei zu kitschig zu werden. Besonders bemerkenswerte Nummern sind „Come Undone“ als eindringliche Ode an Williams‘ Selbstmitleid und „Angels“ als kraftvolle, sanfte Hymne, während „She’s The One“ als übermütige Hollywood-Romanze daherkommt. Musikalischer Höhepunkt ist aber wohl die Sequenz rund um „Rock DJ“. Es wird klar: Williams‘ Songs, egal wie oft wir sie schon im Radio gehört oder auf Volksfesten gegrölt haben, sind Ausdruck seiner Fähigkeit, mit dem Publikum in Kontakt zu treten und seine tiefsten Gefühle auszudrücken.

Fazit

Unterm Strich ist „Better Man“ eine mutige und unkonventionelle Interpretation eines Biopics, die es wagt, an die Grenzen des Genres zu gehen. Wem es gelingt, sich auf das zunächst abstruse Konzept eines CGI-Schimpansen als Hauptfigur einzulassen, bei dem dürfte der Film eine emotionale Wucht entfalten. Besonders die Szenen zwischen Williams und seiner Großmutter sind herzzerreißend.

Viele Biopics neigen dazu, den Protagonisten zu schmeicheln und zu ignorieren, was sie in ein schlechtes Licht rücken könnte. Williams ist zwar schon immer offen mit seinen Schwächen umgegangen – doch die Ehrlichkeit, mit der er sich hier porträtieren ließ, ist erstaunlich. Wir sehen ihn als schlechten Freund, rücksichtslosen Sohn, toxischen Partner und einen unangenehmen Menschen, mit dem man nicht zusammenarbeiten kann.

„Better Man“ ist weitaus mehr als nur eine schnöde Nacherzählung einer Popstar-Karriere: Es ist eine einzigartige, tief berührende Reise durch die Höhen und Abgründe eines Mannes, der mit seinen inneren Dämonen kämpft – ohne die Gründe dafür einfach auf ein Kindheitstrauma oder seine Drogensucht abzuwälzen.

Tipp: Taschentücher bereithalten – der Film trifft mitten ins Herz und lässt keine Augen trocken.