Vor gut 25 Jahren war Weimar Kulturhauptstadt. Das hat vieles in der Stadt von Goethe, Bauhaus und Co. bewegt. Auch Skandale blieben damals nicht aus – und mancher Erfolg hält an.
1999 war Weimar Kulturhauptstadt Europas geworden. Knapp sieben Millionen Gäste besuchten die damals rund 60.000 Einwohner zählende Kleinstadt laut Abschlussberichts des Kulturstadtjahrs. Doch nicht nur touristisch machte sich das Großereignis bemerkbar. Die Klassikerstadt habe ihr Image mit den etwa 1.000 Veranstaltungen zum Kulturstadtjahr entstauben können, hieß es im Bericht weiter. Immerhin reihte sich das überschaubare und nahe des ehemaligen KZ Buchenwald gelegene Weimar damit in die Ränge von früheren Kulturhauptstädten wie Paris und Athen ein.
Der Status brachte aus heutiger Sicht der Stadtverwaltung einen Modernisierungsschub mit sich: Straßen wurden saniert, auch Teile des heutigen Unesco-Welterbes, das Stadtschloss, das Goethe-Nationalmuseum oder der Bauhaus-Musterbau „Haus am Horn“ wurden auf Vordermann gebracht. „Weimar ist durch 1999 internationaler und weltoffener geworden“, lautet die Essenz. „Geblieben ist nach Meinung vieler auch die Verortung des Vermächtnisses von Buchenwald und der Auseinandersetzung mit der NS-Zeit im Selbstverständnis der Stadt“, so Pressesprecher Andy Faupel.
Kulturprojekt für Verständigung: West Eastern Divan
Bleibend ist auch ein international noch immer viel beachtetes Projekt: Der Dirigent Daniel Barenboim und der inzwischen verstorbenen Kulturtheoretiker Edward Said leiteten damals einen Workshop mit israelischen, palästinensischen und anderen arabischen Musikerinnen und Musiker. Das so entstandene West Eastern Divan Orchestra spielte auch 25 Jahre nach seiner Gründung in Weimar zuletzt mehrere Konzerte im vom Krieg in Nahost geprägten Jahr 2024.
Einen weiteren bleibenden Eindruck in der Kulturlandschaft hinterließ 1999 eine Debatte über den Stellenwert von DDR-Kunst, die durch die Ausstellung „Aufstieg der und Fall der Moderne“ angestoßen worden war. Aber auch andere Projekte waren umstritten und dazu kamen Schlagzeilen über Angriffe von Neonazis auf Besucher und Projekte.
Stadt ehrt Macher des Kulturjahrs
Dass Weimar die Zeit als Kulturzentrum Europas auch heute noch schätzt, zeigte sich zuletzt etwa im Oktober. Da zeichnete die Stadt den Kutur-Manager Bernd Kauffmann auch für sein Wirken als Generalbeauftragter im Kulturstadtjahr mit dem Weimar-Preis 2024 aus. Er habe damals durch innovative Konzepte und ungewöhnliche Veranstaltungsorte neue Impulse nach Weimar gebracht und eine kritische Aufarbeitung der Stadtgeschichte vorangetrieben, hieß es unter anderem zur Begründung.