Der Einsturz der Dresdner Carolabrücke im September wirkte auf Straßenbauverwaltungen wie ein Weckruf. Auch Brandenburg schaut verstärkt auf den Zustand der Autobrücken.
Wegen möglicher Einsturzgefahr werden in Brandenburg derzeit drei Straßenbrücken mit Dauermessanlagen überwacht. Bei ihrem Bau zu DDR-Zeiten wurde ein speziell behandelter Spannstahl aus dem Stahlwerk Hennigsdorf eingesetzt, der bis 1993 hergestellt wurde, wie das Verkehrsministerium in Potsdam auf eine Anfrage aus der AfD-Landtagsfraktion mitteilte. Dieses Material könnte eine wesentliche Ursache für den Einsturz der Dresdner Carolabrücke im September gewesen sein.
Über zwei der besonders überwachten Brücken verläuft die vielbefahrene Bundesstraße 96. Eine von ihnen führt über die Schwarze Elster bei Senftenberg (Landkreis Oder-Spree), die andere über den Kanal Havel-Schleuse bei Fürstenberg/Havel (Landkreis Oberhavel). Über die dritte Brücke quert eine Landesstraße die Spree bei Kossenblatt (Landkreis Oberspreewald-Lausitz).
Schallemissionsanlagen registrieren Schäden an Bauwerken
An der Brücke bei Fürstenberg/Havel ist eine sogenannte Schallemissionsanlage installiert, die laut Ministerium schon im Winter 2021/2022 innerhalb kurzer Zeit einzelne Spanndrahtbrüche registrierte. Daraufhin sei die Brücke für Fahrzeuge über 16 Tonnen gesperrt worden. Eine ähnliche Anlage wurde an der Brücke bei Senftenberg installiert, die bislang jedoch keine Spanndrahtbrüche meldete.
An der Brücke bei Kossenblatt seien in letzter Zeit Schäden durch eine Rissüberwachung festgestellt worden, erklärte das Ministerium. Hier soll im ersten Quartal 2025 ebenfalls eine Schallemissionsanlage in Betrieb genommen werden.
In 71 Brücken Spannstahl aus Hennigsdorf verbaut
In Brandenburg wurde den Angaben zufolge beim Bau von 71 der 1.556 Brücken, für die die Straßenbauverwaltung des Landes zuständig ist, Hennigsdorfer Spannstahl verbaut. Über die Brücken in kommunaler Verwaltung hat die Landesregierung eigenen Angaben zufolge keine Übersicht.
In Sachsen stehen nach Angaben der dortigen Landesregierung 19 Brücken unter einer Sonderprüfung. Neun Brücken werden nach Angaben von Verkehrsminister Martin Dulig (SPD) mit höchster Priorität beobachtet. Die Elbbrücke bei Bad Schandau wurde für den Verkehr bereits gesperrt.
In den alten Bundesländern wurden einzelne Autobrücken, bei deren Bau Spannstahl aus dortigen Werken verbaut worden war, für den Verkehr gesperrt. Der zum Teil etliche Jahre zurückliegende Einsturz von Fabrikhallen in Westdeutschland wird ebenfalls auf Schäden an Spannstahlkonstruktionen zurückgeführt.
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