Im neuen „Polizeiruf“ aus München geht es hart zur Sache: Das Ermittler-Duo muss den Mord an einem Porno-Darsteller aufklären. Die Ermittlungen führen sie in eine Luxusvilla.

Lucky ist Mias große Liebe. Wenn sie zusammen sind, muss sie sich nicht mehr verstellen. Was sie verbindet, sind nicht nur romantische Gefühle. Die beiden drehen sich beim Sex. Es sind harte Pornos, die im Internet bestens ankommen. Doch eines Tages liegt Lucky tot in seinem Wohnwagen und Mias Welt zerbricht. „Jenseits des Rechts“ nennt sich der neue „Polizeiruf 110„, in dem Johanna Wokalek und Stephan Zinner ermitteln, zu sehen am Sonntag (29. Dezember/20.15 Uhr) um 20.15 Uhr im Ersten und in der ARD Mediathek.

Der dritte Fall des Ermittler-Duos Cris Blohm (Wokalek) und Dennis Eden (Stephan Zinner) spielt in einer Künstlerkolonie, deren Bewohnerinnen und Bewohner ein letztes Stück ungeordnetes München erleben dürfen. Hier geht es bunt, fröhlich und wild zu – eine Atmosphäre, die Mia (Emma Preisendanz) in vollen Zügen genießt. Ihr Elternhaus, eine düstere, noble Stadtvilla, empfindet sie als Gefängnis, aus dem sie regelmäßig flieht. Hier dominiert ihr Vater Ralph Horschalek (Martin Rapold). Nach Luckys Ermordung fürchtet der prominente Unternehmer, dass der Ruf seiner Firma durch die Sex-Filmchen seiner Tochter Schaden nehmen könnte. Mias Therapeut Martin (Michael Roll) dagegen macht sich ernsthaft Sorgen.

Dominik Graf hat Regie geführt nach einem Drehbuch von Tobias Kniebe. Die Dialoge sind pointiert und durchzogen von einem trockenen Humor. Für die dramatische Geschichte findet Graf einfühlsame und wunderbare Bilder: hier die Buntheit in Luckys anarchischer Welt, dort das satte Luxusleben der Horschaleks. Der Filmemacher lässt beides aufeinanderprallen, verfällt dabei aber nicht in Klischees. Er nimmt alle seine Figuren ernst und verleiht ihnen Tiefe und Charakter. Mit seinem Blick auch für Kleinigkeiten schafft er so eine dichte Atmosphäre, die in den Bann der Geschichte zieht. 

Dennoch erleidet das Filmvergnügen einen kleinen Dämpfer. Schon nach dem ersten Drittel des Krimis gibt es eine erste Ahnung, wer den Mord begangen haben könnte. Für Blohm und Eden klärt sich die Tat dagegen erst gegen Ende. Das hat allerdings auch mit einer Rechtsvorschrift zu tun, die dafür sorgt, dass die Forensikerin Franca Ambacher (Jule Gartzke) eine wichtige Information nicht weitergeben darf. Während das Publikum eingeweiht ist, sind die Kommissare lange ahnungslos. 

„Jenseits des Rechts“ ist keiner der Krimis, die bis zum Ende für Hochspannung sorgen. Sehenswert ist der Film aber allemal, nicht nur wegen der interessanten Figuren. Auch das Ensemble ist wunderbar. Wokalek und Zinner sind in ihrem dritten TV-Krimi ein gut eingespieltes Team, dem man gerne zusieht. Star des Films ist jedoch Emma Preisendanz, zuvor unter anderem im Fantasyabenteuer „Hagen – Im Tal der Nibelungen“ zu sehen. Im neuen „Polizeiruf“ des Bayerischen Rundfunks (BR) verleiht die 22-jährige ihrer Figur der Mia eine beeindruckende Komplexität, mit einer Mischung aus Düsternis, Verletzlichkeit und der Sehnsucht, endlich wahrgenommen zu werden. Eine großartige Leistung einer jungen Schauspielerin, von der man unbedingt mehr sehen will.