Bei „Sextortion“ drohen Täter intime Bilder von Betroffenen zu veröffentlichen. Hunderte Fälle wurden allein in Sachsen-Anhalt angezeigt. Die Aufklärungsquote ist ernüchternd niedrig.

Magdeburg (dpa/sa) -Trotz hunderter Fälle von sexueller Erpressung über das Internet, auch „Sextortion“ genannt, bleibt die Aufklärungsquote in Sachsen-Anhalt sehr niedrig. Bis Oktober 2024 konnten nur fünf von insgesamt 470 erfassten Fällen aufgeklärt werden, wie das Landeskriminalamt (LKA) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. 

Die Fallzahlen sind gegenüber dem Vorjahr (514 Fälle) leicht gesunken, liegen aber weiterhin deutlich über den 291 gemeldeten Fällen von 2022. Bei den meisten Taten handelte es sich um Versuche, wie das LKA mitteilte.

Was steckt hinter „Sextortion“?

Bei „Sextortion“ – einer Wortkombination aus „Sex“ und „Extortion“ (Erpressung) – versuchen Täter oder Täterinnen, über soziale Netzwerke oder Dating-Plattformen intime Bilder oder Videos von ihren Opfern zu erlangen. 

Oft setzen sie eine falsche Identität ein, um das Opfer in einen scheinbar harmlosen Flirt zu locken, der allerdings in eine Erpressung mündet. In der Folge fordern die Täter entweder hohe Geldbeträge oder weitere intime Aufnahmen.

Täterprofil: Organisierte Banden und bekannte Personen

Von 2022 bis 2024 wurden 19 Tatverdächtige in Sachsen-Anhalt ermittelt, die meisten davon männlich. 2024 wurde erstmals eine weibliche Tatverdächtige erfasst. Die Mehrheit der Tatverdächtigen sind Erwachsene gewesen, doch auch Heranwachsende und ein Junge unter 14 Jahren wurden ermittelt, wie das LKA mitteilte.

Manche Täter kennen ihre Opfer persönlich, etwa aus früheren Beziehungen oder Freundschaften, in denen Eifersucht eine Rolle spielt. Bei rein online stattfindenden „Sextortion“-Fällen handelt es sich laut dem LKA hingegen häufig um organisierte Banden, die vom Ausland aus operieren oder sogenannte Bots einsetzen, um ihre Erpresserschreiben per E-Mail zu verteilen.

Opferprofil: Oft männlich

Rund 80 Prozent der Betroffenen bis Oktober 2024 waren männlich. Die größte Gruppe stellen Erwachsene über 21 Jahre, doch auch jüngere Menschen geraten ins Visier: Fast jedes siebte Opfer war unter 21 Jahre alt, darunter vier Kinder unter 14 Jahren.

Frauen und Mädchen machen etwa ein Fünftel der Opfer bis Oktober 2024 aus, sind jedoch besonders unter den jüngsten Betroffenen auffällig vertreten: Drei der vier Kinder waren Mädchen, wie das LKA mitteilte.

Die Polizei rät, keine intimen Fotos oder Videos online zu teilen und keine Forderungen der Täter zu erfüllen. Verdächtige Fälle sollten umgehend angezeigt werden.