Bei den Olympischen Spielen in Paris gewann Lukas Märtens über 400 Meter Freistil die erste Goldmedaille. Im Interview spricht er über die Nachteile, die der Erfolg mit sich bringt.

Dieser Artikel erschien zuerst bei RTL.de

Am Abend des 28. Juli sollte sich das Leben des Lukas Märtens von jetzt auf gleich und buchstäblich in Sekunden ändern. Vom Schwimm-Youngster schwamm er sich zum neuen Goldjungen. Tatsächlich war er seither und vor allem nach Paris gar nicht mehr so oft im Wasser. Eine Nasen-OP und zahlreiche Termine haben ihn ausgebremst. Auch beim Gespräch mit RTL ist der Magdeburger schon wieder unterwegs. „Ich kann bis jetzt noch nicht so richtig sagen, was damals an diesem Abend in meinem Kopf und Herzen vorging. Gleichzeitig denke ich noch oft an den Abend zurück und gerade die Ehrungen sind natürlich immer noch etwas Besonderes“, erzählt er.

Lukas Märtens über seinen Gold-Moment

Wenn er an den Abend seines Triumphs denkt, schießen ihm wieder Bilder der Siegerehrung in den Kopf. „Am meisten erinnere ich mich an den Moment, in dem ich auf dem Podest stehe. Ich sehe die gehissten Fahnen und höre die deutsche Nationalhymne. Ich konnte nicht mitsingen, weil mich in diesem Moment all meine Gefühle übermannten und ich am ganzen Körper gezittert habe. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, und diese Momente bleiben für immer in meinem Herzen.“

Zugleich gesteht er: „Allerdings bin ich auch froh, wenn es wieder etwas ruhiger wird und der Alltag wieder einkehrt.“

Lukas Märtens Olympia Finale 200 Meter 06.13

Denn so schön die zahlreichen Ehrungen sind, so sehr kämpft er darum, wieder primär als Lukas wahrgenommen zu werden. Er erzählt: „Ich habe mich aus meiner Sicht jetzt nicht wirklich verändert, aber die Leute nehmen mich natürlich jetzt anders wahr.“

Konkret: „Ich war vor Kurzem auf dem Weihnachtsmarkt. Später hat mich eine Frau angeschrieben, die sich nicht getraut hat, mich anzusprechen. Das finde ich schade, weil ich mir denke: Ich bin doch trotzdem nur ein normaler Mensch und auch der Lukas, der ich vor den Spielen war.“ Zugleich wünscht er sich langsam seinen Trainingsalltag zurück. „Es ist schon unglaublich viel, was auf einen einprasselt durch die ganzen Ehrungen – vor allem auch als junger Mensch, der ich ja bin. Dabei darf ich nicht vergessen, dass das alles ohne die harte Arbeit und das Training nicht möglich wäre. Darum hoffe ich, dass im neuen Jahr der Fokus wieder mehr auf dem Training liegt.“

Zwar ist er nach Olympia glücklicherweise nicht in ein „Loch gefallen“, trotzdem hat er sich in der Vergangenheit manchmal Zeit zum „Durchschnaufen“ gewünscht. „Ich will einfach mal wieder nur Mensch sein können oder der Schwimmer, der vorher auch Zeit für private Dinge hatte. Wenn man ständig in der Öffentlichkeit auftritt, ist das schwierig. Das habe ich auf dem Weihnachtsmarkt wieder gemerkt. Man hat eigentlich keine ruhige Minute. Zugleich möchte ich mich nicht falsch verstanden fühlen, denn die Menschen finden wirklich immer tolle Worte und diese rühren natürlich auch.“

Er selbst arbeitet schon länger mit Psychologen zusammen, die ihm gerade jetzt wichtige Strategien zum richtigen Umgang mit der Situation mitgeben.

„An Weihnachten kann ich den Kopf ausmachen”

Da kommt Weihnachten mit ein paar besinnlichen Stunden gerade recht. „Ich glaube, Weihnachten wird sehr relaxed werden – im kleinen Familienkreis. Das sind Momente, in denen ich den Kopf wirklich mal ausmachen und richtig schön abschalten kann. Da kann ich auch mal herumalbern.“

Im neuen Jahr möchte er dann im Wasser wieder richtig durchstarten. Am 5. Januar geht’s ins Training nach Südafrika.