Gutes Wetter, hohe Besucherzahlen: Die Weihnachtsmarkt-Saison lief Veranstaltern und Behörden zufolge zunächst gut. Dann kam der Anschlag in Magdeburg und sorgte auch in Rheinland-Pfalz für Entsetzen.
Wenige Tage nach dem Schock von Magdeburg enden die allermeisten Weihnachtsmärkte in Rheinland-Pfalz. Auch bei Veranstaltern hierzulande sitzt das Entsetzen nach dem Anschlag auf dem Markt in Sachsen-Anhalt tief. Zumindest von den Besuchszahlen her wird aber hierzulande ein positives Fazit gezogen.
Bis zum Freitag wäre es eine perfekte Weihnachtsmarkt-Saison in Mainz gewesen, sagte Marko Sottile, einer der Sprecher des Marktes in der Landeshauptstadt. Weil man selbst auch Betroffene aus Magdeburg kenne, sei es dann eine emotional schwierige Situation gewesen.
In Mainz gab es am Sonntagabend auf einer Bühne eine Andacht. Die sei trotz Regens stark besucht gewesen, berichtete Sottile. Das ursprünglich geplante Bühnenprogramm war aus Solidarität mit den Opfern von Magdeburg abgesagt worden.
In Mainz kamen Besucher „erst recht“
Er habe eigentlich erwartet, dass nach dem Anschlag von Freitagabend an den verbleibenden Tagen weniger Menschen auf den Markt kommen, sagte Sottile. Doch das sei in Mainz nicht der Fall gewesen. Kunden hätten an Ständen sogar gesagt, sich jetzt erst recht für einen Besuch entschieden zu haben. Dass es keine hundertprozentige Sicherheit gebe, sei ohnehin klar.
In Magdeburg war vergangenen Freitag der Täter Taleb A. mit einem Auto über den dortigen Weihnachtsmarkt gerast und hatte fünf Menschen getötet sowie rund 200 verletzt. Der aus Saudi-Arabien stammende Arzt sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft.
Stille Weihnachtsmärkte
Darauf wurde auch abseits von Mainz reagiert. Auf dem Neuwieder Knuspermarkt trauerten Besucher bei einer Schweigeminute, zwischenzeitlich ging das Licht aus. In Ludwigshafen wurde der Weihnachtsmarkt nach dem Anschlag still fortgeführt, auf Musik, Programm und das geplante Feuerwerk wurde verzichtet.
Insgesamt ziehen viele Veranstalter und Schausteller in Rheinland-Pfalz ein positives Fazit ihrer Märkte. Die Besucherzahlen blieben demnach weitgehend stabil auf einem hohen Niveau – teilweise hätten sie sogar gesteigert werden können.
Zuwachs in Koblenz
Einen Zuwachs gab es etwa in Koblenz: „Wir kratzen irgendwo an der Million“, sagte Marktorganisator Detlef Koenitz. Im vergangenen Jahr seien rund 800.000 Besucherinnen und Besucher gekommen. Er erklärt sich den Andrang auch mit dem guten Wetter in diesem Jahr. Bis zum letzten Wochenende des Weihnachtsmarkts habe es nur einen Regentag gegeben.
Auch Sascha Barth, Sprecher der Marktbeschicker in Mainz, verwies auf das Wetter als positiven Faktor. In der Landeshauptstadt dürften die Besucherzahlen ihm zufolge auf dem Vorjahresniveau liegen.
„Lassen wir uns vorweihnachtliche Stimmung nicht nehmen“
In Mainz hatten Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) sowie Ordnungsdezernentin Manuela Matz (CDU) nach dem Anschlag in Magdeburg betont, der Weihnachtsmarkt sei ein offener Ort und das solle er auch bleiben. „Lassen wir uns die vorweihnachtliche Stimmung nicht nehmen“, teilten sie gemeinsam mit. „Unsere Sicherheitskonzepte stehen, wir danken der Polizei für die erhöhte Präsenz und wünschen allen Besucherinnen und Besuchern und Marktbeschickerinnen und Marktbeschickern auf den verschiedensten Weihnachts- und Mainzer Winterzeit-Märkten im Stadtgebiet viel Freude.“
Matz sprach noch vor dem Anschlag von einem ruhigen und friedlichen Verlauf des Marktes in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt. Ähnlich klang das in Ludwigshafen. Einem Sprecher der Stadtverwaltung vom Freitag zufolge gab es bei Kontrollgängen des kommunalen Vollzugsdiensts nur einen Verstoß gegen das Waffengesetz. Insgesamt seien die Kontrollen ruhig verlaufen.
Der Ludwigshafener Weihnachtsmarkt sei vor allem in den ersten Wochen sehr gut besucht gewesen, teilte die Ludwigshafener Kongress- und Marketing-Gesellschaft Lukom mit. Der Markt hatte als erster Weihnachtsmarkt in Rheinland-Pfalz bereits am 13. November seine Pforten geöffnet.
Wintermärkte länger geöffnet
Für einige Märkte oder Teilmärkte geht es nach Heiligabend in die Verlängerung. In Mainz kann etwa auf dem Schiller-, Neubrunnen- oder dem Bahnhofsplatz noch bis zum 30. Dezember Glühwein gekauft werden. In Koblenz hat der Winterzeitmarkt sogar bis zum 5. Januar geöffnet, jedoch mit abgespeckten Verkaufsständen.