Populäre Tierarten ziehen beim Werben um Spenden eher. Das Geld soll aber nicht nur ihnen zugutekommen. Ein Aspekt ist dabei eher zweitrangig.
Obwohl die kriselnde Wirtschaft, Krieg und Migration das Thema Artenschutz zuletzt etwas verdrängt haben, spenden Menschen nach wie vor viele Millionen für solche Projekte. „Wie wichtig Biodiversität ist, ist überall angekommen“, sagte der Karlsruher Zoodirektor Matthias Reinschmidt.
Der Zoo hat vor acht Jahren eine Artenschutzstiftung gegründet, die inzwischen mehr als 30 Projekte unterstützt hat. Reinschmidts Anspruch dabei: Die Tiere, um die es geht, sollen die Menschen bei einem Besuch im Zoo sehen können – vom Vietnamfasan, der in freier Wildbahn als ausgerottet gilt, bis hin zu Pinguinen und Elefanten. „Wir können ein ganzes Portfolio bieten.“
„Moorfrösche sind nicht so sexy“
Die Tiere seien gewissermaßen Botschafter, sagte Reinschmidt. Dabei weckten prominentere Arten wie Luchse mehr Aufsehen als andere. „Moorfrösche sind nicht so sexy.“ Eine Erfahrung, die auch der WWF Deutschland gemacht hat: „Generell spenden viele Menschen eher für bekannte, „beliebte“ Arten – egal aus welcher Region“, erklärte eine Sprecherin der Naturschutzorganisation. „Der Igel schlägt also den Feuersalamander und der Jaguar den Hyazinthara.“
Daher werbe der WWF in einer Kampagne für das Amazonasgebiet mit dem Jaguar, „weil diese Tierart erfahrungsgemäß mehr Aufmerksamkeit erzielt als andere Tier- oder gar Pflanzenarten“. Aber auch unscheinbareren Arten kämen die Spenden zugute. „So profitiert vom Erhalt des Lebensraums Amazonas für den Jaguar eben auch der Hyazinthara – und der Klimaschutz weltweit.“
Jüngere spenden mehr
Der Spendenmarkt in Deutschland sei umkämpft, ordnete die WWF-Sprecherin ein. Sinkende Reallöhne, ein gedämpftes Konsumklima und Zukunftssorgen machten es nicht leichter. Wenngleich der Deutsche Spendenrat eine leichte Steigerung der Spendeneinnahmen von etwas mehr als zwei Prozent im Vergleich zum 2023 prognostiziert. Gerade Jüngere spendeten mehr.
Mehr als 56 Millionen Euro an privaten Spenden hat der WWF im Finanzjahr 2023 (bis Ende Juni 2023) eingenommen, knapp anderthalb Millionen mehr als im vorherigen Zeitraum. Greenpeace verbuchte im vergangenen Jahr laut einem Sprecher 84 Millionen Euro an Spenden und zählte 616.000 Fördermitglieder. 2022 war mit 86 Millionen Euro ein Höchststand erreicht worden. Die Heinz-Sielmann-Stiftung kommt im Schnitt auf sieben Millionen Euro pro Jahr.
Umwelt- und Naturschutz geraten in den Hintergrund
Die Zahl an spendenden Personen sei jedoch rückläufig, teilte ein Sprecher mit. Dauerspender machten bei der Stiftung nur gut ein Drittel aus, Einzelspenden den Rest. Dagegen hat der WWF nach eigener Auskunft dank regelmäßiger Spenden Planungssicherheit. Rund 259.000 Dauerspendern standen zuletzt 91.000 Einzelspenden gegenüber. Und auch bei der Umweltschutzorganisation BUND sichern nach Angaben einer Sprecherin treue und langjährige Mitglieder, Spenderinnen und Spender die finanzielle Stabilität.
„Unsere Anliegen für den Umwelt- und Naturschutz werden mehr denn je in den Hintergrund der öffentlichen Debatten gerückt“, erklärte sie. Aber trotz Inflation und schwieriger Wirtschaftslage wüchsen die Mitgliedszahlen kontinuierlich. Und auch in dieser Zeit spendeten weiterhin viele an den BUND.
Eingeschlagener Weg richtig
Ob es um Flora und Fauna vor der eigenen Haustür oder Exotischeres geht, spielt dabei weniger eine Rolle. Das BUND-Projekt Grünes Band habe in den vergangenen Jahren nach im Schnitt sieben Prozent und das Projekt Wildkatze vier Prozent des Gesamtspendenaufkommens ausgemacht. 2023 lagen die Summen hier bei rund 1,4 Millionen beziehungsweise 543.000 Euro.
„Nahbarer sind Projekte vor der eigenen Haustür“, sagte Artenschutz-Kuratorin Sandra Dollhäupl vom Karlsruher Zoo. Hier gebe etwa der Nabu auch schnell Rückmeldung, ob Fischadler oder Wiedehopf Nisthilfen annähmen.
Bei Projekten etwa in Ecuador arbeite die Artenschutzstiftung mit Fachleuten vor Ort zusammen. „Wir können von hier aus nicht die Details klären.“ Ein Problem sei hin und wieder, dass manche Projekte nur eine bestimmte Laufzeit hätten, sagte Dollhäupl. Dabei sei Kontinuität bei dem Thema wichtig.
Rund eine halbe Million Euro bekommt die Stiftung im Jahr an Spenden, Tendenz steigend. Ein Teil stammt aus dem sogenannten Artenschutz-Euro, den Zoo-Besucherinnen und -Besucher beim Eintritt freiwillig zahlen können. Das zeige, dass der eingeschlagene Weg richtig sei und unterstützt werde, sagte Direktor Reinschmidt. „Das motiviert mich besonders.“