Bei manchen Verbrechen dauert es lange, bis sie aufgeklärt werden. Ein Tatverdächtiger aus dem Südwesten steht sogar auf Europols Liste der meistgesuchten Straftäter.

Ein Angler entdeckt zufällig ein Autowrack im Rhein. Polizei-Taucher finden in dem versenkten Wagen menschliche Knochen. Erste Erkenntnisse deuten auf einen seit 38 Jahren vermissten Mann hin. Warum der seit Jahrzehnten bei Rastatt im Strom liegende rote Opel vorher nicht aufgefallen war, bleibt ein Rätsel.

Rund vier Monate nach der grausigen Entdeckung gibt es mehr Klarheit über den Vermissten: Der Staatsanwaltschaft Baden-Baden zufolge handelt es sich um einen damals 42-jährigen Mann. Wie kam er ums Leben? Hinweise für eine Gewalteinwirkung gibt es laut Behörde nicht. Aber: „Ein Verbrechen lässt sich nicht definitiv ausschließen“, wie eine Sprecherin auf Anfrage sagt. Die Ermittlungen laufen weiter. 

In Baden-Württemberg gibt es zahlreiche ungelöste Kriminalfälle. Darunter sind Verbrechen, die schon Jahrzehnte zurückliegen. Die Behörden bleiben nicht untätig. Das Landeskriminalamt (LKA) veröffentlicht auf seiner Internetseite ausführliche Fahndungsaufrufe, auch zu sogenannten „Cold Cases“ (Altfälle).

Wenn Fälle in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY…Ungelöst“ präsentiert werden, gibt es häufig neue Hinweise. Eine Erfolgsgarantie für Ermittler ist das aber nicht. Eine Auswahl aktueller und länger zurückliegender Fälle, die Schlagzeilen auslösten: 

Tödliche Schüsse in Göppingen

Am 2. Oktober dieses Jahres fallen in einer Göppinger Bar Schüsse. Ein 29-Jähriger wird verletzt und stirbt kurze Zeit später im Krankenhaus, zwei weitere Männer werden verletzt. Bei den Opfern handelt es sich nach dpa-Informationen um Syrer. Die Tatwaffe soll eine Maschinenpistole gewesen sein. 

Die Polizei richtet nach der Tat, die größeres Aufsehen auslöst, die Sonderkommission „Kurz“ ein. Beamte suchen nach einem Mann im Alter von etwa 18 bis 24 Jahren, der wohl in Tatortnähe war. Seit diesem Monat wird nach dem Unbekannten auch bundesweit gefahndet; unter anderem mit Bildern auf digitalen Werbeflächen in Tankstellen und Flughäfen. 

Seniorin tot im Garten 

Familienmitglieder finden eine 75-jährige Frau am 24. September 2024 tot in ihrem Garten bei Schwaikheim (Rems-Murr-Kreis). Die Polizei richtet daraufhin die Sonderkommission „Soko Garten“ ein, denn die Frau soll gewaltsam ums Leben gekommen sein. Ermittler suchen einen jungen Mann im Alter von ungefähr 17 bis 25 Jahren, der ein wichtiger Zeuge sein könnte. Er soll damals in der Nähe Tatorts gewesen sein. Es wird weiter mit Hochdruck ermittelt, wie ein Sprecher des zuständigen Polizeipräsidiums Aalen berichtet: „Wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben.“ 

Schüsse auf Kommunalpolitiker

Ein Unbekannter schießt in der Nacht zum 19. März 2023 mehrmals von außen durch ein Fenster auf einen Landwirt und FDP-Politiker auf dessen Hof in Hattenhofen (Kreis Göppingen). Der Schütze verletzt den damals 65-jährigen Kommunalpolitiker mit vier Kugeln schwer. Die zuständige Ermittlerin von der Kriminalpolizei in Ulm sagte im November in „Aktenzeichen XY…Ungelöst“, ein Mordanschlag durch einen Profi-Killer sei eher unwahrscheinlich. Es wurde demnach eine vermutlich umgebaute Schreckschusswaffe eingesetzt, zu der die Munition aber nicht passte. 

Frauenleiche im Schwarzwald

Eine tote und teilweise verbrannte Frau wird am 24. Juli 1997 in einem Waldgebiet bei Todtnau-Präg im Kreis Lörrach gefunden – das ist schon über 27 Jahre her. Die Identität der rund 20 Jahre alten Frau ist bis heute ungeklärt. Ermittler vermuten, dass sie Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. 

Vermisste Studentin aus Freiburg

Der Fall der Biologie-Studentin Eva Götz reicht ebenfalls ins Jahr 1997 zurück. Die 26-Jährige wird zu Jahresbeginn in Freiburg mutmaßlich in einem Kleintransporter entführt. Ende Januar wird ihre Leiche an einem Feldweg zwischen Geisingen (Kreis Tuttlingen) und Blumberg (Schwarzwald-Baar-Kreis) gefunden.

Tatverdächtiger auf Europol-Liste

Noch länger zurück liegt ein Tötungsdelikt, das unlängst in „Aktenzeichen XY … Ungelöst“ präsentiert wurde. Ein aus Russland stammender Täter soll im August 1991 einen damals 35-Jährigen aus Sindelfingen (Kreis Böblingen) auf einem Waldweg erschlagen haben. Der Verdächtige steht auf Europols Liste der meistgesuchten Straftäter in Europa. Laut Zeugenaussagen reiste er im Jahr 1993 nach Russland. Aus dem Jahr 2004 sei eine Einreise in die Ukraine bekannt.