In Filmen darf Schnee zu Weihnachten nicht fehlen. In der Realität fallen Schneeflocken und die Feiertage eher selten zusammen. Eine Karte zeigt die regionalen Unterschiede.

Zwar bleiben Feiertage im Schneegestöber eher im Gedächtnis. Zumindest in der Fläche bestimmen weiße Weihnachten jedoch eher die Ausnahme als die Regel. Das belegen historische Wetterdaten des Deutschen Wetterdienstes (DWD). So beschert der Winter den höher gelegenen Regionen – in den Mittelgebirgen oder in Alpennähe etwa – zwar eine recht zuverlässige Schneedecke, die sich auch zu Weihnachten behaupten kann. Unter 700 Metern jedoch fällt die Chance auf weiße Weihnachten bereits deutlich ab.

„Dass die Chancen für weiße Weihnachten bei uns für die meisten eher gering ausfallen, hat viele Gründe“, sagt der ntv-Meteorologe Martin Pscherer. „Zum einen befinden sich die Feiertage erst ganz am Anfang des Winters. Zum anderen fallen die Temperaturen natürlich auch infolge des Klimawandels höher aus als früher.“

Schnee zu Weihnachten? Im Norden und Westen Deutschlands traditionell eher nicht

Laut den von ntv.de ausgewerteten historischen DWD-Daten der letzten 74 Jahre konnten sich die Menschen an den meisten von 532 Standorten im Schnitt etwa alle fünf Jahre über ein verschneites Fest freuen, wobei die Häufigkeit in den letzten Dekaden merklich abnahm. An gut 80 Stationen wurde immerhin mehr als jedes zweite Weihnachtsfest im Schnee gefeiert.

Als traditionell schneearm erweisen sich hingegen der Norden und Westen Deutschlands. Dort finden sich mehrere Wetterstationen, an denen es zwischen 1950 und 2023 nur etwa alle zehn Jahre oder noch seltener geschneit hat. Auf Norderney etwa wurden in den 73 Jahren, für die Niederschlagswerte vorliegen, nur sieben Mal eine Schneedecke von mindestens einem Zentimeter zu Heiligabend verzeichnet. Im rheinland-pfälzischen Bad-Neuenahr sieht es ähnlich aus. Dort gab es seit 1950 nur acht Mal Schnee zur Bescherung.

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Selbst in den Bergen bleiben Skipisten öfter grün

Demgegenüber stehen die Ski- und Bergregionen wie Philippsreut in Bayern, der Fichtelberg in Sachsen, der Brocken in Sachsen-Anhalt oder der Feldberg in Baden-Württemberg. Dort liegen die Chancen auf weiße Weihnachten bei um die 90 Prozent. Die 100-Prozent-Marke erreicht in Deutschland nur die Messstation auf der Zugspitze in gut 2900 Metern Höhe.

Doch die Zahl der Regionen mit einer vergleichsweise hohen Schnee-Garantie zur Ferienzeit schmilzt regelrecht dahin. Im meteorologisch relevanten Referenzzeitraum von 1961-1990 etwa hat es an fast 120 Stationen zu mindestens jedem zweiten Weihnachtsfest geschneit. In den letzten 30 Jahren (1994-2023) traf das nur noch auf 58 Stationen zu.

Insbesondere in der letzten Dekade fielen die Winter vielerorts zu mild aus. Mehr als die Hälfte der Stationen hat seit der schneereichen Wintersaison von 2010/2011 zu Heiligabend keine einzige weiße Schneedecke mehr gesehen. Im gleichen Zeitraum haben sich in den beliebten Skiregionen wie Garmisch-Partenkirchen die Jahre gehäuft, in denen die Pisten grün blieben. Auch das ist eine Folge des Klimawandels, bestätigt der Meteorologe. „Auch im kühleren Bergland machen gerade in den Regionen, die früher noch um 0 Grad lagen, 1 bis 2 Grad mehr oft den Unterschied zwischen Regen und Schnee“, sagt Pscherer.

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Das Jahr 2010 war eine seltene Ausnahme

Damit auch im Flachland weiße Flocken fallen, müssen in Deutschland schon ganz besondere Wetterbedingungen herrschen. Wenn etwa trockene, kalte Luft aus Osteuropa auf feuchte Luft vom Atlantik trifft, stehen die Chancen auf flächendeckende weiße Weihnachten ganz gut, erklärt der Experte. Doch kurz vor Weihnachten herrschen meist andere Bedingungen. „Oft überwiegend bei uns Westwindwetterlagen, die relativ milde Luft vom Atlantik zu uns führt“, so Pscherer.

Das letzte Mal, dass fast ganz Deutschland zu Heiligabend von Schnee bedeckt war, liegt schon rund 14 Jahre zurück (siehe Grafik oben). Der ntv-Meteorologe erinnert sich gut an die „extrem schneereiche“ Wintersaison von 2010/2011 und die „bemerkenswerte“ Wetterlage, die dazu führte: „Damals breitete sich schon von Monatsbeginn an kalte Luft aus Nord- und Osteuropa bis zu uns aus, sodass sich ein Kältepolster ansammeln konnte“, schildert Pscherer. Hinzu kamen mehrere Tiefdruckgebiete, die für einen steten Nachschub von feuchter Meeresluft sorgten. Das führte zu ordentlich Niederschlag, der bald zu Schnee überging.

Doch wie stehen die Aussichten auf weiße Weihnachten für dieses Jahr? Noch ist es zu früh, um das mit Sicherheit sagen zu können. Doch wenn sich die Kaltluft-Fronten weiterhin so die Klinke in die Hand geben wie zuletzt, werden damit schon mal die richtigen Voraussetzungen für Schnee zum Fest geschaffen.

Dieser Artikel erschien zuerst bei ntv.de

Zur Methodik: Die Auswertung basiert auf den historischen Niederschlagsdaten im Stationsnetzwerk des Deutschen Wetterdienstes von 1950 bis 2023. Ausschlaggebend war jeweils die am 24. Dezember gemessene Schneehöhe der einzelnen Stationen. Die Chance auf weiße Weihnachten an dem Standort ergibt sich jeweils aus der Anzahl der Jahre, an denen an Heiligabend eine Schneehöhe von mindestens einem Zentimeter verzeichnet wurde, im Verhältnis zur Gesamtzahl der Jahre in dem jeweiligen Zeitraum, für die ein Messwert vorliegt. Stationen mit zu vielen Fehlwerten (mehr als drei Jahre ohne Messwert in den relevanten Zeiträumen von 1961 bis 1990 sowie 1993 bis 2022) wurden von der Betrachtung ausgeschlossen.