In Ostdeutschland legt das Bruttoinlandsprodukt zu – und steht besser da als im Westen. Anders jedoch in Sachsen.

Die Wirtschaftsleistung in Sachsen geht in diesem Jahr nach einer Konjunkturprognose des Ifo-Instituts entgegen dem Trend in Ostdeutschland zurück. Während für den Osten insgesamt ein Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 0,3 Prozent im Vergleich zu 2023 prognostiziert wird, wird in Sachsen ein Minus von 0,5 Prozent erwartet. Darauf deute die stark unterschiedliche Entwicklung im ersten Halbjahr 2024 hin. Damit bleibt Sachsen auch hinter dem bundesweiten Wert (minus 0,1 Prozent) zurück.

Hintergrund ist nach Angaben des Ifo-Instituts in Dresden die größere Abhängigkeit von der Industrie, die stark auf das Gesamtergebnis drücke. Vor allem die Konzentration auf die Automobilwirtschaft mache sich negativ bemerkbar. So gebe es beim produzierenden Gewerbe einen Rückgang um 2,4 Prozent (Osten: minus 2,0 Prozent). 

Automobilindustrie in der Krise

Die Automobilindustrie ist nach Angaben des Wirtschaftsministeriums Sachsens umsatzstärkste Branche. Sie trägt mehr als ein Viertel zum Industrieumsatz und über ein Drittel zum Auslandsumsatz bei. Die Autobauer Volkswagen, BMW und Porsche sowie rund 780 Zulieferer, Ausrüster und Dienstleister beschäftigen insgesamt rund 95.000 Mitarbeiter.

Insbesondere der Autobauer VW steckt wegen einer sinkenden Nachfrage nach E-Autos in der Krise, Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen stehen im Raum. In Sachsen sind für VW mehr als 10.000 Mitarbeiter tätig.

Dienstleister für Wachstum im Osten maßgeblich

Auch das Baugewerbe (minus 4,9 Prozent) schneidet schlechter ab im ostdeutschen Durchschnitt (minus 4,3 Prozent). Gleichzeitig ist der Anstieg bei den Dienstleistern im Freistaat schwächer (Sachsen: 0,6 Prozent, Osten: 1,3 Prozent). Gerade dieser Bereich ist laut Joachim Ragnitz, stellvertretender Leiter des Dresdner Ifo-Instituts, maßgeblich für die Gesamtentwicklung im Osten. 

„Insbesondere die Dienstleistungsbereiche in Ostdeutschland expandieren kräftig, und die schwächelnde Industrie hat hier insgesamt weniger Gewicht“, sagte er. Sein Kollege aus München, Robert Lehmann, ergänzte: „Der Strukturwandel im Verarbeitenden Gewerbe trifft zwar auch die ostdeutsche Wirtschaft, jedoch aufgrund ihrer Spezialisierung mit geringerer Intensität.“

Trendumkehr in Sachsen in 2025

Hoffnung auf Besserung gibt es im kommenden Jahr. Für Sachsen erwartet das Ifo-Institut eine Trendumkehr. Vorhergesagt wird ein moderates Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 0,4 Prozent. Alle drei Sektoren (produzierendes Gewerbe, Baugewerbe und Dienstleister) dürften deutlich besser abschneiden.

Auch für ganz Ostdeutschland sieht die Prognose eine positive Entwicklung voraus. Das Bruttoinlandsprodukt wird demnach um 0,7 Prozent zulegen. Wachstumsträger seien abermals die konsumnahen Dienstleistungsbereiche,  während die Industrie weiter schrumpfe.