Der scheidende Intendant der Bad Hersfelder Festspiele blickt auf eine aufregende Zeit zurück. Der Besuch eines Oscar-Preisträgers gehörte zu den Höhepunkten.
Vor seiner letzten Saison als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele blickt Joern Hinkel mit Stolz und Dankbarkeit auf die vergangenen Spielzeiten zurück. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm der Besuch des Oscar Preisträgers Tom Schulman, dem Drehbuchautoren des Stücks „Der Club der toten Dichter“ im Jahr 2023 in Bad Hersfeld. Diese Begegnung werde er wohl nie vergessen, sagte der 54-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.
Die Verhandlungen mit den Produzenten des gleichnamigen Kinofilms, ob der Stoff auf die Bühne gebracht werden darf, hatten laut Hinkel mehrere Jahre gedauert. „Und eines Tages saß der Erfinder der Geschichte neben mir im Zuschauerraum“, erinnert sich Hinkel zurück. „Es hat ihm nach eigenem Bekunden sehr gut gefallen. Nicht nur das: Er war sogar bereit, in der Eröffnungsszene als scheidender Literaturprofessor mitzuspielen.“
Nach Wedel-Rücktritt Festspiele in sicheres Fahrwasser geführt
Sein Start als Festspiel-Intendant nach dem Rücktritt von Dieter Wedel im Jahr 2018 sei eine große Herausforderung gewesen. Es sei darum gegangen, die Festspiele in der osthessischen Stadt wieder in ein sicheres Fahrwasser zu bringen. „Ich bin stolz und glücklich darüber, dass das gemeinsam mit meinem wunderbaren Team gelungen ist.“
Wedel hatte die Intendanz in Bad Hersfeld im Herbst 2014 übernommen und war Anfang 2018 zurückgetreten nach wiederholten Vorwürfen sexueller Übergriffe, denen er per eidesstattlicher Erklärung widersprach.
Die nächste große Herausforderung für Hinkel folgte zwei Jahre nach der Übernahme der Spielleitung. „Was wir 2020 alle zusammen mit Künstlerinnen und Künstlern gemeinsam mit den Verantwortlichen in der Stadtverwaltung während der Corona-Pandemie auf die Beine gestellt haben, beglückt mich“, sagt der 54-Jährige.
„Alle haben zusammengehalten“
An den Kunstaktionen der Festspiele an außergewöhnlichen Orten in der ganzen Stadt hätten sich damals auch zahlreiche Vereine und künstlerische Vereinigungen beteiligt. „Alle haben zusammengehalten, niemand zog eine Ego-Show ab“, betont er. Die Stadt Bad Hersfeld habe sich gegenüber allen, die bereits vertraglich verpflichtet gewesen seien, ausgesprochen großzügig verhalten.
Ein weiterer unvergesslicher Moment war für Hinkel der Auftritt des türkischstämmigen Journalisten Deniz Yücel als Festredner bei der Eröffnung der Festspiele 2019. Hinkel inszenierte damals das Bühnenstück „Der Prozess“ von Frank Kafka.
„Was er (Yücel) dort von seinen eigenen Erlebnissen in türkischen Gefängnissen berichtete, deckte sich so unheimlich mit der surrealen Geschichte Kafkas über einen Mann, der ohne Angabe von Gründen verhaftet und zum Tode verurteilt wurde“, erinnert sich Hinkel. Es sei ein besonderes Gefühl gewesen, Yücel im Zuschauerraum zu wissen.
„Werde weiter Geschichten erzählen“
Die Festspiele im osthessischen Bad Hersfeld gehören zu den größten und traditionsreichsten in Deutschland. 2024 besuchten mehr als 103.000 Menschen die verschiedenen Aufführungen.
2025 ist die letzte Festspielsaison in Bad Hersfeld unter Hinkels Leitung. Was genau er danach machen wird, ist bislang nicht bekannt. „Auf jeden Fall werde ich weiter Geschichten erzählen, mehr kann und möchte ich zu meinen Plänen noch nicht verraten“, sagte er der dpa. Seine Nachfolgerin wird die Wiener Kulturmanagerin Elke Hesse.