Wenn es im Winter dunkel bleibt, steigt die Angst vor Blackouts. Womöglich steckt hinter den hohen Strompreisen in Wirklichkeit aber Machtmissbrauch von Kraftwerkbetreibern.
Zuletzt kursierten Meldungen, Deutschland könne sich nicht mehr selbst mit Strom versorgen, weil die Atomkraftwerke und einige Kohlemeiler abgeschaltet worden seien. Als Beleg wurde angeführt, dass der Börsenstrompreis stark gestiegen sei. Andere warnen sogar, bald würden bei uns die Lichter ausgehen, wenn Wind und Sonne fehlen – die sogenannte Dunkelflaute.
Die Bundesnetzagentur erklärt dazu: „Die sichere Stromversorgung war zu keinem Zeitpunkt gefährdet.“ Deutschland verfüge über genug konventionelle Kraftwerke sowie Reserveleistung, um den nötigen Strom zu erzeugen. Ein Blackout sei nicht zu erwarten. Auch schwankten die Strompreise nicht mehr als bei den großen Nachbarn.
Bei Dunkelflaute wird der Kohlestrom teurer
Dass die Bundesrepublik derzeit mehr Strom importiert als exportiert, sei nur eine Folge des freien Marktes und der Preisbildung. Weil vor allem Kohlestrom teuer wird, kaufen Händler lieber billigeren Grünstrom in Dänemark, Norwegen oder den Niederlanden. Nur etwa 18 Prozent aller Importe sind Atomstrom. Umgekehrt liefert Deutschland oft günstigen Grünstrom ins Ausland. Manche Nachbarn bunkern den in Pumpspeicherkraftwerken – und verkaufen ihn bei hoher Nachfrage teuer zurück.
Dass am 12. Dezember der Börsenstrompreis kurzzeitig um mehr als das Zehnfache stieg, war möglicherweise Folge eines Marktmissbrauchs. Ein Besitzer mehrerer konventioneller Kraftwerke könnte einige vom Netz genommen haben, um den Preis künstlich hochzutreiben und so unterm Strich mehr zu verdienen. Erhärtet sich dieser Verdacht, will die Bundesnetzagentur ermitteln.