Weniger Stress, mehr Genuss: Sieben Top-Köche und -Köchinnen haben uns Küchen-Tricks für entspannte Weihnachten verraten. So wird das Festtagsmenü zum Kinderspiel.

 

Gestresst in der Weihnachtsküche? Das muss nicht sein. Die Festtage sollten schließlich auch für diejenigen entspannt sein, die das Festmahl zubereiten. Wir haben bei sieben renommierten Köchinnen und Köchen nachgefragt, wie sie die Weihnachtsküche meistern – und dabei erstaunlich simple, aber effektive Tricks erfahren. Ihre Profi-Tipps helfen nicht nur dabei, das Chaos in der Küche zu minimieren, sondern sorgen auch dafür, dass Sie die Feiertage mit Ihrer Familie genießen können, statt gestresst am Herd zu stehen.

Tim Mälzer: Plan B in der Hinterhand

„Momentan fühlt es sich an, wie schwimmen ohne nass zu werden. Ich möchte endlich wieder eintauchen, ohne Restriktionen. Ich möchte endlich wieder Leben, ohne schlechtes Gewissen“
© Christian Charisius/DPA

TV-Koch Tim Mälzer rät zu einem ganz besonderen Notfallplan: „Schauen Sie vorher nach, welcher Lieferservice am 24. Dezember geöffnet hat – falls die Gans doch mal misslingt.“

Ein Tipp, der nicht nur von Mälzers bekanntem Pragmatismus zeugt, sondern auch die Angst vor dem perfekten Festessen nehmen soll. Denn auch wenn es natürlich nicht zum Bestellen kommen soll: Allein das Wissen um einen Plan B kann den Druck aus der Weihnachtsküche nehmen.

Cornelia Poletto: Vertraute Rezepte statt Experimente

Im Interview mit „Vox“ behauptete Tim Mälzer jüngst, er habe Cornelia Poletto kennengelernt, als sie noch sehr jung war und gestrippt habe. Natürlich eine dreiste Räuberpistole im Mälzer-Style, die er sich erlauben kann, weil die beiden sich gut kennen. Die Unternehmerin und Autorin ist ein Star in der Gastro-Szene. Ihr erstes Restaurant „Poletto“ hielt zehn Jahre lang einen Michelin-Stern. Inzwischen istsie Chefin des Feinkostladens mit Restaurant „Cornelia Poletto“, zudem gehört ihr die Kochschule „Cucina Cornelia Poletto“. 2018 wurde außerdem „The Twins by Cornelia Poletto“ in Shanghai eröffnet. Für die Hamburger Köchin ist es der erste Auftritt bei „Kitchen Impossible“, dabei ist sie in Sachen Kochshows ein „alter Hase“. Einem größeren Publikum wurde die Köchin unter anderem durch zahlreiche TV-Auftritte in Shows wie „The Taste“, „Lanz kocht“ und „Die Küchenschlacht“ bekannt. Bei „Kitchen Impossible“ will die Hamburgerin nun überraschen und ein ganz neues Gesicht zeigen.
© RTL/picture alliance/Axel Heimken

„Nicht alles muss Heiligabend on point gekocht werden – vieles, wie zum Beispiel Desserts oder Saucen, lassen sich prima am Vortag zubereiten. Das entzerrt und sorgt für weniger Stress in der Küche“, erklärt die Hamburger Spitzenköchin Cornelia Poletto.

Ihr dringender Appell für das Festtagsmenü: „Niemals Rezepte fürs Weihnachtsmenü wählen, die Sie noch nie vorher ausprobiert haben.“ Für alle, die dennoch experimentierfreudig sind, hat sie einen praktischen Notfallplan: „Wer das nicht lassen kann: Kartoffelsalat und Würstchen für den worst case bereithalten.“

Alexander Herrmann: Nicht zu kreativ, aber perfekt geplant

Eine Foto aus besseren Zeiten: Sternekoch Alexander Herrmann 2019 zu Gast bei der „NDR Talk Show“.
© Hein Hartmann/Geisler-Fotopress

„An Weihnachten braucht es vor allem eines: einen kulinarischen Ankerpunkt“, sagt Sternekoch Alexander Herrmann. Seine Strategie für ein entspanntes Fest? „Servieren Sie das, was die meisten wirklich gerne essen. Weihnachten ist nicht der Moment für kulinarische Experimente.“

Der erfahrene Koch rät zu frühzeitiger Kommunikation mit allen Gästen: „Informieren Sie jeden vorab über das Menü − egal, ob es klassische Gans oder Kartoffelsalat wird. Das nimmt nicht nur den Druck raus, sondern gibt auch die Möglichkeit, eventuelle Allergien oder Unverträglichkeiten zu berücksichtigen.“

Sein Extra-Tipp für einen besonderen Festtagsmoment: „Geben Sie kurz vor dem Servieren etwas Bio-Mandarinenschalenabrieb über die Gerichte. Der dezente Duft zaubert sofort weihnachtliche Stimmung auf den Teller.“ STERN PAID 50_24 Darf’s ein bisschen mehr sein? 13:19

Alina Meissner-Bebrout: Vorkochen mit Qualitätsgewinn

Sterneköchin Alina Meissner-Bebrout schmort vor, um Zeit zu sparen
© Stefan Puchner/

„Schmoren ist der Geheimtipp für entspannte Weihnachten“, verrät die Ulmer Sterneköchin Alina Meissner-Bebrout. Ihr cleverer Ansatz: „Gerichte wie Kalbsbäckchen oder eine Rinderschulter können Sie schon Tage vor dem Fest zubereiten. Das Beste daran: Sie werden durch das Aufwärmen sogar noch aromatischer.“

Der Grund: Beim mehrtägigen Durchziehen im eigenen Schmorfond entwickeln sich die Aromen besonders intensiv. Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass man am Festtag selbst mehr Zeit für die Beilagen und das Anrichten hat − und vor allem für seine Gäste.

Paul Ivić: Luxus mit wenig Aufwand

Paul Ivić zählt zu den besten vegetarischen Köchen der Welt
© TIAN

„Am Vormittag mache ich handgemachte Pasta. Abends Wasser aufkochen, Pasta rein, daneben die Sauce aufkochen, Pasta aus dem Wasser rein in die Sauce, Parmesan darauf, ab in den Teller und dann noch Trüffeln hobeln“, verrät der Sternekoch und gesteht mit einem Augenzwinkern: „Ich nehme mir die fertige Trüffelsauce von unserem Onlineshop mit nach Hause.“

Der Küchenchef des vegetarischen Sternelokals TIAN zeigt damit, dass auch Profis an den Feiertagen gerne mal zu hochwertigen Convenience-Produkten greifen, um mehr Zeit für die wichtigen Dinge zu haben − wie selbst gemachte Pasta.

Graciela Cucchiara: An Weihnachten gemeinsam kochen

Die Kochkünste Graciela Cucchiaras swaren in München schon lange kein Geheimnis mehr, spätestens seit „Kitchen Impossible“ ist sie auch landesweit bekannt.
© Graciela Cucchiara

„Weihnachten ist bei mir ein soziales Event – alle müssen mit anpacken“, sagt die TV-bekannte Münchner Gastronomin Graciela Cucchiara. Nach 16 Jahren Erfahrung in der Gastronomie ist die temperamentvolle Köchin, die durch ihre Duelle mit Tim Mälzer bei „Kitchen Impossible“ bundesweit bekannt wurde, überzeugt: „Vorgekochte Gerichte sind nicht mein Ding. Es macht den Abend viel entspannter, wenn alle zusammen in der Küche stehen.“

Ihr Erfolgsrezept für einen gelungenen Heiligabend: „Ich starte mit einem Aperitivo, bei dem sich jeder seine Salami selbst schneiden oder seine Bruschetta belegen kann. Das lockert die Stimmung.“ Besonders mit Kindern funktioniere dieses Konzept hervorragend. Ihr wichtigster Tipp für Gastgeber: „Laden Sie Ihre Gäste früh genug ein – dann bleibt auch noch Zeit für eine entspannte Dusche.“ STERN PAID 49_24 Einfach Essen.    20.24

Haya Molcho: Mit Vorfreude statt Stress kochen

Versprüht aus jeder Pore Lebensfreude: Köchin Haya Molcho.
© Horst Galuschka

„Das Wichtigste an Weihnachten ist doch, Zeit mit seinen Liebsten zu verbringen“, sagt die israelisch-österreichische Spitzenköchin Haya Molcho. Ihr wichtigster Tipp für entspannte Festtage: „Wählen Sie Gerichte, bei denen Sie schon im Voraus viel vorbereiten können. Das nimmt nicht nur den Druck am Festtag selbst, sondern macht auch mehr Spaß − denn so können Sie in aller Ruhe und mit Vorfreude kochen.“

Besonders empfiehlt die Köchin Desserts, die sich gut vorbereiten lassen. Ein Familienliebling aus ihrer Küche ist Knafeh, eine orientalische Süßspeise aus Engelshaar-Teig mit einer cremigen Käsefüllung. „Das Besondere an diesem Dessert ist, dass Sie den Sirup und die Käsemischung schon zwei Tage vorher zubereiten können. Am Festtag selbst brauchen Sie dann nur noch zu schichten und zu backen − in weniger als 15 Minuten steht ein spektakuläres Dessert auf dem Tisch“, erklärt Molcho.

Das Dessert verbindet auf köstliche Weise verschiedene Texturen: den knusprigen Teig, die cremige Füllung und den würzig-süßen Sirup. „Servieren Sie dazu eine Kugel Vanilleeis oder − passend zur Weihnachtszeit − ein selbst gemachtes Apfel-Zimt-Eis. Der Kontrast zwischen warm und kalt macht das Dessert besonders festlich.“

Knafeh

Für 10 Personen

Zutaten

Für den Sirup:

125 g Zucker250 ml Wasser½ Zimtstange2 Kardamomkapseln½ Sternanis

Für die Käsefüllung:

250 g Mozzarella, grob gerieben250 g Mascarpone250 g Ricotta1 Prise Salz

Für die Knafeh:

½ Packung Kadayif (Engelshaar)150 g geschmolzene Butter

Zubereitung

Sirup:

Alle Zutaten aufkochen20 Minuten leicht köcheln lassenAbkühlen und abseihen

Käsefüllung:

Alle Zutaten gut mischen

Knafeh:

Kadayif auflockern und mit der geschmolzenen Butter mischenDen Boden jedes Knafeh-Tellers gut mit etwas Kadayif bedeckenEtwas Käse flach und rund formieren und auf die erste Schicht Kadayif legenMit einer zweiten Schicht Kadayif bedeckenBei 220 °C goldbraun backen (ca. 8–10 Minuten, je nach Ofen)Mit Sirup beträufeln

Serviervorschlag: Mit einer Kugel Vanilleeis oder weihnachtlichem Apfel-Zimt-Eis servieren.