Franziska Knuppe wurde als Kellnerin von Wolfgang Joop entdeckt – der Startschuss ihrer internationalen Model-Karriere. Ein Gespräch über das Älterwerden und ihr jüngeres Ich.
Frau Knuppe, Ihr Entdecker Wolfgang Joop hat über Sie gesagt, dass Sie Ihre Bodenständigkeit der Tatsache verdanken, dass Sie „zu Hause zufrieden sind“. Was brauchen Sie zu Ihrer Zufriedenheit?
Meine Familie und unser gemeinsames Leben, das nicht in der Öffentlichkeit stattfindet. Ich bin gern Hausfrau, koche sehr gern. Das andere ist mein Glamourleben. Es sind zwei verschiedene Leben, die ich führe.
Sie sind seit 25 Jahren verheiratet, fast genauso lang bei Ihrem Management. Treue ist offenbar Ihr Thema. Wie bleiben Sie sich selbst treu?
Durch mein Umfeld. Meine Familie gibt mir den Halt, damit ich nicht durch äußere Einflüsse wie Rote-Teppich-Events abhebe. Und dass ich zu meinen Entscheidungen stehe. Mein Mann und ich haben uns etwa nach der Geburt geeinigt, dass wir unser Kind nicht dazu nutzen, um Aufträge zu bekommen oder unsere Reichweite in den sozialen Medien zu steigern.
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Gibt es etwas, was Sie Ihrem jüngeren Ich raten würden?
Nein, ich bin mit dem, was ich damals gemacht habe, ganz zufrieden. Und aus Fehlern lernt man. Wenn ich falsche Entscheidungen getroffen habe, öffneten sie Türen zu anderen Gelegenheiten.
Sie werden oft deutlich jünger geschätzt, als Sie sind.
Das ist lustig, mich duzen oft Kassiererinnen, die halb so alt sind wie ich. Dass ich oft jünger geschätzt werde, hat auch viel mit meiner Einstellung zu tun: Ich genieße das Leben, esse gern und nehme mir Auszeiten. Im Job genieße ich auch positiven Stress, weil ich meine Arbeit liebe. Klar spielen die Gene eine Rolle. Meine Oma ist 94, meine Mama 71, beide wirken jünger. Ich habe mich noch nie so gefühlt, wie das, was die Zahl aussagt.
An welche Momente aus Ihrer Karriere blicken Sie gern zurück?
Es ist schwer, Highlights aus 27 Jahren herauszupicken. Ich habe mit fantastischen Fotografen auf der ganzen Welt zusammengearbeitet. Peter Lindbergh hat mich in New York auf der Brooklyn Bridge fotografiert, das war natürlich ein ganz besonderer Moment. Aber es sind nicht nur die berühmten Namen, auch die Arbeit in einem tollen Team macht mich happy.
Gibt es ein Kleidungsstück, das Sie schon lange begleitet?
Ja, mehrere. Ich kann mich so schwer von Sachen trennen. Wir haben zu Hause einen kleinen Raum für unsere Kleidung, den ich mir mit meiner Tochter teile. Sehr lange begleitet mich schon eine 20 Jahre alte Jeans. Die sieht auch aus, wie Jeans damals aussahen, baggy und mit Rissen. Mein Mann hat mal aus Spaß gesagt: Die kannst du doch nicht mehr anziehen, du gehst auf die 50 zu! Aber ich kann die nicht weggeben, ich liebe die.
In welchen Momenten finden Sie sich schön?
Das sind nicht unbedingt die Momente, in denen ich mich aufwendig schminke, wie neulich beim „Bambi“. Sondern die, in denen ich morgens aufwache, in den Spiegel gucke und denke, ach, heute brauche ich nur etwas Sonnenschutz. Oft genug wacht man morgens auf und denkt beim Blick in den Spiegel: Oh Gott, bin ich blass. Aber wenn ich schlecht geschlafen habe, denke ich mir: Ok, der Tag wird trotzdem gut.
Ist das sowas wie Ihr Lebensmotto?
Ja, das ist, so banal es wirklich klingt, „lebe, liebe, lache!“. Ich bin ein von Grund auf positiver Mensch, das war ich schon immer.
Sie sind in diesen Tagen 50 geworden. Wie feiern Sie Ihren Geburtstag?
Den Fünfzigsten möchte ich im Sommer mit einer großen Party nachfeiern. Am Tag selbst gehe ich mit meiner Familie essen. Es ist immer auch ein weinendes Auge mit dabei. Mein Papa ist vor zwölf Jahren an meinem Geburtstag gestorben. Wir stoßen auf ihn an und tauschen Erinnerungen aus. Das tut gut.