Wer hohe Mieten zahlt, lebt oft ärmer als die offizielle Statistik erkennen lässt. Das zeigt eine neue bundesweite Auswertung, die auch für Rheinland-Pfalz und das Saarland Zahlen enthält.

Wegen hoher Miet- und Nebenkosten leben in Rheinland-Pfalz und im Saarland einer Studie zufolge mehr Menschen in Armut als bisher angenommen. Nach Abzug von Miete, Nebenkosten, Kreditzinsen und anderem bleibe vielen Menschen nur noch ein verfügbares Einkommen im Armutsbereich. Zu diesem Ergebnis kommt die Forschungsstelle des Paritätischen Gesamtverbands bei Auswertung von Daten des Statistischen Bundesamts.

In Rheinland-Pfalz betrage die Armutsquote nach konventioneller Berechnung 12,3 Prozent, bei Berücksichtigung der Wohnkosten steige sie auf 19,3 Prozent. Rheinland-Pfalz liege bei beiden Werten bundesweit auf Platz 14. 

Im Saarland betrage die Armutsquote nach konventioneller Berechnung 14,3 Prozent, bei Berücksichtigung der Wohnkosten steige sie auf 21,7 Prozent. Das Saarland liege beim ersten Wert bundesweit auf Platz neun, beim zweiten auf Platz zehn. Deutschlandweit betragen die beiden Quoten 14,4 und 21,2 Prozent. 

Als arm gelten Menschen, die monatlich weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens zur Verfügung haben. 

Kritik: Das Ausmaß von Armut wird übersehen

Bei der üblichen Armutsstatistik blieben Millionen Menschen unsichtbar, weil ihre Wohnkosten nicht berücksichtigt würden, kritisiert der Verband. Tatsächlich lebten in Deutschland 5,4 Millionen mehr Menschen unter der Armutsgrenze als bislang angenommen. Um die Wohnkosten bereinigt gelte mehr als ein Fünftel der Bevölkerung als arm. Der Schwellenwert liegt nach diesen Berechnungen für einen Ein-Personen-Haushalt bei 1.016 Euro frei verfügbarem Einkommen im Monat.

In Bremen, Sachsen-Anhalt und Hamburg sei die sogenannte Wohnarmut am stärksten verbreitet, am wenigsten stark in Baden-Württemberg und Bayern. 

Der Unterschied zwischen der konventionellen und der um Wohnkosten bereinigten Armutsquote sei in Hamburg und Schleswig-Holstein besonders hoch. Der Paritätische Gesamtverband ruft die künftige Bundesregierung auf, neue und dauerhaft sozial gebundene Wohnungen zu schaffen.