In Wolfsburg sind die von Demonstrationen und Kundgebungen begleiteten Tarifverhandlungen bei Volkswagen ohne Ergebnis zu Ende gegangen. IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger sprach am Montagabend nach siebenstündigen Verhandlungen von einem „konstruktiven Gesprächsklima“, betonte jedoch weit auseinander liegende Positionen. „Für die IG Metall ist entscheidend: Es muss eine Lösung ohne Standortschließungen und betriebsbedingte Kündigungen gefunden werden“, sagte er. Auch VW-Chefverhandler Arne Meiswinkel sprach von „konstruktiven Gesprächen“, erklärte aber zugleich, dass die Parteien von einer „tragfähigen Lösung“ noch „weit entfernt“ seien.
Tausende Beschäftigte in neun VW-Werken in ganz Deutschland hatten am Montag aus Protest gegen den geplanten Sparkurs des Unternehmens ihre Arbeit niedergelegt. IG-Metall-Chefin Christiane Benner stellte eine Ausweitung des Arbeitskampfes in Aussicht: „Wenn sich nichts bewegt, wird es richtig ungemütlich“, sagte sie in Wolfsburg.
Alleine in der VW-Stadt beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben 38.000 Beschäftigte an den Warnstreiks. In Kassel, Hannover, Zwickau, Emden, Salzgitter, Braunschweig, Chemnitz und Dresden kamen demnach 30.000 weitere Streikende hinzu. Nur im VW-Werk in Osnabrück wurde nicht gestreikt, weil dort ein anderer Tarifvertrag gilt.
In den neun VW-Werken mit Haustarifvertrag der IG Metall standen so rund vier Stunden lang die Bänder still, die Frühschicht legte nach Angaben der Gewerkschaft kollektiv entsprechend früher die Arbeit nieder. Weitere Ausstände sollten laut IG Metall in den Spät- und Nachtschichten stattfinden.
Mit Ablauf der Friedenspflicht Anfang Dezember hatte es am vergangenen Montag einen ersten Tag mit Warnstreiks gegeben. Nach Gewerkschaftsangaben beteiligten sich daran rund 100.000 Beschäftigte.
Die Tarifverhandlungen gestalten sich schwierig. Die nunmehr vierte Verhandlungsrunde habe zwar keinen Durchbruch gebracht, es sei aber „erstmals möglich“ gewesen, dass die IG Metall und das Unternehmen „die wesentlichen Tarifthemen konstruktiv besprechen konnten“, erklärte die Gewerkschaft.
Volkswagen hat nach einem Gewinneinbruch einen harten Sparkurs mit Stellenstreichungen und Standortschließungen angekündigt. Auch deutliche Lohnkürzungen stehen zur Debatte. Das Unternehmen verweist auf im internationalen Vergleich zu hohe Kosten am Produktionsstandort Deutschland. Verschiedene VW-Vertreter hatten wiederholt betont, dass sie Einschnitte wie Werksschließungen für unausweichlich halten.
Die Arbeitnehmerseite wollen vor allem Arbeitsplatzverluste verhindern. Sie legte einen „Zukunftsplan“ vor, der vorsieht, dass ein noch auszuhandelndes Gehaltsplus nicht ausgezahlt wird, sondern in einen Fonds für die Finanzierung von eventuell nötigen Arbeitszeitkürzungen fließt.
Meiswinkel hatte betont, dass der Vorschlag von IG Metall und Betriebsrat „für eine nachhaltige Lösung noch nicht reicht“. Es müsse mehr eingespart werden.
VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo hatte am Montag ihre kategorische Ablehnung von Massenentlassungen und Werksschließungen bekräftig. Beim Gehalt dürfe es „keine harten Einschnitte in unseren Haustarif (geben), die dessen Niveau dauerhaft absenken“. Nach den Verhandlungen erklärte sie, zu einer möglichen Annäherung sei es noch „sehr weit“. „Wir sind bereit, den jetzt eingeschlagenen konstruktiven Weg nächste Woche konsequent weiterzugehen“, gab Cavallo an.
Gewerkschaftsangaben zufolge sollen die Verhandlungen am 16. und 17. Dezember fortgesetzt werden.