Das „Klaasohm“-Fest auf der niedersächsischen Nordseeinsel Borkum ist für Frauen mit Demütigung und Schmerz verbunden. Mit dem Ritual des Schlagens soll nun Schluss sein.
Maskierte Männergruppen ziehen über die Insel und schlagen Frauen mit Kuhhörnern auf den Hintern – der archaisch anmutende „Klaasohm“-Brauch auf Borkum steht nach einer Reportage des Norddeutschen Rundfunks (NDR) massiv in der Kritik (der stern berichtete).
„Klaasohm“-Fest auf Borkum soll sich ändern
Nun kündigt der Veranstalterverein Borkumer Jungens e.V. 1830 an, künftig auf Gewalt gegen Frauen verzichten zu wollen. „Wir distanzieren uns ausdrücklich von jeder Form der Gewalt gegen Frauen und entschuldigen uns für die historisch gewachsenen Handlungen vergangener Jahre. Wir können nicht abstreiten, dass dies in der Vergangenheit ein Aspekt des Festes war“, zitiert das Inselmagazin „Borkum-Aktuell“ den Verein. „Dieser Teil der Tradition hat jedoch nie den Kern des Festes ausgemacht, sondern war lediglich ein minimaler Bestandteil, der in den letzten Jahren fast gar nicht mehr durchgeführt wurde.“ Jetzt wolle man den Brauch des Schlagens vollständig abschaffen.
PAID Gewalttätige Männer 19.10
Die NDR-Reporter hatten das Ritual im vergangenen Jahr heimlich gefilmt – sie stießen dabei auf ein Schweigekartell über die Vorfälle und wurden bedroht. Anonym berichteten Frauen in der Reportage von Verletzungen und Erniedrigungen, denen sie beim „Klaasohm“-Fest in den vergangenen Jahren ausgesetzt gewesen seien.
Der Bürgermeister der rund 5000 Einwohner zählenden Insel, Jürgen Akkermann, teilte der Nachrichtenagentur DPA mit, der Film zeige das Fehlverhalten Einzelner und könne „keinesfalls als Beleg dafür herhalten, dass die Insel Gewalt toleriert, wie es der Bericht suggeriert“.
Auch die zuständige Polizeiinspektion Leer/Emden meldete sich inzwischen zu Wort. „Jegliche Form der Gewaltanwendung wird von uns nicht toleriert“, hieß es in einer Mitteilung. Mit Blick auf das kommende „Klaasohm“-Fest in der Nacht zum Nikolaustag schrieben die Beamten: „Sofern wir als Polizei Kenntnis von etwaigen Übergriffen erlangen, werden diese durch uns konsequent und ganzheitlich verfolgt.“ Strafanzeigen habe es aber zumindest in den vergangenen fünf Jahren nicht gegeben, berichtete der NDR.
Quellen: Norddeutscher Rundfunk, „Borkum-Aktuell“, Polizeiinspektion Leer/Emden, Nachrichtenagentur DPA