Die vielen Veranstaltungen vor Weihnachten sind eine gute Gelegenheit fürs Netzwerken. Vier Tipps, wie Sie dabei am besten vorgehen und das Beste für Ihre Karriere herausholen.
Vor Weihnachten stehen wieder viele Feiern und Veranstaltungen an. Das mag für manche stressig und lästig sein, aber es ist auch eine gute Gelegenheit, um neue Kontakte zu knüpfen und alte wiederzubeleben – besonders für alle, die ihr Netzwerk über das Jahr hinweg eher stiefmütterlich behandelt haben.
Langfristig erweisen sich auch locker geknüpfte Kontakte oft als wertvoll, etwa wenn man seinen Job wechseln möchte oder Partner für ein Projekt sucht. Kurzfristig lassen sich durch den Austausch neue Perspektiven gewinnen und der eigene Horizont wird erweitert.
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Doch wie geht man das Netzwerken auf der Weihnachtsfeier oder Spendengala am besten an? Wie pflegt man bestehende Kontakte? Vier Dinge, die Sie vor Weihnachten umsetzen können:
1. Auf der Weihnachtsfeier den Grundstein für die Beförderung legen
Viele würden sich am liebsten vor der internen Weihnachtsfeier drücken, um mögliche unangenehme Situationen zu vermeiden oder gar nicht erst Gefahr zu laufen, etwas zu Privates preiszugeben. Kommunikationstrainerin und Karrierecoach Johanna Emmerich sieht in Unternehmensfeiern aber eine wertvolle Möglichkeit, sich von einer anderen Seite zu zeigen als im Berufsalltag.
Die inoffiziellen Gespräche, die gerade in einer lockeren und weihnachtlichen Stimmung entstehen können, würden oft unterschätzt. „Es wird niemand befördert, den man nicht mag oder unsympathisch findet“, sagt Emmerich Capital. Deswegen könne man die Weihnachtsfeier durchaus strategisch nutzen. „Wenn man einander kennt, auch auf einer menschlichen Ebene, erleichtert man sich ein Stück weit die Karriere.“
Auch Kommunikationswege mit weiter entfernten Kollegen würden einfacher oder könnten in Zukunft abgekürzt werden, weil man nach einem kurzen Gespräch auch einfach anrufen könne. „Eine Weihnachtsfeier ist kein Ort, um wirklich ernste und schwere Themen zu besprechen“, sagt Emmerich. „Aber ich kann mir vorher überlegen, mit welcher Person ich gerne mal sprechen würde, weil sie mich interessiert und mir Türen im Unternehmen öffnen kann.“
Insgesamt rät sie, sich „selektiv authentisch“ zu zeigen. „Das bedeutet, dass alles, was man sagt, echt sein sollte. Aber nicht alles, was echt ist, muss auch gesagt werden.“ Am wichtigsten sei, überhaupt zur Weihnachtsfeier hinzugehen.
2. Netzwerken außerhalb des eigenen Unternehmens
Auf externen Veranstaltungen lassen sich die Erfolge des eigenen Unternehmens gut platzieren. Vor allem sind sie aber eine Gelegenheit, das Netzwerk um neue Kontakte zu erweitern. Doch wie mit völlig Unbekannten ins Gespräch kommen? Am einfachsten geht das aus Sicht von Karriereberaterin Sabine Votteler meist, indem man einen unkomplizierten gemeinsamen Bezug herstellt. Zum Beispiel: Was führt die andere Person zu dieser Veranstaltung? Was hat sie mit dem Gastgeber oder der Veranstalterin zu tun? „Dadurch kommt man sofort in eine kleine Geschichte rein“, sagt Votteler. „Das ist viel persönlicher als das klassische ‚Was machen Sie beruflich?'“
Um später auf einen so neu geknüpften Kontakt zurückgreifen zu können, brauche es auch kein tiefgründiges Gespräch. Es gehe vor allem darum, eine gemeinsame Basis zu schaffen, auf die man sich beziehen kann. „Wenn es ein angenehmes Gespräch war, kann man sich jederzeit wieder melden“, sagt Votteler, sei die Begegnung auch noch so flüchtig gewesen. „Selbst wenn die andere Person sich nicht mehr erinnert, hat man einen Grund, sich zu melden.“
Vor allem bei Führungskräften sollte man sich vorstellen, die immer sehr viele Nachrichten bekommen. „Die Weihnachtsfeier ist ein wunderbarer Aufhänger, im Nachgang nochmal zu schreiben nach dem Motto: Ich habe unser Gespräch auf der Weihnachtsfeier sehr genossen und möchte vorschlagen, dass wir das im Januar bei einem Mittagessen fortsetzen können“, sagt Emmerich. „Dann ist es nämlich keine anonyme Anfrage mehr und die Chancen auf eine Antwort sind viel höher.“
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Ratsam ist also, die Kontaktdaten auszutauschen oder sich auf Karrierenetzwerken wie Linkedin zu vernetzen.
3. Alte Kontakte wiederbeleben und sich neue Impulse holen
Weihnachten ist bekanntlich auch die Zeit im Jahr, in der sich alte Bekannte in der Heimat wiedertreffen. Oft hat man sich das ganze Jahr über nicht gesehen. Trotzdem besteht schon eine wertvolle Vertrauensbasis und es bieten sich viele gemeinsame Anknüpfungspunkte, die es leicht machen, ins Gespräch zu kommen: die gemeinsame Studienzeit, gemeinsame Wurzeln oder gemeinsame Bekannte. „Alte Bekannte sind oft fruchtbare Kontakte“, sagt Votteler. „Sie haben sich oft ganz anders entwickelt als man selbst und führen ein völlig anderes Leben. Das bietet viele Optionen und Chancen, den eigenen Horizont zu erweitern.“
Bei dieser „Wiederbelebung“ von Kontakten geht es aus Vottelers Sicht vor allem darum, neue Perspektiven zu sehen und neue Impulse zu bekommen, die einem bei der eigenen Orientierung helfen – egal ob man gerade auf Jobsuche ist oder nicht.
4. Bei Linkedin bestehende Kontakte pflegen und positiv überraschen
Neben den vielen Veranstaltungen bieten sich in der Vorweihnachtszeit auch zahlreiche Anlässe, um sich bei Kontakten zu melden, beispielsweise um einen frohen ersten Advent, frohen Nikolaustag oder eine besinnliche Adventszeit zu wünschen. Insbesondere bei wertvollen Kontakten sollte man die Chance nutzen, sie zu pflegen und sich wieder ins Gedächtnis zu rufen.
Das geht schon mit einer unkomplizierten Nachricht über Linkedin. „Man kann dann einen gemeinsamen Bezug herstellen und ein großes Thema so auf eine persönliche Ebene holen, zum Beispiel, dass nun bei beiden die Jahresendrally begonnen hat und man dafür viel Erfolg wünscht“, sagt Karriereberaterin Votteler. Sie empfiehlt, auf diesem Wege sogar geschenkartige Tipps zu verteilen. „Das kann eine Podcast- oder Buchempfehlung sein, wo man den Link mitschickt oder vielleicht ein Zitat – Dinge, die einem selbst in einer stressigen Situation geholfen haben. Davon sind die Leute eigentlich immer positiv überrascht.“