Zwischen den Flughäfen in Braunschweig und im ostfriesischen Emden liegen 300 Kilometer. Der Betrieb wird künftig aber aus einem Raum überwacht, in dem die Lotsen direkt nebeneinander sitzen.
Die Flughäfen Emden und Braunschweig sind rund 300 Kilometer voneinander entfernt – die Lotsen sitzen künftig aber direkt nebeneinander in einem Raum. Ein neues Kontrollzentrum übernimmt ab kommendem Jahr die Flugsicherung in beiden Städten. Möglich macht das ein sogenanntes Remote Tower Center (RTC) am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg, das Kapazitäten für bis zu sechs Standorte bietet.
Die Bedeutung von eher kleineren Flughäfen werde steigen, sagte Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies bei der Eröffnung am Mittwoch. Er sei überzeugt, dass der regionale Flugverkehr weltweit zunehme. „Innovation und digitale Lösungen sind daher auch im Flugverkehr dringend notwendig, sagte der SPD-Politiker. Ein deutsches RTC gibt es bereits am Flughafen Leipzig Halle – dort werden die Flugplätze Saarbrücken und Erfurt überwacht.
Ausbau von Offshore-Windkraftanlagen wird Flugverkehr steigern
Für die Umstellung wurden an der Tower-Kanzel in Emden mehrere Kameras installiert, die den Lotsen aus der Ferne an Bildschirmen einen 360-Grad-Blick ermöglichen sollen. „So wie es die Lotsen jetzt im Tower auch haben“, sagte der Geschäftsführer der Emder Flugplatzgesellschaft, Olaf Schmidt. Zusätzlich gibt es steuerbare Einzelkameras, mit denen etwa Einzelobjekte näher betrachtet werden können.
Statt von einem eigenen Tower werden die etwa 11.000 Flugbewegungen jährlich künftig mithilfe der Kameras aus der Ferne überwacht. Der Großteil, rund 80 Prozent, entfallen laut der Flugplatzgesellschaft auf den Flugverkehr mit Helikoptern zu Offshore-Windkraftanlagen in der Nordsee. Und für Verkehrsminister Lies ist klar, dass der Offshore-Ausbau eine Menge an zusätzlichen Verkehren mit sich bringt.
System hilft im Kampf gegen Fachkräftemangel
Zudem helfen solche Systeme nach Überzeugung der Beteiligten auch gegen Fachkräftemangel. Mit der Bündelung der Flugplatz-Lotsen werde der Personaleinsatz flexibler, sagte Flugplatz-Chef Schmidt. Gerade bei krankheitsbedingten Ausfällen sei es für kleinere Flugplätze schwer, schnell Ersatz zu organisieren. Wenn das nicht gelinge, drohe sonst eine Betriebsunterbrechung.
Auch der Emder Oberbürgermeister Tim Kruithoff (parteilos) betonte in Braunschweig, dass die Verlegung für ihn keinesfalls ein Verlust sei. Der Standort werde im Gegenteil besser für die Zukunft aufgestellt. Nach einem erfolgreichen Testbetrieb sollen die vier bislang im Tower in Emden eingesetzten Lotsen in das neue Kontrollzentrum in Braunschweig-Wolfsburg wechseln.
Weitere Flughäfen sollen integriert werden
Die frühere rot-schwarze Landesregierung hatte den Aufbau des Kontrollzentrums mit rund fünf Millionen Euro gefördert, zehn Millionen Euro wurden nach Betreiber-Angaben insgesamt investiert. „Die neuen Kontrollzentren tragen erheblich zu einer modernen, digitalisierten Flugsicherung bei“, sagte der Vorstand der Deutschen Flugsicherung (DFS), Arndt Schoenemann.
Die Tochtergesellschaft DFS Aviation Services als Betreiber werde in absehbarer Zeit den Flughafen Dresden als weiteren Standort in das Remote-Tower-Kontrollzentrum am Flughafen Leipzig Halle integrieren. Welche Standorte mit den Kapazitäten vom Flughafen Braunschweig-Wolfsburg bedient werden könnten, wollten die Verantwortlichen nicht verraten. Es gebe aber Gespräche.