Royaler Besuch zur Eröffnung des Childhood-Hauses für junge Opfer von Gewalt in Homburg. Zum Festakt kam Königin Silvia von Schweden. Zuvor nahm sie an einem Benefiz-Essen in Zweibrücken teil.
Königin Silvia von Schweden hat auf dem Campus des Universitätsklinikums des Saarlandes (UKS) in Homburg das Childhood-Haus für junge Gewaltopfer mit eröffnet. „Kinder sind nicht nur Erwachsene der Zukunft. Sie sind unser hier und heute! Ihre Rechte müssen wir wahren und jedes Kind bestmöglich darin unterstützen, als starke und selbstbestimmte Persönlichkeit heranwachsen zu können“, sagte die 80-Jährige in ihrer Festansprache.
Mit rund 500 geladenen Gästen wurde das „Johanniter Kinderschutzkompetenzzentrum“ eingeweiht. Dieses ist eine behördenübergreifende ambulante Anlaufstelle für junge Opfer oder Zeugen von sexualisierter oder körperlicher Gewalt – und hat das Konzept eines Childhood-Hauses. Königin Silvia hatte 1999 die World Childhood Foundation gegründet. Diese macht sich weltweit für das Recht auf eine Kindheit frei von sexualisierter Gewalt und Missbrauch stark.
Noch immer ein Tabu-Thema
Besonders wichtig sei ihr, zu betonen, dass gerade sexualisierte Gewalt an Kindern nach wie vor ein tabuisiertes Thema sei, so die Königin. Das Ausmaß und die Folgen dieser Gewalt würden weit unterschätzt. „Trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen ist heute ein Tag zu feiern. Ein Tag für die Kinderrechte“, so Silvia von Schweden.
Mit Stolz und Freude sehe sie auf die Eröffnung des Childhood-Hauses und das 25. Jubiläum ihrer Stiftung. „Denn sie sind Zeichen dafür, dass wir die Rechte und den Schutz von Kindern und Jugendlichen als unsere gemeinsame Aufgabe und Verpflichtung wahrnehmen und bereit sind, etwas zu verändern.“
„Echter Meilenstein“ für betroffene Kinder
Im Childhood-Haus/Johanniter Kinderschutzkompetenzzentrum werden ab sofort die bestehenden Angebote und Netzwerkstrukturen der Uniklinik gebündelt und mit der Arbeit von Jugendhilfe, Polizei, Staatsanwaltschaft und Justiz unter einem Dach verknüpft – in kinderfreundlichen Räumen
Das Wohl der Kinder und Jugendlichen steht hier an erster Stelle – alle Institutionen kommen zu ihnen. „Das ist ein echter Meilenstein für die betroffenen Kinder, die nun nach einem Misshandlungsverdacht nicht mehr durch viele Instanzen gehen müssen, sondern eine traumasensible Umgebung mit einer konstanten psychosozialen Begleitung für eine professionelle medizinische, psychologische und juristische Aufarbeitung haben“, sagte Eva Möhler, Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am UKS.
Schutz vor Re-Traumatisierung
Ein speziell geschultes Team aus bis zu zwölf Mitarbeitenden wird die jungen Gewaltopfer im rund 330 Quadratmeter großen Childhood-Haus medizinisch und psychologisch untersuchen und behandeln. Oberstes Ziel sei dabei, die Kinder und Jugendlichen vor möglichen Re-Traumatisierungen zu schützen und ihre Bewältigungskompetenzen zu stärken.
In Deutschland hat die World Childhood Foundation bereits zehn Childhood-Häuser auf den Weg gebracht. In Homburg finanziert sie mit 150.000 Euro die Kosten für eine gerichtssichere Vernehmungstechnik sowie die medizinische Ausstattung, Möblierung und Projektleiterstelle.
Die Kosten für die Sanierung des Gebäudes in Höhe von 1,2 Millionen Euro hat laut UKS die Genossenschaft Rheinland-Pfalz/Saar des Johanniterordens übernommen. 200.000 Euro steuerte das UKS für Sanierungsarbeiten bei. Teil des Konzeptes ist ebenfalls eine sozialpädagogische und psychologische Begleitung für die Kinder. Dafür gibt es dreieinhalb Vollzeitstellen. Das saarländische Sozialministerium unterstützt die Einrichtung jährlich mit 100.000 Euro für Personalkosten.
Benefiz-Mittagessen in Zweibrücken.
Vor der Feierstunde in Homburg hatte sich die aus Heidelberg stammende schwedische Königin in Zweibrücken in das Goldene Buch der Stadt eingetragen und im Landschloss Fasanerie an einem Benefiz-Mittagessen teilgenommen. Anlass war das 25-jährige Jubiläum der World Childhood Foundation.
World Childhood Foundation Deutschland