35 Jahre nach der Ermordung des reichen Menendez-Ehepaares in Beverly Hills könnten dessen verurteilte Söhne Lyle und Erik aus der Haft entlassen werden. Doch die Brüder müssen sich noch gedulden.

1989 erschossen die Brüder Erik und Lyle Menendez ihre wohlhabenden Eltern Jose und Kitty Menendez im Wohnzimmer ihres Elternhauses mit einer Schrotflinte. Die damals 18 und 21 Jahre alten Geschwister wurden ein halbes Jahr später zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Immer wieder kämpften sie um ihre Freilassung. Am Montag dann sollte ein Richter in Los Angeles erneut über ihr Schicksal entscheiden. Doch die Hoffnung auf eine mögliche Freilassung noch vor Jahresende hat sich zerschlagen. Der Richter setzte die nächste Anhörung in dem Fall für den 30. Januar 2025 fest. Ursprünglich war am 11. Dezember ein Gerichtstermin geplant gewesen.

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Anfangs leugneten die heute 53 und 56 Jahre alten Brüder die Tat. Später erklärten sie, sie seien jahrelang von ihren Eltern sexuell, psychisch und körperlich missbraucht worden und hätten aus Angst vor ihnen gehandelt. Im ersten Strafprozess gegen die Millionärssöhne gab es Schilderungen über jahrelangen Missbrauch durch den Vater. Doch am Ende platzte das Verfahren – die Geschworenen konnten sich 1994 nicht einstimmig auf ein Urteil einigen.

In einem zweiten Prozess wurden die Brüder 1996 dann wegen Doppelmordes schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft ohne die Möglichkeit einer Entlassung verurteilt. In diesem Verfahren hatte der zuständige Richter Aussagen über den mutmaßlichen sexuellen Missbrauch weitgehend untersagt. Laut der Staatsanwaltschaft töteten die Brüder aus Habgier, um an das Vermögen ihrer Eltern heranzukommen.

Netflix rollt den Fall über Menendez-Brüder wieder auf

Der Fall ist jetzt wieder in den Schlagzeilen. Zwei Netflix-Produktionen rollen das Mord- und Justizspektakel auf. Die Brüder haben ein Gnadengesuch beim kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom eingereicht, ihre Anwälte pochen auf eine Aufhebung des Urteils. Der amtierende Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles, George Gascón, setzt sich für eine Neuverurteilung mit einem geringeren Strafmaß ein. Er legt nahe, dass es in den 1990er Jahren ein geringeres Bewusstsein dafür gab, Männer als Opfer von sexueller Gewalt zu sehen. Falls ein Richter dies bewilligt, könnten die Brüder fast 35 Jahre nach ihrer Festnahme auf freien Fuß kommen.

Die Vertagung des Gerichtstermins von Dezember auf Januar hängt unter anderem mit dem Amtsantritt eines neu gewählten Bezirksstaatsanwalts zusammen. Nathan Hochman folgt Anfang Dezember auf Gascón und muss sich noch mit dem Fall vertraut machen.  

Die Menendez-Brüder sitzen in einem Gefängnis im südkalifornischen San Diego ein. Zur Anhörung am Montag (Ortszeit) in Los Angeles wurden sie telefonisch dazugeschaltet. Fernsehkameras waren nicht erlaubt. Laut US-Medienberichten ergriffen zwei Tanten der Brüder im Gerichtssaal für ihre Neffen Partei. Kein Kind sollte das durchleiden, was Erik und Lyle widerfahren sei, sagte Joan Vandermolen, die 92-jährige Schwester der getöteten Kitty Menendez laut US-Sender CNN. Auch Teresita Baralt (85), Schwester von Jose Menendez, machte sich demnach für die Freilassung ihrer Neffen stark.