Sie schlummern meist vergessen in unseren Autos: Sanifair-Wertbons von Raststätten-Toilettengängen. Mit einem Trick lässt sich daraus wieder Geld machen – ohne teure Zukäufe.

Sie werden belächelt als „deutsche Bitcoin“, gehören in vielen Autos quasi zum Inventar: Sanifair-Wertbons. Denn wer auf einer größeren Raststätte des Quasi-Monopolisten Tank & Rast auf Toilette geht, kommt an den Bezahlschranken des Tochterunternehmens Sanifair buchstäblich nicht vorbei. Zugegeben: Die kostenpflichtigen Toiletten sind meist wesentlich sauberer als die Klohäuschen auf unbewirtschafteten Rastplätzen, doch der Preis von mittlerweile einem Euro stößt vielen sauer auf.

Kosten für Sanifair-Toiletten steigen weiter

Theoretisch ist es eine Art Pfandsystem: Denn, wer mit dem Wertbon anschließend in der Raststätte etwas kauft, kann die Zettelchen einlösen und den Preis der Ware damit drücken. Da an Raststätten allerdings die meisten Waren wesentlich teurer sind als im Supermarkt, zahlen Kunden am Ende im Grunde drauf. Hinzu kommt, dass Sanifair nur einen Wertbon pro Artikel erlaubt und damit verhindert, dass ausschließlich mit den Bons bezahlt wird.

Raststätte 16.16

In den sozialen Netzwerken schließen sich frustrierte Reisende deshalb gegen diese sanitäre Übermacht zusammen. Zumal die Preise immer wieder steigen. Zuletzt an den Hauptbahnhöfen in Nürnberg, Bremen, Dresden, Dortmund und Hannover, wie „inFanken“ berichtet. Dort kostet der Toilettengang inzwischen 1,50 Euro – der Wertbon ist allerdings nur 50 Cent wert. Zu allem Überfluss kann der nur ab einem Mindesteinkaufswert von 2,50 EUR eingelöst werden.

Wie lässt sich das System austricksen? Klar, am einfachsten wäre es, sich durch den Kindereingang der Toiletten zu schleichen. Das zieht aber nicht nur unangenehme Blicke auf sich, sondern ist einfach nicht erlaubt. Aber; Zumindest für Raststätten, wo Sanifair derzeit einen Euro kostet und auch einen Euro als Wertmarke ausgibt, gibt es eine Lösung.

Sanifair-Trick funktioniert nicht an allen Raststätten

Wer bereit ist, einen kleinen Aufwand zu treiben, kann sich das Geld tatsächlich vollumfänglich zurückholen – und zwar ohne draufzuzahlen. Wie lange das noch geht, wird sich zeigen, aber vielleicht lässt sich damit in der kommenden Reisewelle an den Weihnachtsfeiertagen ja der ein oder andere Euro sparen.

Die Lösung des Rätsels läuft aktuell auf dem Schnäppchenportal „Mydealz“ heiß und fußt auf einem Selbsttest. Weil sich ein Sanifair-Kunde über die hohen Kosten geärgert hatte, erinnerte er sich an einen Tipp, der gerade bei Instagram und Tiktok weitergereicht wird: Wer mit seinem Wertbon einen sogenannten Recup, das sind umweltfreundliche Mehrweg-Becher, für exakt einen Euro kauft, ist den Bon los. Dann der Clou: Gibt man den Becher – am besten aber nicht dort, wo er gekauft wurde – zurück, gibt’s Bargeld auf die Hand. Entsprechende Annahmestellen listet Recup auf seiner Homepage.

Gefangen in Geiselwind 16.00

In den Kommentaren auf „Mydealz“ wird darauf aufmerksam gemacht, dass das nicht bei allen Raststätten funktioniere. Denn manche Kassen erlaubten den Kauf eines leeren Bechers nicht. Ein Nutzer weist darauf hin, dass ein Bestellterminal helfen könne. An Bahnhöfen funktioniert der Trick aufgrund der abweichenden Kosten-Erstattungs-Struktur ohnehin nicht.

Sollte Sanifair die Lücke nun schließen, wovon auszugehen ist, bleibt abzuwarten, ob der Vorstoß der Jusos, die laut „Bild“ eine Enteignung fordern, von Erfolg gekrönt ist. Tatsächlich ist Sanifair und der Mutterkonzern Tank & Rast nicht unumstritten. Über die Hintergründe und Entstehungsgeschichte des Unternehmens veröffentlichte beispielsweise das „ZDF Magazin Royale“ eine ausführliche Recherche.