Gewalt gegen Frauen nimmt zu. Als sicherer Ort für die Flucht aus einer Beziehung dienen Frauenhäuser. Sie klagen über zu wenige Plätze und stehen vor neuen Problemen.
Die Frauenhäuser in Brandenburg arbeiten nach eigenen Angaben an der Kapazitätsgrenze. „Die Zahlen steigen und die Lage wird immer prekärer“, sagte Maren Küster vom Netzwerk der brandenburgischen Frauenhäuser der Deutschen Presse-Agentur anlässlich des internationalen Tags zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am Montag (25.11.).
Eigentlich müsse in den 17 Frauenhäusern und 4 Notwohnungen im Land für den Notfall immer ein Zimmer frei sein. In den Schutzeinrichtungen sei das aber fast nie der Fall. Zu oft müssten sie Frauen daher weitervermitteln, beklagt Küster.
Nach aktuellen Daten sind immer mehr Frauen in Deutschland von Gewalt betroffen. So stieg etwa die Zahl der weiblichen Opfer von häuslicher Gewalt laut einer Auswertung des Bundeskriminalamts um 5,6 Prozent auf 180.715 im vergangenen Jahr. Im Jahr davor waren hatte die Zahl noch bei 171.076 gelegen. Bundesfrauenministerin Lisa Paus (Grüne) räumte mit Blick auf Frauenhäuser, Schutzeinrichtungen und Beratungsstellen auch ein: „Das Angebot reicht vielerorts bei weitem nicht aus.“
Kritik an Finanzierungsmodell
Für das Netzwerk der Frauenhäuser braucht es aus Sicht von Küster ein grundlegend anderes Finanzierungsmodell. Sie kritisiert, dass Schutzeinrichtungen die Förderleistungen jährlich neu beantragen müssten.
Brandenburgs Frauenpolitischer Rat appelliert daher auch an die Bundesregierung. „Wir brauchen eine langfristig stabile Finanzierung für den Gewaltschutz, unter Beteiligung des Bundes“, sagte Sprecherin Hella Hesselmann. Eine personelle Aufstockung und tarifliche Bezahlung der Mitarbeitenden müsse gesetzlich sichergestellt sein.
Männer stalken und tracken flüchtende Frauen
Zu schaffen machen den Mitarbeiterinnen in Brandenburgs Frauenhäusern laut Küster neue technische Möglichkeiten, mit denen Männer die Schutz suchenden Frauen stalken. „Es gibt so viele Tracking-Möglichkeiten, dass es immer öfter dazu kommt, dass die Frauen gefunden werden und weiter fliehen müssen“, sagte die Netzwerk-Sprecherin.
Tagespauschalen fast in allen Frauenhäusern abgeschafft
Positiv sieht sie dafür eine andere Entwicklung: Fast alle Frauenhäuser in Brandenburg haben die Tagespauschalen abgeschafft. Lediglich zwei Einrichtungen stellen den Frauen laut Netzwerk noch Kosten für die Nutzung der Unterkunft in Rechnung.
Brandenburgs Sozialministerium teilte auf Anfrage mit, dass es derzeit einen Dialog mit den verbliebenen Einrichtungen gebe, um auch dort auf einen Verzicht der Tagespauschale hinzuwirken. Seit dem vergangenen Jahr stellt das Land zu diesem Zweck mehr Geld für die Frauenhäuser zur Verfügung. Wer auf die Nutzungsentgelte verzichtet, kann laut Sozialministerium 2.400 Euro Förderung pro Zimmer beantragen.