Eines der größten Job-Ärgernisse? Kollegen. Nörgler, Besserwisser, Drückeberger – es ist nicht immer leicht. Trotzdem sollte man sich gut überlegen, wie man mit ihnen spricht. 

Homeoffice vom Sofa aus, Vier-Tage-Woche, regelmäßige Sabbaticals – die Arbeitswelt verändert sich. Sie wird flexibler. Doch der Eindruck, dass bald niemand mehr im Job auch nur einen Finger krumm machen will, täuscht. Die Deutschen arbeiten so viel wie lange nicht mehr. Das zeigen Zahlen einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. 55 Milliarden Stunden verbrachten abhängige Arbeitnehmer demnach 2023 arbeitend. Das letzte Mal wurden so viele Stunden vor 30 Jahren abgeleistet. Und das, obwohl die durchschnittliche Wochenarbeitszeit kontinuierlich sinkt. Erklärbar werden die Zahlen durch die Frauen. Immer mehr von ihnen sind erwerbstätig.

Im Schnitt verbringen Frauen 33 Stunden in der Woche mit Arbeit, bei Männern sind es durchschnittlich 40 Stunden. Eine Menge Lebenszeit, die man mit seinen Kollegen teilt. Oder teilen muss. Denn mit wem man zusammen in einem Team landet, wird oftmals an anderer Stelle entschieden. Und so sitzt man dann mitunter mit Menschen am Tisch, mit denen man privat lieber kein Bier trinken will. Der eine ist herrisch, der andere mault nur herum, und der Dritte hat ein Talent dafür, sich bei der Aufgabenverteilung unsichtbar zu machen. Aber auch, wenn es menschlich manchmal bei der Arbeit knirscht, sollte ein gewisser Umgangston gewahrt bleiben. Welche Aussagen gegenüber Kollegen unangebracht sind, welche Auswirkungen bestimmte Sätze haben können und wie man es besser macht, weiß Teresa Stockmeyer. Sie ist Trainerin für Teamentwicklung.

Zur Person Stockmeyer

Zehn Aussagen im Job, die man sich im Umgang mit Kollegen verkneifen sollte

Abwertungen und persönliche Angriffe
Aussagen wie „Das war ja klar, dass du das nicht schaffst“ verletzen Kollegen, zerstören Vertrauen und schaden der Beziehung. Oft entstehen sie aus Frustration oder Stress. Sie schaden jedoch langfristig der Zusammenarbeit, denn sie führen oft zu Konflikten oder defensivem Verhalten. 
Besser: Bleiben Sie sachlich: „Das lief nicht wie geplant. Lass uns gemeinsam schauen, was wir ändern können.“ Damit wird das Problem angesprochen, ohne die Beziehung zu belasten, und das Gespräch bleibt lösungsorientiert.Verallgemeinerungen 
Verallgemeinerungen wie „Das machst du immer falsch“ oder „Niemand unterstützt mich hier“ sind pauschal und lassen wenig Raum für konstruktive Lösungen. Sie entstehen oft aus Ärger oder dem Gefühl, übersehen zu werden. Kollegen fühlen sich dadurch jedoch unfair behandelt und blocken ab. Solche Aussagen lenken vom eigentlichen Problem ab, verstärken Konflikte und erschweren eine objektive Diskussion. 
Besser: Sprechen Sie konkrete Situationen an, zum Beispiel: „Beim letzten Projekt gab es ein Problem. Wie können wir das beim nächsten Mal vermeiden und besser machen?“ So wird das Thema greifbar und lösbar.  Vergleiche mit anderen Kollegen
Vergleiche wie „Warum kannst du nicht wie … arbeiten?“ schaden dem Selbstwertgefühl und demotivieren. Oft entstehen solche Aussagen aus Frust oder dem Wunsch nach besseren Ergebnissen, doch sie ignorieren individuelle Stärken. Betroffene fühlen sich unfair behandelt, was die Zusammenarbeit hemmt.
Besser: Erkennen Sie die individuellen Fähigkeiten Ihrer Kollegen an: „Deine Herangehensweise ist gut. Wie können wir das noch effektiver machen?“ Das fördert die Motivation, lenkt den Fokus auf ein gemeinsames Ziel und verbessert so die Zusammenarbeit.     Unterstellungen und Misstrauen 
Unterstellungen wie „Du machst das doch absichtlich falsch“ oder „Du willst nur deinen Vorteil“ sind emotional belastend und führen oft zu Abwehrreaktionen. Solche Aussagen entstehen meist aus fehlendem Verständnis oder Druck, schädigen jedoch das Vertrauen. Sie verhindern offene Gespräche und schüren Konflikte.
Besser: Fragen Sie nach den Hintergründen: „Ich verstehe deinen Ansatz nicht ganz. Kannst du mir erklären, warum du so vorgehst?“ So klären Sie Missverständnisse, ohne Vorwürfe zu machen, und fördern eine respektvolle Zusammenarbeit.Herablassende Bemerkungen  
Sätze wie „Das versteht doch jedes Kind“ oder „Das hätte ich dir gleich sagen können“ wirken entwertend und demotivierend. Sie entstehen oft aus Ungeduld oder einem unbedachten Tonfall, schädigen jedoch die Beziehungsebene. Kollegen fühlen sich nicht ernst genommen, was ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit reduziert.
Besser: Unterstützen Sie wertschätzend: „Das Thema ist kompliziert. Soll ich es noch einmal erklären?“ Das schafft Verständnis, ohne jemanden herabzusetzen, und fördert ein positives Arbeitsklima.Jemanden vor anderen Kollegen kritisieren
Kritik vor anderen, zum Beispiel „Das war wirklich schlecht gemacht“, stellt Kollegen bloß und senkt ihre Motivation erheblich. Solche Aussagen entstehen oft impulsiv, aus Ärger oder Stress. Sie belasten jedoch die Teamstimmung und führen dazu, dass sich die betroffene Person gedemütigt fühlt.
Besser: Äußern Sie Kritik respektvoll und sachlich in Einzelgesprächen: „Ich habe eine Rückmeldung zu deiner Arbeit. Können wir uns dazu kurz zusammensetzen?“ Begründen Sie ihre Kritik und äußern Sie Wünsche, damit die Person eine Chance hat, es das nächste Mal anders zu machen. So bleibt die Kritik sachlich und lösungsorientiert.„Das ist nicht mein Problem“ sagen
Dieser Satz signalisiert Desinteresse und fehlende Teamorientierung. Solche Aussagen entstehen oft aus Überforderung oder Frust, wirken aber unsolidarisch und verstärken das Gefühl, allein gelassen zu werden. Wer dauerhaft nicht auf Unterstützung zählen kann, wird auch selbst keine Hilfe (mehr) anbieten. 
Besser: Zeigen Sie Bereitschaft zur Unterstützung und helfen Sie den richtigen Ansprechpartner zu finden: „Das ist nicht direkt mein Bereich, aber lass uns gemeinsam schauen, wer dich unterstützen kann.“ Häufig hilft es Kollegen schon, eine zweite Meinung oder Perspektive zu ihrem Problem zu erhalten. Das fördert den Teamgeist und Vertrauen. Nicht hilfreiche (und ungefragte) „Ratschläge“ geben  
Manche Ratschläge sind eher Schläge als Rat: „Das hätte ich gleich anders gemacht“. Sie wirken besserwisserisch und wenig konstruktiv. Interessanterweise entstehen diese Aussagen oft aus dem Wunsch zu helfen, kommen beim Gegenüber aber nicht so an. Im Gegenteil: Betroffene sind entmutigt, fühlen sich übergangen und trauen sich weniger, eigene Lösungen zu entwickeln.
Besser: Bieten Sie Unterstützung an: „Wenn du magst, können wir das gemeinsam anschauen.“ Oder fragen Sie: „Wie kann ich dich unterstützen?“ So wirken Sie nicht bevormundend und fördern Eigenverantwortung.Sorgen und Anliegen ignorieren
Wer Sätze sagt wie: „Das ist doch kein Grund zur Aufregung“ oder „Das betrifft uns doch nicht“, übergeht die Gefühle und Sorgen seiner Kollegen. Solche Reaktionen entstehen oft aus Zeitdruck oder Unverständnis, wirken aber herablassend. Ignorierte Anliegen führen zu Frustration und schwächen schnell die (offene) Kommunikation im Team.
Besser: Seien Sie empathisch und reagieren verständnisvoll: „Ich merke, dass dich das belastet. Was brauchst du? Wie können wir damit umgehen?“ Das signalisiert Wertschätzung und fördert eine lösungsorientierte Haltung, ohne Sorgen kleinzureden.Privates in die Diskussion ziehen
Bemerkungen wie „Kein Wunder, dass du Single bist“ oder „Wenn du dein Leben besser organisieren würdest, wäre das kein Problem“ sind unprofessionell und respektlos. Sie entstehen oft aus Frust oder in Streitgesprächen und führen zu weiteren Verletzungen und Spannungen. Solche emotionalen Aussagen haben keinen Nutzen, können aber großen Schaden anrichten und die Zusammenarbeit nachhaltig belasten. 
Besser: Hier gibt es kein Besser. Es gilt: Persönliche Themen im beruflichen Kontext am besten weglassen. Menschen, die mit solchen Bemerkungen konfrontiert werden, verlassen am besten zunächst die Situation: „Lass uns eine kurze Pause machen und später noch einmal in Ruhe darüber sprechen, wie wir einen gemeinsamen Weg finden.“