Wenn Fake-Shops ihre Kunden ausnehmen, weilen die Täter oft im fernen Ausland und sind nicht zu kriegen. Diesmal wurde zwei Betrügern in Rostock der Prozess gemacht.

Wenn im Internet betrogen wird, weilen die Täter oft im fernen Ausland, unerreichbar für die deutsche Justiz. Nicht so in diesem Fall: Nach Betrügereien im Internet sind zwei Männer in Rostock zu hohen Haftstrafen verurteilt worden. Der Haupttäter, ein Italiener, bekam sieben Jahre und neun Monate, sein deutscher Komplize, fünf Jahre und neun Monate Haft. Von November 2019 bis Dezember 2021 betrieben sie nach Überzeugung des Landgerichts 30 Fake-Shops im Internet und prellten ihre Kunden um mehr als 4,3 Millionen Euro.

In den Online-Shops boten sie demnach gegen Vorkasse Waren zu unschlagbar günstigen Preisen an – von Sportartikeln über Unterhaltungselektronik bis hin zu Heimwerkerbedarf. „Sie waren jedoch weder willens noch in der Lage, auf Kundenbestellungen solche Produkte zu liefern“, teilte ein Gerichtssprecher mit. Den beiden 41 Jahre alten Männern sei es allein darum gegangen, Geld einzunehmen, um ihren luxuriösen Lebensstil zu finanzieren.

Nur für wenige Tage waren die Fake-Shops jeweils online 

Die Fake-Shops existierten laut Gericht jeweils nur einige Tage oder Wochen. So sei es den beiden Männern gelungen, ihre Identität über längere Zeit zu verschleiern. Sie hätten dafür falsche oder frei erfundene Personalien verwendet.

Dem Gericht zufolge fielen mindestens 10.600 Menschen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz auf die beiden herein. Den Opfern seien in der Regel Schäden von einigen Hundert, in Einzelfällen aber auch einigen Tausend Euro entstanden – in Summe mehr als 4,3 Millionen Euro. Instagram Fake Shops Abzocke_15.05

Mehr als 200 Zeugen gehört

Die beiden Männer wurden wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Das Fake-Shop-Verfahren nahm einem Gerichtssprecher zufolge 83 Verhandlungstage in Anspruch. Mehr als 200 Zeugen wurden demnach vernommen. Am 80. Tag legten die Angeklagten schließlich Geständnisse ab. 

Das Gericht ordnete dem Sprecher zufolge an, von den beiden Verurteilten Werte in Höhe von rund vier Millionen Euro sowie das hochwertige technische Equipment einzuziehen, das sie für ihre Taten benutzt hatten.