Nach der Gerichtsverhandlung wegen Vortäuschung eines Antisemitismus-Skandals will Gil Ofarim nun zurück ins Rampenlicht. Doch wie einsichtig ist er wirklich?
Drei Jahre ist es her, dass Gil Ofarim einen Skandal auslöste: Er sei wegen seines Davidstern in einem Hotel antisemitisch diskriminiert worden, echauffierte sich der Sänger damals. An den Vorwürfen hielt er selbst fest, als der Fall vor Gericht ging. Erst am sechsten Sitzungstag gestand er dann: Sie waren erfunden. Ofarim zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Nun kündigte er seine Rückkehr an. Und setzt auf Reue.
Unter dem Titel „Korrektur der Zeit“ will er am 21. April des nächsten Jahres das erste Konzert seit Jahren spielen, im Matrix in Bochum. Das bestätigte eine Pressemitteilung, nachdem zunächst „Bild“ über die Pläne berichtet hatte. Das Konzert sei als „emotionale Reise durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ geplant, so die Mitteilung. Der Sänger wolle „ein neues Kapitel seiner Karriere aufschlagen“. Das Konzert solle eine „persönliche und künstlerische Auseinandersetzung mit den Herausforderungen und Veränderungen der vergangenen Jahre“ werden.
Wie einsichtig ist Gil Ofarim?
Dass es Ofarim zurück in die Öffentlichkeit zieht, deutete ein Video an, das er am 12. November bei Instagram veröffentlicht hatte. In dem Clip gibt sich der auch optisch veränderte Musiker geläutert. Er habe 25 Kilo Gewicht verloren, verzichte auf Alkohol, habe professionelle Hilfe in Anspruch genommen, berichtet er. „Ich übernehme die Verantwortung für das, was ich getan habe. Für Dinge, die ich bereue, die mir leidtun und für die ich büße“, erklärt er bewegt. Was in dem Clip aber fehlt: Eine konkrete Entschuldigung beim Westin-Hotel in Leipzig und dem Mitarbeiter, gegen den er die schweren Vorwürfe erhoben hatte. Der musste nicht nur zwischendurch um seinen Job fürchten, sondern bekam auch Morddrohungen.
Ofarim IV Lügen beibehalten 1235„Aber so was ist nicht mit einer Entschuldigung oder Schweigen erledigt. Und das weiß ich jetzt“, schneidet er das Thema in seinem Clip lediglich an. Zwar betont er, zu seinen Fehlern zu stehen, diese zu bereuen und dafür zu büßen. Zum Großteil geht es aber um ihn selbst, wie auch viele Kommentare bei Instagram beklagen. „Ich möchte den Versuch unternehmen, euch und mein Leben wieder zurückzugewinnen“, erklärt er offen seine Motivation. „Jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient.“
Verschleppte Lügen
Dass viele Menschen ihm den Sinneswandel nicht so richtig abnehmen, hat sicher auch mit Ofarims Verhalten zu tun. Obwohl zwischen dem Skandal und der Verhandlung zwei Jahre lagen, gestand er erst am sechsten Prozesstag im November 2023, sich die Vorwürfe ausgedacht zu haben. Und bat den von ihm zu Unrecht beschuldigten Hotel-Mitarbeiter um Verzeihung.
Dass das Gericht das Verfahren trotzdem erst im August einstellte, hatte ebenfalls Ofarim zu verantworten: Er hatte monatelang eine Auflage ignoriert, jeweils 5000 Euro an die Jüdische Gemeinde zu Leipzig und an die Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz zu zahlen. Entsprechend kritisch fiel die Reaktion auf sein Entschuldigungsvideo aus.
Bei der Ankündigung zu seinem Konzert ist das nun allerdings anders. Wenige Stunden nach seinem Post dazu sind die Reaktionen bei Instagram fast ausnahmslos positiv. Wenigstens ein Teil der Fans scheint also zu einer zweiten Chance bereit zu sein.
Quellen: Pressemitteilung, Instagram