Zweimal finden olympische Segelwettbewerbe bereits vor Kiel statt. Nun steht eine erneute Bewerbung der Segelstadt an. Der Landtag unterstützt das – und noch mehr.
Schleswig-Holstein und die Segelstadt Kiel richten den Blick auf eine deutsche Olympia-Bewerbung für die Sommerspiele 2036 oder 2040. „Wir könnten aus dem Stand heraus olympische Segelwettbewerbe in Kiel organisieren“, sagte Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer. Das weltweite Renommee des Segelstandorts Kiel könne die deutsche Bewerbung voranbringen. Die jährlich Ende Juni stattfindende Kieler Woche gilt als größtes Segelsportereignis der Welt.
„Wir könnten uns vorstellen, ein olympisches Dorf zu bauen“, sagte Kämpfer. Dieses könne später sozialer Wohnraum werden. Denkbar sei aber auch der Einsatz von Hausbooten, die Studentinnen und Studenten nach den Spielen nutzen könnten.
Am Vormittag unterstützte bereits der Landtag einstimmig eine Olympia-Bewerbung Kiels für Segeln und weitere Sportarten. Am Nachmittag wollte sich die Kieler Ratsversammlung damit befassen. Kämpfer rechnete mit einer breiten Mehrheit dafür. „Kiel kann Olympia, das haben wir in der Vergangenheit bereits eindrucksvoll gezeigt“, sagte Stadtpräsidentin Bettina Aust.
Kieler Segeltradition
Bereits die Segelwettbewerbe der Spiele von 1936 in Berlin und 1972 in München fanden vor Kiel statt. Hamburg hatte eine Bewerbung für die Spiele 2024 gestartet, die aber bei einem Volksentscheid 2015 kassiert worden war. Die Segelwettbewerbe hätten in Kiel stattfinden sollen. Dort stand eine deutliche Mehrheit damals hinter der Bewerbung.
Kiel habe eine jahrhundertelange Tradition des Segelns, die tief in der Identität der Menschen verankert sei, sagte Sportministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU). „Die Kieler Förde und die Ostsee bieten ideale Bedingungen für faire und spannende Segelwettbewerbe, aber auch für das Freiwasserschwimmen und das Küstenrudern wäre diese Region bestens geeignet.“
Das Revier sei weltweit bekannt für seine vielfältigen Wind- und Wetterverhältnisse, die es Athleten und Athletinnen ermöglichten, ihr ganzes Können unter Beweis zu stellen, sagte Sütterlin-Waack. „Wir haben immer wieder bewiesen, dass wir in der Lage sind, Wassersport auf höchstem Niveau zu organisieren und zu präsentieren.“ Die Kieler Woche gelte als größtes Segelsportereignis der Welt. „Die Olympischen Spiele in Kiel sollen aber auch ein Meilenstein für nachhaltigen Sport sein. Kiel steht für Klimaschutz und Ressourcenschonung.“
Segelstandort Nummer eins
Die Menschen im Norden hätten bereits 2015 die olympische Bewerbung unterstützt, sagte Sütterlin-Waack. Sie sei überzeugt, dass diese es wieder tun werden. „Wir sind Segel- und Wasserstandort Nummer Eins in der Bundesrepublik.“
Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) erklärte, „wir wollen den olympischen Geist ein drittes Mal nach Schleswig-Holstein holen“. Die Landesregierung unterstütze die Bewerbung nach Kräften.
Eine Bewerbung um die Spiele 2036 müsse geschichtlich anders aufbereitet werden als 2040, sagte Landtagspräsidentin Kristina Herbst. „Man kann aber genau zeigen, 100 Jahre später hat sich die Welt auch in Deutschland verändert.“ Das könne auch ein starkes Signal sein.
Die Präsidentin des Landessportverbandes, Barbara Ostmeier, unterstützt die Bewerbung: „Die Landeshauptstadt Kiel eignet sich hervorragend als Austragungsort für viele Wassersportwettbewerbe. Wir erhoffen uns von der Olympia-Bewerbung einen enormen Schub für die gesamte Sportlandschaft in Schleswig-Holstein – insbesondere im Hinblick auf die Sportstätteninfrastruktur im Land und auf die in der landesweiten Sportentwicklungsplanung enthaltene Stärkung der Sportvereine in Schleswig-Holstein.“
Die Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) will 2025 entscheiden, ob sich Deutschland um die Austragung der Olympischen und Paralympischen Spiele im Jahr 2036 oder 2040 bewirbt.