Zum jährlichen Elisabethempfang mit Politikern appelliert Bischof Neymeyr, auf die Menschenwürde zu achten. Dafür müssten alle an sich selbst arbeiten – wie er aus Erfahrung weiß.

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr spricht sich für den Zugang zu Arbeit für Geflüchtete unter menschenwürdigen Bedingungen aus. Aus seiner Sicht müssten auch geflüchtete Menschen die Möglichkeit erhalten, sich durch Arbeit ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen, sagte Neymeyr laut Redemanuskript zum Elisabethempfang des Bistums für Thüringer Politiker. Dafür seien Sprach- und Integrationskurse, aber auch die zügige Anerkennung von Ausbildungsabschlüssen nötig.

„Für den Zusammenhalt der Gesellschaft ist es unerlässlich, dass jeder die Würde seines Mitmenschen respektiert mit der schlichten Einstellung: Der ist ein Mensch wie ich“, so Neymeyr. Jeder müsse bei sich selbst jede Einstellung bekämpfen, die andere Menschen diskriminiert.

„Ich musste mich tatsächlich einüben“

Aus eigener Erfahrung könne er bestätigen, dass das nicht einfach sei. So habe der 67-Jährige etwa erst relativ spät gelernt, homosexuell veranlagten Menschen aufgeschlossen und unvoreingenommen zu begegnen: „Ich musste mich tatsächlich einüben, jemanden, von dem ich wusste, dass er mit einem gleichgeschlechtlichen Menschen verheiratet ist, zu fragen: „Wie geht es Ihrem Mann?“ oder „Wie geht es ihrer Frau?““

Neymeyr ist inzwischen seit zehn Jahren Bischof. Am 19. September 2014 ernannte ihn Papst Franziskus zum Leiter des Bistums Erfurt, am 22. November im selben Jahr wurde er im Erfurter Dom ins Amt eingeführt.

Das Bistum Erfurt richtet den Elisabethempfang seit 1992 als Begegnungsabend von Kirche und Politik aus. Er wird jährlich in zeitlicher Nähe zum Gedenktag der Erfurter Bistumspatronin (19. November), der heiligen Elisabeth von Thüringen, veranstaltet.