Der bisherige Leiter der Fachstelle Kinderschutz in Brandenburg zieht Bilanz. Er nennt die Zahl der Gefährdungsmeldungen – und die der tatsächlichen Fälle. Die Zahlen unterscheiden sich deutlich.
Die Zahl der Meldungen über eine mögliche Kindeswohlgefährdung hat in Brandenburg stark zugenommen – die Zahl der tatsächlichen Fälle aber nicht.
Im Jahr 2009 habe es landesweit rund 3.400 Meldungen möglicher Kindeswohlgefährdung gegeben, im Jahr 2023 seien es mit rund 7.700 mehr als doppelt so viele gewesen, sagte der bisherige Leiter der Fachstelle Kinderschutz im Land Brandenburg, Hans Leitner, dem „Tagesspiegel“. „Das ist erfreulich, weil das Helfersystem präventiv hinschaut und dort, wo tatsächlich eine Gefährdung von Kindern droht, frühzeitig einschreiten kann.“
Die Zahl wirklicher Gefährdungsfälle nahm in diesem Zeitraum nicht zu. Im Jahr 2009 hätten sich rund 3.000 Meldungen – fast 90 Prozent – als tatsächliche Kindeswohlgefährdungen erwiesen, sagte Leitner. Im vergangenen Jahr habe in 2.800 Fällen – das entspricht rund 35 Prozent – eine Kindeswohlgefährdung vorgelegen. Der langjährige Fachstellen-Leiter sagte, es sei wichtig, Fachkräfte zu sensibilisieren und Nachbarn und das Umfeld von Familien mit im Blick zu haben. „Lieber einmal umsonst Alarm schlagen als gar nicht.“
Der Landtag verabschiedete in diesem Jahr ein Gesetz, mit dem der Schutz und die Rechte von Kindern gestärkt werden. Kinder und Jugendliche sollen vor Vernachlässigung, körperlicher und psychischer Misshandlung und sexualisierter Gewalt geschützt werden. Bei Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe müssen ab 1. Januar 2025 Schutzkonzepte aufgestellt werden. Diese Forderung sei bundesweit einmalig, sagte Leitner. Der frühere Leiter der Fachstelle Kinderschutz wird am Freitag in den Ruhestand verabschiedet.