Hollywood hat ein Horrorjahr hinter sich. Die Fortsetzung des alten Hits „Gladiator“ entscheidet nun tatsächlich über Leben oder Tod.

Die Nachrichten, die gerade aus Amerika eintreffen, sind beunruhigend. Die Rede ist hier ausnahmsweise mal nicht von Donald und seinen neuen Abenteuern in Erpelhausen. Hollywood macht sich Sorgen ums Geld.

Mehrere Filmstudios meldeten in den vergangenen Tagen Umsatzeinbrüche in Millionenhöhe. Gleich mehrere ihrer Produktionen fanden zu wenig Publikum: „Borderlands“ und „The Crow“ (Lionsgate), „Joker: Folie à Deux“, „Beetlejuice Beetlejuice“ und „Twisters“ (Warner), „Venom“: The Last Dance“ (Sony), „Alien: Romulus“ (Disney) und „The Fall Guy“ (Universal).

Und aus dem Wachstumsmarkt China kam die unfrohe Botschaft, dass junge Leute dort seltener ins Kino gehen. Stattdessen vertreiben sie sich ihre Freizeit mit Computerspielen und kurzen Onlinevideos.

Um den phänomenalen Erfolg von „Barbenheimer“, also den simultanen Start zweier extrem unterschiedlicher Filme wie „Barbie“ und „Oppenheimer“, zu kopieren, haben sich Marketing-Experten deshalb „Glicked“ ausgedacht. Zumindest in den USA starten, gleichzeitig und kurz vor dem besucherstarken Thanksgiving-Wochenende, das Macho-Epos „Gladiator 2“ und die Musical-Adaption „Wicked“ (deutscher Start am 12. Dezember), dessen singende Hexen vor allem weibliche Zuschauer locken sollen. „Die Filme könnten nicht gegensätzlicher sein“, sagt Paul Mescal, „aber ‚Wickdiator‘ geht eben nicht so leicht von der Zunge“.

Lockt Paul Mescal neue Besucher in die Kinos?

Mescal ist einer der Hauptgründe, warum das ebenfalls gebeutelte Filmstudio Paramount hofft, dass Römer in Sandalen, die im Sand einer Arena ihre Blutproben abgeben, noch die Massen bewegen können wie sonst nur ein neuer „Asterix“-Band. Der 28-Jährige trägt einen Namen wie ein mexikanischer Schnaps, stammt aber aus Irland und gilt seit einiger Zeit neben Austin Butler, Barry Keoghan und Jacob Elordi als It-Boy des Kinos.

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Ursprünglich wollte sich Mescal als Rugby-Spieler einen Namen machen. Experten priesen ihn als „gut entwickelt und sehr stark“, doch nach einem Kieferbruch gab er den Sport auf. Auch weil er Angst hatte um Gesicht und Körper für seine andere Leidenschaft: die Bühne. Nach einer Premiere als Titelheld im Musical „Das Phantom der Oper“ ging es bergauf. Noch vor seinem Abschluss an der Schauspielakademie am Trinity College von Dublin, der renommiertesten Universität seines Heimatlandes, engagierte er einen eigenen Agenten.

Nach vielen Theater-Jobs machte ihn die Hauptrolle in der BBC-Serie „Normal People“, einer Adaption des Bestsellers von Sally Rooney, vor vier Jahren bekannt. Er spielt den Sohn einer Reinigungskraft, der sich in die Tochter ihrer Auftraggeberin verliebt. „Wenn ich das versemmle, werden mich alle Fans der Vorlage hassen“, befürchtete er damals. „Und ich werde nie wieder einen Job bekommen.“ Am Ende hatte sogar die goldene Halskette, die Mescal als Figur trägt, eine eigene Fanseite auf Instagram, mit 131.000 Followern bis heute. Seinen eigenen Account hat er auf privat geschaltet.

Auf der Leinwand gilt Mescal spätestens seit seinem Auftritt im Indie-Drama „Aftersun“ von 2022 als Versprechen für die Zukunft. Für die Wucht und emotionale Tiefe seiner Darstellung eines alleinerziehenden Vaters, der mit seiner elfjährigen Tochter in einem Resort urlaubt und versucht, seine seelischen Probleme in der Hitze aufzulösen, bekam er sogar eine Oscarnominierung.

Alte Römer: Denzel Washington als Geschäftsmann, Pascal als General, Connie Nielsen als Prinzessin
© Leber/ ullstein bild; bpk

„Er wirkt auf mich wie eine Kreuzung aus Richard Harris und einem sehr jungen Albert Finney“, erklärt „Gladiator“-Regisseur Ridley Scott seine Wahl. Um als Actionheld zu überzeugen, durchlief Mescal nach der Zusage die genreübliche Vorbereitungstortur: Krafttraining, bewusste Ernährung, Schwertkampf. „Mein Job war es, diese berühmte Rüstung auszufüllen“, sagt er. „Also gab es viel Hühnerbrust, und ich musste dauernd schwere Dinge hochheben.“

Frischfleisch für Brot und Spiele

Pläne für einen zweiten Gladiatoren-Teil habe es bereits kurz nach dem Siegeszug des Originals gegeben, berichten die Produzenten. Doch es sollte satte 24 Jahre dauern, bis Schauspieler aus den USA und Chile, Dänemark und eben Irland so tun durften, als tränken sie bereits mittags süßen Rotwein und als beherrschten sie die lateinische Sprache. Rom, das Zentrum eines riesigen Reiches, galt tatsächlich mal als ein Schmelztiegel der Kulturen.

Sein Film sei einfach weiterhin im Gedächtnis der Öffentlichkeit geblieben, sagt Scott. „Ich wusste sofort, dass wir eine Fortsetzung in Erwägung ziehen sollten, aber es dauerte länger, bis wir herausfanden, wie die Geschichte aussehen sollte.“

Die Geschichte: Sie bleibt den vertrauten Leitmotiven treu. Im Original lässt ein korrupter Herrscher (Joaquin Phoenix) die Familie des Titelhelden (Russell Crowe) ermorden. Als Sklave kehrt dieser zurück nach Rom, um sich zu rächen.

Diesmal wird die nordafrikanische Wahlheimat des jungen Lucius (Mescal) von römischen Truppen erobert, seine Frau stirbt im Kampf. Die Kriegsgefangenen werden versklavt und, falls fit genug, von einem geschäftstüchtigen Intriganten (Denzel Washington) zu Kampfmaschinen ausgebildet. Frischfleisch für Brot und Spiele. Eigentlich will der zweite Gladiator aber nur eines: Rache am verantwortlichen General Maximus (Pedro Pascal).

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Also werden Daumen gehoben und gesenkt, diesmal von einem Zwillingspaar auf dem kaiserlichen Thron. Halb nackte Männer verstümmeln sich gegenseitig, und die sandige Arena gleicht einem Zooladen für exotische Tiere. Zum Einsatz kommen eine Pavianhorde, ein Nashorn und ein Schwarm Haie, für die man das Kolosseum eigens in einen großen Swimmingpool inklusive Galeeren verwandelt hat.

„Gladiator 2“ spielt etwa 15 Jahre nach dem ersten Teil

Lucius war im ersten Teil, der inhaltlich ungefähr 15 Jahre zuvor spielte, der Neffe des Kaisers. Wie nah sich Lucius und sein Widersacher Maximus tatsächlich stehen, kann jeder selbst im Kino überprüfen. Überraschend ist es nicht.

Ebenfalls kaum überraschend: Russell Crowe kommt nur in Rückblenden ins Bild. Doch seine Legende lebt fort. In den Katakomben des Kolosseums wurde sein Name in die Wand geritzt, Brustpanzer und Schwert werden präsentiert wie in einem Schrein. „Ich fühle mich ein wenig unwohl damit, dass sie einen weiteren Film drehen“, sagte Crowe kürzlich in einem Podcast. Weil er Probleme habe mit der moralischen Entwicklung seines Nachfolgers. „Aber natürlich bin ich tot, und ich habe kein Mitspracherecht mehr.“ Etwas melancholisch und neidisch sei er trotzdem: weil ihm der Film und sein Erfolg – fünf Oscars, darunter je einer für ihn und Phoenix plus 465 Millionen Dollar Einspiel an den Kinokassen – viele Türen in Hollywood geöffnet hätten.

Führen für „Gladiator 2“ also erneut alle Wege ins Kino? Die Schauspieler um Mescal und die Stuntmen leisten überzeugende Arbeit. Und dass im Zentrum ein zorniger, junger Mann steht, passt vielleicht besser in die Gegenwart, als uns lieb ist.