Zuletzt wurde ein Dinosaurier-Skelett für rund 45 Millionen Dollar erworben. In Paris kommt nun der größte Urzeit-Riese unter den Hammer, der jemals versteigert wurde.

T-Rex, Diplodocus, Allosaurus, Triceratops: Dinosaurier faszinieren. In Museen werden ihre Skelette seit jeher bestaunt. Über die Leinwand stampfen die lebensgroßen Nachbildungen der prähistorischen Tiere seit mehr als 100 Jahren. Nun sind sie zu begehrten Sammel- und Statusobjekten für Millionäre geworden. Denn die prähistorischen Riesenechsen sind nicht nur groß, sondern auch teuer.

Erst im Juli wurde in New York bei Sotheby’s ein Urzeit-Skelett für rund 45 Millionen Dollar versteigert. Das Auktionshaus war ursprünglich von einem Preis von bis zu sechs Millionen Dollar ausgegangen. Als rekordverdächtig gilt nun auch die Auktion am 16. November in Paris: Bei der Riesenechse handelt es sich um den größten Saurier, der jemals auf einer Versteigerung angeboten wurde.

Ein Markt, der floriert

„Vulcain“, wie der Pflanzenfresser mit Spitznamen heißt, ist 20,50 Meter lang und rund 150 Millionen Jahre alt. Er gehört zur Gattung der Apatosaurier und verfügt über mehr als 80 Prozent seiner natürlichen Knochen. Je vollständiger ein Skelett, desto teurer ist es. „Wenn man 70 Prozent erreicht, ist es bereits ausgezeichnet, erklärte Eric Mickeler der Nachrichtenagentur DPA. Der Experte betreut seit Anfang der 2000er Jahre die Dinosaurier-Auktionen in Frankreich.Dinosaurier im Boden 9:02

Die erste große Dinosaurier-Auktion gab es 1997 in New York bei Sotheby’s. Der Verkauf von „Sue“, einem fleischfressenden Tyrannosaurus Rex, umgangssprachlich auch T-Rex abgekürzt, erzielte rund 8,4 Millionen Dollar. Die Urzeitechse war 4 Meter hoch und 13 Meter lang und soll noch alle Zähne und Wirbel gehabt haben. 

2020 sorgte „Stan“ für Aufsehen, ein zu 70 Prozent vollständiges T-Rex-Fossil. Es kam bei Christie’s in New York für 31,8 Millionen Dollar unter den Hammer kam. Zwei Jahre später fand bei Christie’s in New York die Versteigerung von „The Raptor“ statt, das Skelett eines Deinonychus, der Steven Spielberg zu seinem Film „Jurassic Park“ inspiriert hatte. Es erzielte 12,4 Millionen Dollar. 

„Apex“ hält Dinosaurier-Weltrekord 

Mit rund 45 Millionen Dollar hält derzeit „Apex“ den Weltrekord. Das etwa acht Meter lange und 3,50 Meter hohe Skelett des Stegosaurus, bei dem von ungefähr 319 fossilen Knochenelementen noch 254 erhalten sind, kam im Juli 2024 unter den Hammer. 

Das Auktionshaus Sotheby’s schätzte den Verkaufswert des rund 150 Millionen Jahre alten Fossils auf vier bis sechs Millionen Dollar. Der europäische Rekord wurde 2021 in Paris mit dem Verkauf des Triceratops „Big John“ für 6 Millionen Euro erreicht.Interview Dinosaurier Albersdörfer 10:28

Für Olivier Collin du Bocage, Auktionator und Mitorganisator der „Vulcain“-Auktion liegt der Verkauf von Dinosauriern immer mehr im Trend: „Es handelt sich um ein Objekt mit starkem kulturellem Mehrwert“, wie auch er der dpa sagte. Man werde Eigentümer eines Stücks Geschichte unserer Erde. 

Der Spielberg-Effekt

Für Mickeler geht die Begeisterung auf „Jurassic Park“ von Steven Spielberg zurück, einer der bekanntesten Filme aus den 90er Jahren. Darin muss sich eine Forschergruppe auf einer Insel gegen gentechnisch wieder erschaffene Dinosaurier behaupten. 

Von einem „Spielberg-Effekt“ ist auch Auktionator Alexandre Giquello überzeugt. Wie er der französischen Wirtschaftszeitung „Capital“ sagte, werde man, sobald man einen Verkauf organisiere, gefragt, ob es sich um den zweibeinigen, gefiederten Fleischfresser Velociraptor aus „Jurassic Park“ handle.

Vom tschechischen Geschäftsmann bis zum französischen Winzer

Früher wurden Fossilien von wohlhabenden Amateuren gekauft, die sich für Paläontologie interessierten, der Wissenschaft von Lebewesen vergangener Erdzeitalter, oder von Museen. Heute reicht das Profil bis hin zu großen Unternehmen, Industriellen und Stars.

Einige verleihen die Skelette dauerhaft oder zeitweise an Museen. Andere benutzen sie zu Marketingzwecken, wie in dem Fall eines reichen tschechischen Geschäftsmanns, der laut Mickeler das Skelett eines 154 Millionen Jahre alten Diplodocus für eines seiner Einkaufszentren erworben hat. 

Von Nicolas Cage bis Leonardo DiCaprio 

Auf der anderen Seite des Atlantiks schmücken Hollywoodstars ihre Häuser mit Fossilien. Nicolas Cage erwarb 2007 bei dem Auktionshaus IM Chaits mit Sitz in Los Angeles einen Triceratops-Kopf. Sein Schauspielkollege Leonardo DiCaprio soll kräftig mitgesteigert haben. 

Laut Auktionator Josh Chait sei auch Regisseur Ron Howard ein bekannter Sammler des Hauses. Dino-Skelette und -Knochen seien sehr bei Hollywood-Größen und Superreiche aus dem Nahen Osten gefragt, zitierte ihn „The Telegraph“. 

Kritik am boomenden Auktionsmarkt

„Überhaupt nicht akzeptabel“, „Skandal“: Wissenschaftler und Paläontologen stehen dem boomenden Auktionsmarkt meist kritisch gegenüber. Paläontologen wie Jean Le Loeuff befürchten den Verlust wertvoller Fossilien für die Forschung: „Zuvor kauften Museen die Fossilien. Nun sind es Leute, die sich das ins Wohnzimmer stellen“, sagte er im Radiosender „France Inter“.STERN PAID 31_24 Dinosaurier 06.04

Ronan Allain, Leiter der Sammlungen für fossile Reptilien und Vögel im Museum für Naturgeschichte in Paris, prangert die eskalierenden Preise an, die den Erwerb bedeutender Skelette für Museen und wissenschaftliche Institutionen immer schwieriger machen würden. Als „reine Geschäftemacherei“ kritisierte er die hohen Preise, die auch zu einem Anstieg des illegalen Handels führen könnten. 

Auf dem Fachportal „dinonews.net“ wirft er den Auktionshäusern zudem vor, nicht ausreichend genug die Herkunft der Fossilien zu dokumentieren. Wenn als Herkunftsland Eurasien genannt werde, wüsste man, dass sie aus China stammen, erklärte er. Und China verbiete den Export ebenso wie Marokko.