Damit Windstrom künftig besser aus dem Norden in den Süden kommt, sind neue Leitungen nötig. Doch müssen es immer teure Erdkabel sein? Der frühere Staatssekretär Feicht hat dazu eine klare Meinung.
Der Chef des Kölner Versorger Rheinenergie, Andreas Feicht, hat sich in der Debatte um die Übertragungsnetz-Ausbaukosten dafür ausgesprochen, künftig Freileitungen den Vorrang gegenüber Erdkabeln zu geben. Erdverkabelung sei viel teurer in der Verlegung, „aber auch viel teurer im Betrieb“, sagte Feicht am Montagabend bei einer Veranstaltung der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung in Düsseldorf. So würden etwa bei der Erdkabelverlegung viele Muffen verlegt, die kompliziert zu verbauen seien. „Die Lebensdauer dieser Kabel ist einfach viel geringer als die Freileitung und das werden wir dann später in den Betriebskosten spüren“, sagte der Energiemanager.
Feicht ist seit August 2022 Vorstandsvorsitzender des kommunalen Versorgungsunternehmens. Zuvor war er von 2019 bis 2021 als Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium unter Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zuständig für Energie. Rheinenergie ist einer der größten kommunalen Versorger Deutschlands.
Feicht betont Rolle der Bundesländer
Feicht sprach sich dagegen aus, bereits begonnene Erdkabelprojekte wie Südlink oder Südostlink zu stoppen. Die nächsten Projekte müssten aber dringend als Freileitungen ausgelegt sein. „Das ist eine rein politische Frage und hier müssen die Länder eine Rolle spielen. Die Länder, durch die diese Leitungen gehen, müssen ihren Beitrag dazu leisten.“
Die Position Feichts liegt auf einer Linie mit den jüngst vorgelegten Vorstellungen der Unionsfraktion. Beim Ausbau der Übertragungsnetze sollen aus Sicht der Union die notwendigen Netze für die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung künftig in der Regel als Freileitungen geplant und verwirklicht werden, wenn sich dadurch Vorteile für Kosten und Bautempo ergeben. Dabei solle der Grundsatz gelten: „Oberirdisch wo möglich – unterirdisch wo nötig“.
Netzkosten werden auf alle Stromkunden umgelegt
Für die Energiewende müssen Tausende Kilometer neue Überland-Stromleitungen verlegt werden, die vor allem Windstrom aus dem Norden in den Süden Deutschlands transportieren sollen. Ein erheblicher Anteil davon sollen Erdkabel sein, die teurer sind als Freileitungen. Die Kosten werden über die Netzentgelte auf alle Stromkunden umgelegt. Der Erdkabelvorrang gilt seit 2016. Er war eingeführt worden, um die Akzeptanz für den Netzausbau zu erhöhen.