Nach den verheerenden Überschwemmungen im Osten Spaniens haben in der Küstenmetropole Valencia tausende Menschen gegen das Krisenmanagement der Behörden demonstiert. Wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete, zogen die Demonstrierenden am Samstag vom Rathaus der Stadt zum Sitz der Nationalregierung. Mit dem Ruf „Mörder“ machten sie ihrer Wut über die Behörden Luft, viele forderten den Rücktritt von Regionalpräsident Carlos Mazón.
Gegen den Regierungschef der Region Valencia und Politiker der konservativen Volkspartei PP richtete sich ein Großteil der Wut der Demonstrierenden. Aber auch Spaniens sozialistischer Regierungschef Pedro Sánchez wurde von den Protestteilnehmern kritisiert. Beide Politiker haben sich gegenseitig vorgeworfen, die Überschwemmungen infolge massiver Regenfälle Ende Oktober unterschätzt und die Rettungs- und Hilfseinsätze schlecht koordiniert zu haben.
Die 30-jährige Demonstrantin Rosa kritisierte „politischen Krieg, als nicht der Moment dafür war, weil die Bürger Hilfe brauchten und diese nicht bekamen“. Damit hätten sich die Behörden der „fahrlässigen Tötung“ schuldig gemacht.
Der 73-jährige Julián García warf Mazóns Regionalregierung vor, von der Zentralregierung in Madrid nicht die Unterstützung erbeten zu haben, die nach der Katastrophe nötig gewesen sei. Der Regionalpräsident müsse daher zurücktreten. Auch auf einem Transparent an der Spitze des Protestzugs sowie auf vielen selbst gebastelten Plakaten stand „Mazón Rücktritt“ zu lesen. In der spanischen Hauptstadt Madrid, die nicht zur Region Valencia gehört, forderten hunderte Demonstrierende ebenfalls Mazóns Amtsverzicht.
Der Osten und Süden Spaniens waren Ende Oktober von heftigen Regenfällen heimgesucht worden, mancherorts gab es binnen 24 Stunden so viel Niederschlag wie sonst in einem ganzen Jahr. Zahlreiche Straßen verwandelten sich so in reißende Flüsse und rissen Autos mitsamt ihren Insassen mit sich. Nach vorläufigen Angaben starben mindestens 220 Menschen, fast alle in der Region Valencia.