Ein Wattmesser für das Rennrad misst, wie viel Druck Radler auf die Pedale bringen. Wie die Powermeter funktionieren, für wen sie sich lohnen und welche Modelle es gibt.
Lange waren sogenannte Powermeter oder Wattmesser Radsport-Profis vorenthalten, was an den sehr hohen Kosten für die Geräte lag. Inzwischen sind sie erschwinglicher geworden, weshalb sich auch ambitionierte Hobby-Radsportler:innen für die Powermeter interessieren. Sinn der Wattmesser ist, den Trainingsfortschritt akkurat zu protokollieren, um das eigene Training besser steuern zu können.
Was macht ein Powermeter?
Ein Powermeter oder Wattmesser errechnet, wie viel Leistung Radler:innen aufbringen, wenn sie in die Pedale treten. Um die Leistung des Radlers zu bestimmen, misst ein Powermeter die Materialverformung in Pedal, Kurbelarm oder Kurbel und setzt sie ins Verhältnis zur Trittfrequenz. Entsprechend gibt es drei unterschiedliche Arten von Wattmessern für das Rennrad:
im Kurbelarm in den Pedalen oder am Kettenblatt
Sie alle funktionieren im Kern gleich und unterscheiden sich schlicht darin, wo genau die Materialverformung gemessen wird. Die ermittelten Daten leiten Powermeter dann per Bluetooth oder anderer kabelloser Datenübertragung an ein Ausgabegerät, zum Beispiel ein Smartphone, weiter.
Wattmesser Rennrad: Ist das sinnvoll?
Powermeter messen also Daten und leiten diese weiter. Das ist natürlich schön und gut, nützt aber nichts, wenn diese Daten nicht ausgewertet werden. Ein Powermeter ergibt also nur dann Sinn, wenn Sie Ihr Training ganz gezielt anhand von Leistungsdaten steuern wollen.
Möglichkeiten datenbasiert zu trainieren, gibt es mehrere. Sie können die Durchschnittsgeschwindigkeiten ihrer Trainingseinheiten protokollieren. Oder Sie können Ihre Zeit für die gleiche Strecke stoppen oder Ihren Puls mit einem Herzfrequenzsensor aufzeichnen und daraus Rückschlüsse auf Ihren Trainingsfortschritt ziehen. Warum also die Wattmessung?
Weil die Daten des Powermeters unabhängig von äußeren Faktoren sind. Ihre Geschwindigkeit auf dem Rad ist beispielsweise stark von Rücken- oder Gegenwind abhängig und auch unser Puls wird mindestens zum Teil von wenig beeinflussbaren Parametern wie dem Wetter gedrückt oder in die Höhe getrieben. Zudem reagieren Herzfrequenzmesser immer verzögert auf Belastungsänderungen. In der Regel dauert es nach einer Tempoverschärfung oder dem Einstieg in einen Berg einige Sekunden bis der höhere Puls angezeigt wird. Ein Powermeter ist an dieser Stelle reaktionsschneller und damit auch besser geeignet, um das Radtraining zu steuern.
Idealerweise kombinieren Sie Ihre Trainingsdaten deshalb, messen also Puls, Wattstärke, Geschwindigkeit und setzen die Daten in Abhängigkeit, um beispielsweise Ihre Tagesform beim Training zu berücksichtigen.
Wattmesser Rennrad: Kurbelarm
Beginnen wir mit dem Kurbelarm-Powermeter, weil es mit dem Pedal-Powermeter der einfachste und günstigste Einstieg in die Welt der Wattmesser für das Rennrad ist. Einfach, weil die Installation ähnlich simpel wie bei Pedalsystemen gelingt und günstig, weil eben nur ein Kurbelarm benötigt wird.
Kurbelarmsysteme messen in der Regel nur einseitig, also nur den Druck eines Beins, der dann mit dem Faktor zwei multipliziert wird. Zwar ist beim Fahrradfahren ein runder und ausgeglichener Tritt beider Beine angeraten, in der Realität aber kaum möglich, weil bei den meisten Menschen die Beine unterschiedlich kräftig sind, weshalb das Messergebnis einseitiger Powermeter in der Regel etwas ungenauer ist wie das beidseitiger.
Die angesprochenen Schwankungen zwischen rechtem und linkem Bein liegen bei den meisten Menschen zwischen 4 und 6 Prozent. Für Hobbysportler sind die daraus resultierenden Messungenauigkeiten verkraftbar, vor allem, wenn man bedenkt, dass die Kurbelarm-Powermeter in der Regel günstiger sind als Pedalsysteme. Logisch: Achten Sie natürlich vor dem Kauf darauf, wie lang die rechte Kurbel am Kettenblatt ist und kaufen Sie den Powermeter für die andere Seite in derselben Länge.
Wattmesser Rennrad: Shimano 4iii Precision 3
Ein empfehlenswerter Einstieg in die Wattmesser für das Rennrad ist der Shimano 4iii Precision 3. Laut Hersteller hält seine Knopfbatterie 800 Stunden durch, bevor sie gewechselt werden muss. Neben der Wattstärke von Null bis 4.000 Watt misst der Powermeter auch die Trittfrequenz des Radlers und zwar von 30 bis 170 Tritten pro Minute. Per Bluetooth kommuniziert der 4iii Precision mit dem Fahrradcomputer oder dem Handy. Kompatible Apps sind beispielsweise Zwift, TrainerRoad und SYSTM, mit denen Sie Ihr Training exakt protokollieren und später auswerten können.
Pedalsysteme
Bei Powermetern im Pedal müssen Sie in der Regel die Länge des Kurbelarms einmalig einspeichern, weil ein längerer Kurbelarm in einem längeren Kreisumfang resultiert, den Radler:innen beim Tritt in die Pedale zurücklegen. Geben Sie dort die falsche Länge ein, verfälscht sich das Ergebnis. Bei Powermetern, die sich im Kurbelarm oder am Kettenblatt befinden, entfällt dieser Schritt.
Außerdem sollten Sie bei Pedalsystemen die Einschraubtiefe der Pedalachse beachten. Logisch: Je kleiner die ist, desto geringer ist die Materialverformung und je länger sie ist, desto größer fällt die Materialverformung aus. Auch hier gilt es, die Herstellerangaben genau zu beachten, weil die Messergebnisse sonst verfälscht werden könnten.
Noch dazu ist die Pedale eines der exponiertesten Bauteile am Fahrrad. Ein unglücklicher Sturz und der teure Powermeter ist hin. Powermeter am Kettenblatt oder im Kurbelarm sind etwas besser vor Unfällen gefeit.
Pedal-Powermeter bieten gegenüber dem einseitigen Kurbelarm einen praktischen Vorteil: Die Montage gelingt noch einfacher. Das dürfte vor allem für Besitzer mehrerer Räder interessant sein, die keine Lust haben, mehrere Wattmesser zu kaufen und die ein Interesse daran hegen, die Powermeter schnell zu wechseln. Die Pedalen lassen sich einfach ab und wieder andrehen.
Was die Messung betrifft, arbeiten auch die meisten Pedalsysteme einseitig. Die einseitigen Pedal-Powermeter bewegen sich preislich auf dem Niveau der Kurbelarmsysteme. Beidseitige Pedal-Wattmesser kosten um die 800 Euro und mehr.
Wattmesser Rennrad: Garmin Rally
Ein beidseitiger Pedal-Powermeter ist beispielsweise der Garmin Rally, den es in unterschiedlichen Versionen gibt:
Garmin Rally XC 100/200Garmin Rally RS 100/200Garmin Rally RK 100/200
Sieht erst einmal kryptisch aus, ist aber einfach. Die 100 beziehungsweise 200 klären uns darüber auf, ob sich der Powermeter in einem oder in zwei Pedalen befindet. Logisch: 100 steht für einfach und 200 für zweifach. XC, RS und RK geben über das Klicksystem der Pedale Auskunft. Die Pedalen für Rennrad und Gravel- oder Mountainbike unterscheiden sich häufig beim Klicksystem.
Garmin Rally XC steht für das Shimano SPD-Mount (Gravel- und Mountainbike)Garmin Rally RS steht für Shimano SPD-SL-Mount (Rennrad)Garmin Rally RK steht für das Look-KEO-Mount (Rennrad)
Schön: Wer sowohl Mountainbike als auch Rennrad fährt, freut sich darüber, den Powermeter in den verschiedenen Pedalen unterzubekommen, weil sich das Messinstrument in der Pedalachse befindet. Und diese Pedalachse können Sie in die unterschiedlichen Garmin-Pedalen montieren. Der Umbau dauert zwischen zehn bis 15 Minuten und erfordert neben dem richtigen Werkzeug auch etwas handwerkliches Geschick.
Ansonsten versteht sich der Garmin-Powermeter sehr gut mit den hauseigenen Fahrradcomputern. Aber auch die Zusammenarbeit mit anderen Fahrradcomputern ist möglich. Die integrierte Batterie hält laut Hersteller bis zu 120 Stunden durch, ist aber durchaus besonders. Es handelt sich dabei um eine CR1/3N beziehungsweise LR44/SR44. Hier lohnt es sich, die Batterien auf Vorrat zu kaufen.
Wattmesser am Kettenblatt
Powermeter, die sich am Kettenblatt befinden, messen in der Regel die Kraft des linken und rechten Beins. Allerdings ist ihre Montage sehr aufwendig, weil nicht jeder Powermeter einfach an das alte Kettenblatt geschraubt werden kann, weshalb Sie in der Regel Kettenblatt, Kurbelarme und Powermeter von einem Hersteller kaufen und einbauen müssen.
Das bedeutet dann auch, einmal die alte Kurbelachse, die Kurbelarme und das Kettenblatt aus- und dann die neuen Gerätschaften mit Powermeter einzubauen. Für Anfänger oder unerfahrene Schrauber kann das ein mühseliges Unterfangen sein. Und dann ist der Powermeter auch auf ein Bike limitiert, schnelles Wechseln wie bei den Pedalen ist nicht möglich.
Wattmesser Rennrad: Sram KRG Red AXS D1 Quarq Dub
Marktführer der Kettenblatt-Powermeter sind die Wattmesser von Quarq in Verbindung mit den Kettenblättern von SRAM. Zu den Modellen des Herstellers gehört auch der Sram KRG Red AXS D1 Quarq Dub Powermeter, den es in unterschiedlichen Versionen gibt, was die Kurbelarmlänge und die Größe des Kettenblatts betrifft.
Mit einem Preis von 1120 Euro gehört er zu den teuersten Powermetern im Vergleich, was auch daran liegt, dass das Paket eine Kurbelgarnitur enthält. Wer ein passendes Kettenblatt und Kurbelarme an seinem Fahrrad verbaut weiß, kann sich das Geld sparen und den Powermeter einzeln kaufen.
Ansonsten misst der Powermeter die Leistung beider Beine und arbeitet dank Bluetooth oder ANT+ mit vielen Fahrradcomputern zusammen. Besitzen Sie bereits einen Fahrradcomputer, sollten Sie natürlich vorher prüfen, ob der Powermeter damit kompatibel ist.
Trainingsfortschritt messen: FTP-Wert
Um den Trainingsfortschritt zu erkennen, nutzen Sportler gern den sogenannten FTP-Wert. Dieser lässt sich mit Powermetern besonders gut ermitteln, weil ihre Daten unabhängig von äußeren Faktoren sind. FTP steht für „Functional Threshhold Power“, was wörtlich übersetzt „funktionelle Schwellenleistung“ bedeutet. Diese Schwellenleistung (FTP-Wert) stellt dar, welche Leistung ein Radler über ein Zeitfenster von 60 Minuten gerade noch so aufrechterhalten kann.
Bei 100 Prozent des FTP-Werts können wir also genau eine Stunde Fahrrad fahren. Radeln wird 80 Prozent unseres FTP-Werts können wir länger fahren. Und fahren wir über unseren Verhältnissen (bei beispielsweise 150 Prozent), lässt sich die Geschwindigkeit nur kurzzeitig aufrecht erhalten. Beginnen wir unser Training mit dem Powermeter, ergibt es also Sinn, erst einmal den FTP-Wert zu ermitteln, dann zu trainieren und in einem Monat später den gleichen Test noch einmal zu wiederholen. Verbessert sich das Ergebnis, sehen wir relativ genau, um wie viel Prozent wir unsere Leistung gesteigert haben.
So ermitteln Sie den FTP-Wert
Den FTP-Wert zu ermitteln, ist in der Theorie relativ leicht. Entweder, Sie fahren 20 Minuten so schnell wie Sie können, berechnen den Durchschnitt des Messwerts des Powermeters und multiplizieren das Ergebnis mit 0,95. Oder Sie radeln einfach 60 Minuten mit Ihrer Höchstleistung und errechnen aus den Daten des Powermeters den Durchschnitt. Für beide Methoden bieten sich gleichbleibende Teststrecken oder im Idealfall ein Rollentrainer an, um nicht von äußeren Faktoren wie dem Verkehr oder Witterungsbedingungen ausgesetzt zu sein.
Quellen: youtube.com/fahrrad-xxl.de youtube.com/enjoyyourbike youtube.com/ridemedia youtube.com/gcnaufdeutsch
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